Normalerweise reagieren die Märkte empfindlich (oder zumindest volatil) auf bedeutende News-Events wie gestern die Comey-Anhörung und heute die Wahlpleite von Theresa May. Doch der Maschinen-Handel sowie sture Käufe von ETF-Kleinanlegern und Quant-Großzockern lassen den Markt "ungerührt" weiter nach oben laufen. Es gibt für den Maschinen-getriebenen und damit ent-emotionalisierten Markt keine "News-Überraschungen" mehr (siehe VIX auf 24-Jahresstief in # 220).
Statt dessen stürzen sich (Rest-)Mensch und Maschine auf jeden kleinsten Rücksetzer, der stets als Kaufgelegenheit interpretiert wird - mit der Folge, dass Rücksetzer gar nicht mehr richtig stattfinden können. Ich gehe davon aus, dass Wallstreet einen sochen hyperbullischen "Dressur-Akt" bereits seit dem Tief im März 2009, als die Fed plötzlich mit QE anfing, anvisiert hat. Nun ist die Saat aufgegangen.
Durch die Non-stop-Anstiege, die ein solches bullisches Herdenverhalten auslöst, ist die Börse scheinbar in eine Einbahnstraße nach oben mutiert. Bekanntlich ist die Börse aber keine Einbahnstraße.
Wir sehen mMn momentan den finalen Melt-up, den "großen Bären-Grill" vor dem in den nächsten Monaten kommenden -20-%-Absacker.
Normalerweise hätte der Markt auf die größere Unsicherheit, die die "missglückte" GB-Wahl hinsichtlich Brexit aufgeworfen hat, negativ reagieren müssen. Logik zählt aber nicht mehr. Die Maschinen haben Logik und Bad News "auf ignore", so wie unsereins missliebige Ariva-User. ;-)
Gleichwohl berichten US-Wirtschaftsmedien immer noch täglich über fundamental vermeintlich Relevantes. Die Newsschreiber lassen sich auch dadurch nicht irritieren, dass die einst enge Korrelation zwischen News und den Markbewegungen ist fast gänzlich abhanden gekommen ist. Es gilt nur noch die Regel: "Alles ist irgendwie bullisch."
Die Dojis in # 217 zeigen allerdings, dass diese "Tour" nicht mehr lange laufen wird. Die Rallye pfeift auf dem letzten Loch. Ich rechne damit, dass dem Markt nach einigen deutlichen Minustagen (größer als -1 %) die aktuelle Momentum-getriebene Superstimmung relativ schnell abhanden kommt und schon bald in Pessimismus umschlägt. Warten wir's ab. |