@ Zambo: Ich glaube, die Begriffe "spekulativ" und "riskant" sind für sich genommen nicht so ohne weiteres in gleichem Maße auf spezielle Produkte oder einzelne Fälle anwendbar. Beispiel: Man kauft in einer Phase relativ stabiler Kaufkraft aber sehr niedriger Zinsen eine langlaufende Anleihe. Wenn die Inflation steigt und/oder die Zinsen steigen, dann hat man nicht nur einen "Einkommensverlust" (im Vergleich zu den dann möglichen Zinsen), sondern auch noch einen Wertverfall (des eingesetzten Kapitals). Das ist in meinen Augen hoch spekulativ und vor dem Hintergrund, mit dem Invest Geld verdienen zu wollen, riskant, denn das kann ziemlich schief gehen.
Selbstverständlich sind gehebelte Produkte per se spekulativ und damit riskant, aber bei ungehebelten Produkten ist das doch etwas ganz anderes. Und du hast Recht, dass ich natürlich nicht weiß, wie morgen oder in einem Jahr ein bestimmter Devisenkurs steht. Aber bei der Langfrist-Betrachtung sieht die Sache doch ganz anders aus: Die Schwankungsbreite von Devisen ist zwar theoretisch auch unbegrenzt, aber die Schwankungen sind doch in der Regel tatsächlich auf gewisse Korridore begrenzt. "Wirtschaft, Politik, Kriege, Erdbeben oder sonstige Einflüsse" sind ohnehin nicht berechenbar und wirken sich doch in viel stärkerem Maße - und zum Teil sogar dauerhaft - auf einzelne Unternehmen aus. Ich könnte jetzt viele Unternehmen nennen, denen es mal gut ging, die aber mittlerweile "aufgehört haben, zu produzieren" (wie ein "berühmter" deutscher Wirtschafts-Politiker es mal formuliert hat). Mit wenigen Ausnahmen (man denke z. B. an Argentinien) wüsste ich - natürlich Kriege ausgenommen - auf Anhieb keine nicht-exotische Währung, mit der man einen Totalverlust erlitten hätte. Natürlich ist per se nicht klar, wann der Währungskurs zu deinen Gunsten steht, aber das ist doch bei allen Investments, die Kursschwankungen unterworfen sind, so! Und die Devisenkurse sind doch wesntlich "robuster" gegen politische Entscheidungen als die Aktienkurse! Aber "berechenbar" ist bekanntlich gar nichts! Wenn ich mein JPY-Investment als Wette formulieren würde, so lautete diese ungefähr: "Ich wette, dass der Kurs des JPY ggü dem EUR (derzeit bei 164 JPY/EUR) bis zum 20.06.2025 noch mindestens einmal auf unter 160 JPY/EUR zurückgeht." Ich halte das für weniger spekulativ als z. B. darauf zu hoffen, dass man mit Tesla - bezogen auf den derzeitigen Kurs von ca. 162 EUR - eine halbwegs akzeptable Dividende einfahren könnte. Genauso halte ich es für sehr riskant, darauf zu hoffen, dass MBG in den nächsten 5 Jahren mal die 90 EUR-Marke erreichen würde. Dieser Kurs wäre zwar fundamental gerechtfertigt, aber die Vergangenheit (ich bin seit 1999 MBG-Aktionär) hat gezeigt, dass das "noch nie so war" - warum sollte es nun anders werden? Ich "glaube" zwar nicht an Charttechnik, wohl aber an ihre Auswirkungen auf die Marktteilnehmer. Ich habe ja auch nicht 94% meines MBG-Bestandes verkauft, weil sie schlecht sind, sondern weil sie gut gelaufen sind und ich "befürchte", dass hier die Obergrenze des Kurses erreicht ist. Jede Fundamentalanalyse wird wohl für MBG postulieren: "Aus fundamentaler Sicht spricht alles für einen weiteren Kursanstieg von MBG!" Aber bekanntlich hat jeder Kursanstieg irgendwann ein Ende, und dem folgt sehr oft ein rapider Kurseinbruch. Mir liegt es fern, Recht haben zu wollen, aber das waren die "Überlegungen", die hinter meinem JPY-Invest stecken. Ich kann damit natürlich falsch liegen ... |