Ich glaube nicht, dass Musk so schnell als CEO von Tesla geht (und auch nicht dass er gegangen wird). Aber klar müssen sie über eine Nachfolge nachdenken, und es sieht tatsächlich danach aus als ob Tom Zhu in Stellung gebracht wird. Gut möglich, dass wir bei Tesla in den nächsten Jahren ein Modell ala SpaceX sehen, wo ja Gwynne Shotwell letztendlich das Tagesgeschäft übernimmt.
Ich verstehe auch den Frust mancher Tesla-Aktionäre über Elon Musks Twitter-Eskapaden (oder die Twitter-Übernahme an sich). Das ist halt generell das Problem bei börsennotierten Unternehmen, dass da ein Großteil des Börsenwertes auch durch öffentliche Stimmungsmache in beide Richtungen beeinflusst ist. Und wenn dann ein CEO sich angeblich nicht um das Unternehmen kümmert, oder die Marke zerstört, dann hat das natürlich aus Auswirkungen auf den Kurs. Aber überbewerten sollte man das auch nicht. Dass es Tesla heute in der Größenordnung überhaupt gibt, und wie gesund das Unternehmen dasteht im Vergleich zu manchen Konkurrenten ist mE eine noch größere Leistung als was Musk mit SpaceX geschafft hat. Keine Ahnung was Zhu so drauf hat, aber als Visionär wird er nicht gerade beschrieben (eher als krass effizientes Organisationstalent, und das schadet Tesla bestimmt nicht). Wenn Musk also geht, dann ist Tesla vielleicht wirklich nur ein Autokonzern unter vielen, der zwar erfolgreich sein wird und auch weiterhin tolle Produkte auf den Markt bringen wird, aber halt nicht großen Neuerungen. Ich sehe das ähnlich wie bei Apple und Steve Jobs/Tim Cook. Wir werden sehen - will nur sagen dass Musks WeggangTeslas Aktienkurs keineswegs beflügeln wird imho. Vielleicht noch ein Argument dazu: SpaceX ist ja nicht börsennotiert, die haben vor ein paar Tagen erst wieder eine private Kapitalerhöhung durchgeführt, da stieg die Bewertung des Unternehmens auf jetzt 137 Mrd USD - trotz eines CEO der sich angeblich nicht um seine Unternehmen kümmern kann oder längst in den Wahnsinn abgedriftet ist... Leute die an solchen Kapitalerhöhungen teilnehmen können, haben ja meist ein besseres Verständnis von der Qualität der Unternehmensführung als manche Journalisten und Kleinanleger.
Wenn man mal ausklammert was täglich an Unsinn über Tesla verbreitet wird, weil Zeitungen dringend Clicks brauchen, weil einige Anleger auf der Short-Seite stehen bzw. weil viele Branchen um ihr bisheriges Geschäftsmodell fürchten (Ölindustrie, trad. Autohersteller, Kraftwerksbetreiber, Autoversicherungen, Taxiunternehmen, um nur ein paar wichtige zu nennen...), dann sieht man auch die Geschäftsentwicklung von Tesla etwas entspannter. Klar ist das kein Selbstläufer, und die müssen weiterhin schauen dass sie bessere/gefragtere Modelle als die Konkurrenz auf den Markt bringen, aber bislang sehe ich keine Anzeichen, dass sie dazu nicht mehr in der Lage wären.
Allein das Geschwätz von fallenden Marktanteilen...2022 wurden weltweit etwa so viele Autos (alle Antriebsarten) verkauft wie in 2021, Tesla hat aber 40% mehr verkauft als in 2021. Da muss mir mal jemand vorrechnen, wie Tesla da Marktanteile verloren haben kann. Wenn man sich dann noch anschaut wie massiv BYD gewachsen ist, und ebenso die kleineren BEV-Marken in China wie Nio, Aion, Li, Zeekr, Xpeng etc welche zusammengenommen inzwischen auch ein paar Millionen Stück pro Jahr absetzen, dann ist doch die Frage, welche Unternehmen tatsächlich Marktanteile verloren haben. Warum man jetzt wachsende Unternehmen wie Tesla genauso bewerten soll wie schrumpfende Unternehmen erschließt sich mir nicht so ganz...
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