Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES NEUBIBERG (Dow Jones)--Der neue Vorstandssprecher der Infineon Technologies AG Spekulationen um eine bevorstehende Übernahmetransaktion ein Absage erteilt. Peter Bauer sagte vor Investoren und Analysten am Dienstag, es gebe derzeit weder Übernahmediskussionen noch stünden entsprechenden Entscheidungen an. Finanzvorstand Marco Schröter senkte auf dem jährlichen Investorentag des Halbleiterherstellers in München die Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr, bekräftigte aber die Ergebnisziele. Demnach erwarte das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr ohne die Speicherchiptochter Qimonda nun ein Umsatzplus "im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich", so Schröter. Ursprünglich hatte der DAX-Konzern ein Umsatzplus "im hohen einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr" in Aussicht gestellt. Im zurückliegenden Geschäftsjahr hatte Infineon ohne Qimonda knapp 4,1 Mrd EUR umgesetzt. In der vergangenen Woche senkte Infineon bereits den Ausblick für die Kommunikationssparte, woraufhin der Aktienkurs tief ins Minus rutschte. Der Umsatz in der Kommunikationssparte (Com) wird nach aktueller Schätzung im dritten Quartal 2007/08 nicht wie ursprünglich angekündigt steigen, sondern "in etwa auf dem Niveau des Vorquartals" bleiben. Schröter zeigte sich vor den Investoren zuversichtlich, die ursprünglichen Ergebnisziele für Infineon ohne Qimonda im laufenden Jahr zu erreichen. Er rechnet demnach weiter mit einer EBIT-Marge im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Neben konkreten Aussagen zur Geschäftsentwicklung waren am Markt auch Aussagen des neuen Vorstandssprechers zu einem etwaigen Zusammenschluss mit Wettbewerber NXP und zur grundsätzlichen strategischen Ausrichtung des DAX-Konzerns erwartet worden. Anfang vergangener Woche war nach wochenlangen Spekulationen der vorzeitige vorzeitige Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Ziebart bekannt geworden - wegen unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens, wie es hieß. Angeblich soll Ziebart gegen das vom Aufsichtsratsvorsitzenden Max Dietrich Kley verfolgte Projekt einer Fusion mit dem ehemaligen Philips-Halbleiter NXP gewesen sein, der sich im Besitz mehrerer Private-Equity-Unternehmen befindet. Der Rücktritt seines Vorgängers nicht im Zusammenhang mit den Spekulationen um eine möglichen Übernahmetransaktion, sagte dazu Ziebart-Nachfolger Bauer auf dem Investorentag. Auch werde es mit ihm keine Änderung der bisherigen Strategie von Infineon mit der Konzentration auf die Bereiche Communication Solutions (Com) und Automobil-, Industrieelektronik und Multimarket (AIM) geben. Bauer war vor seiner Berufung zum Vorstandssprecher als Vorstand für AIM-Sparte verantwortlich. Bauer bekräftigte ferner die von Investoren erwartete Trennung von der Speicherchiptochter Qimonda. Mehrfach hat der Konzern versichert, die Qimonda-Beteiligung bis spätestens zur Hauptversammlung 2009 auf unter 50% zu reduzieren. Derzeit hält Infineon 77,5% an Qimonda. Der Manager äußerte sich außerdem zu den mittelfristigen Geschäftsaussichten und bekräftigte, im Kerngeschäft von Infineon sei eine EBIT-Marge von 10% nach wie vor erreichbar. Ursprünglich hatte Infineon das Ziel für das kommende Geschäftsjahr ausgegeben, musste es bei Vorlage der Zweitquartals aber schon relativieren. Sollte sich der Euro bei einem Kurs von 1,60 USD einpendeln, sei dieses Ziel nicht zu erreichen, hieß es damals. Um die Margen zu steigern hatte Infineon zusammen mit dem Ziebart-Rücktritt das Programm "IFX 10-Plus" zur Verbesserung der Ergebnisse angekündigt. Im kommenden Geschäftsjahr 2008/09 will das Unternehmen damit zusätzlich Kosten in dreistelliger Mio-EUR-Höhe einsparen, gab Bauer nun erstmals einen konkreten Ausblick für das Programm. Die Einsparungen will das Unternehmen unter anderem mit Hilfe einer Straffung und Verlagerung von Produktion, verstärkter Auslagerung von Chip-Herstellung sowie einer erhöhten Effizienz bei Forschung und Entwicklung (F&E) erreichen. Die Einzelmaßnahmen sollen "in den nächsten Wochen erarbeitet und definiert" werden. In der nach Umsatz größten Infineon-Sparte AIM erwartet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr nach wie vor einen leichten Umsatz- und Ergebnisrückgang. 2006/07 hatte AIM bei einem Umsatz von 3,017 Mrd EUR ein EBIT von 300 Mio EUR ausgewiesen. Im nächsten Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einer EBIT-Marge vor Sondereffekten, die wieder über der des Vorjahres liegt. In der Com-Sparte sollen Umsatz und EBIT im Schlussquartal wieder steigen, nachdem für der Umsatz im laufenden dritte Quartal gegenüber den Vormonaten stagnieren und das EBIT zurückgehen soll. Im neuen Geschäftsjahr wird der Com-Umsatz über dem Niveau des laufenden Jahres gesehen. Hier hat das Unternehmen bislang keine konkrete Prognose abgegeben. Bei den Anlegern stießen die Aussagen zunächst auf eine positive Resonanz. Am Mittag notiert das Papier in einem knapp behaupteten Gesamtmarkt mit 3,1% im Plus bei 5,85 EUR. Analysten bewerten die Aussagen des Infineon-Managements unterschiedlich. Wenig beeindruckt von der Ankündigung der geplanten Einsparungen zeigt sich Marco Günther von der Hamburger Sparkasse. Nach seiner Einschätzung braucht der DAX-Konzern positive Neuigkeiten auf operativer Ebene, um die Marktakteure von einer Trendwende überzeugen zu können. Die Gewinnwarnung der vergangenen Woche habe zu einem "sehr großen" Vertrauensverlust geführt, warnte der Analyst. Infineon hänge den Wettbewerbern hinterher und schaffe es zumindest bisher nicht, nachhaltig "auf eine positive Spur zu kommen". Günther stuft die Infineon-Aktie mit "Sell" ein und sieht das Kursziel in der Nähe des Buchwertes zwischen 4 EUR und 5 EUR. Für Jürgen Wagner, Analyst bei Sal. Oppenheim, hat die Investorenkonferenz bislang wenig "Konkretes und Neues gebracht". Gefehlt haben dem Analysten die Details zum Einsparprogramm "IFX 10-Plus" von Infineon. Sal. Oppenheim stuft die Aktien mit "Reduce" ein und sieht das Kursziel bei 5 EUR. Anders beurteilt die Credit Suisse die Lage: Zwar habe der neue Infineon-CEO Bauer keine näheren Details zu Kosteneinsparungen bekannt gegeben, doch sei die Ankündigung von Einsparungen im dreistelligen Mio-EUR-Bereich als positiv zu beurteilen. Credit Suisse stuft Infineon weiter mit "Buy" ein und bestätigt das Kursziel bei 10 EUR. Webseite: http://www.infineon.com/ -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/cbr/rio |