Liebe Steinhoff-Geschädigte,
ich bin in den letzten Wochen komplett abgetaucht, da ich weder Jurist bin, noch negativ durch Kritik an der SdK auffallen wollte. Immerhin habei ich die SdK ins Spiel gebracht und gepusht. Das hat aber leider nicht dazu geführt, dass ich bei der SdK Gehör gefunden hätte. In mehreren Dutzend E-Mails habe ich die SdK aufgefordert mehr zu machen und dieses schneller zu machen. Dabei bin ich immer wieder abgewiegelt, belehrt und gemaßregelt worden, und habe mir viele Ausreden und Ausflüchte anhören müssen.
Mein aktueller Status ist immer noch ein recht großes Aktienpaket, das ich vor zwei Tagen einmal gedreht habe. Der Verlusttopf ist somit sicher gefüllt, aber ich habe noch die gleiche Anzahl an Aktien, die ich für die CVRs eintauschen werde. Es gab dazu schon viele Spekulationen über die Werthaltigkeit der CVRs, aber daran möchte ich mich nicht beteiligen. Meine Entscheidung ist die CVRs zu nehmen, aber das muss jeder für sich selbst bewerten.
DEOL habe ich darüber informiert, dass ich mich am weiteren Kampf beteiligen werde, aber hauptsächlich aus Gerechtigkeitssinn. Ich hoffe seine Ansätze sind erfolgversprechend, dann geht mein Portemonnaie weit auf.
Heute morgen habe ich eine "letzte", wohlgemeinte E-Mail mit meiner Manöverkritik an die SdK geschickt. Die Antwort fing noch gut an, "Wir nehmen uns das zu Herzen.", aber dann folgte eine patzige Antwort im gleichen Tonfall wie in den E-Mails zuvor. Anders als angekündigt werde ich meine Kritik daher doch hier öffentlich posten. Dann kann sich die SdK ja auch gerne öffentlich zu meiner Kritik äußern.
************************************************** Sehr geehrter Herr XXX, ich melde mich heute ein letztes mal bei Ihnen und möchte mein persönliches Fazit zur Einbeziehung der SdK nur Ihnen mitteilen und kein öffentliches Blaming starten. Sie bekommen selber bestimmt mit, dass die Stimmung bzgl. der SdK umgeschlagen ist. Die Enttäuschung über das Erreichte und die bis dahin ertragenen Unzulänglichkeiten kommen jetzt massiv zu Tage. Sie haben selbst verfolgen können, dass auch ich mit vielen Entscheidungen der SdK nicht einverstanden war und viele Versäumnisse angesprochen habe und zu Aktionen durch die SdK aufgefordert habe, aber am Ende des Tages haben Sie davon nichts umgesetzt, und müssen sich daher der Kritik stellen. 1. Öffentlichkeitsarbeit Die SdK war alles in allem viel zu still und zu wenig öffentlich. Mehrfach habe ich und andere Sie gebeten, das Medium eqs und SENS zu nutzen, mehrfach aufgefordert öffentlich Gegenvorschläge zu publizieren. Auch offene Briefe an unsere Regierung, an das EuGH, an die Bafin, von mir aus an die Bildzeitung wären möglich gewesen. Die SdK hat sich auf ein paar wenige Interviews mit BusNews in SA und ein bisschen Presse in Deutschland und ansonsten über den Weg der Newsletter begnügt. Das war im Nachhinein einfach zu wenig. Auch in Holland hätte es im Vorfeld wesentlich mehr Öffentlichkeit zum Thema WHOA geben müssen. Eine Welle der Empörung hätte sich schon vor der Gerichtsverhandlung aufbauen können. Der nette Brief eines der Mitbegründer des WHOA, der zudem sehr spät bekannt wurde, war deutlich schwächer, als das Gutachten des Professor Peter Faber, das durch Steinhoff eingeholt wurde. Insbesondere für Ihre zukünftigen Fälle wie Adler, ERWE, etc. sollten Sie die Öffentlichkeitsarbeit deutlich stärken. Nehmen Sie sich einfach mal ein Beispiel an Gewerkschaften oder den Klimaschutzaktivisten. Die Zeit der dezent agierenden Aktionäre - man ist ja schließlich ein vermögender Ehrenmann - sollte vorbei sein. 2. Naivität und Harmlosigkeit Auf der HV am 22.03.2023 haben wir die SdK noch bejubelt, da hier ein Löwe gebrüllt hat. Wir waren alle elektrisiert ob der vielen Optionen, Steinhoff anzugreifen. Aber dann ist davon nichts umgesetzt worden. Die SdK hat nicht eine Anzeige gestellt, hat nicht eine Klage eingereicht, hat die dreimal angekündigte Sonderprüfung nicht beantragt. Es wurde keine aoHV beantragt, es wurde kein Gegenvorschlag zum WHOA ausgearbeitet, geschweige denn publiziert. Die vom Gericht bestellten Observer wurden nicht öffentlich als befangen abgelehnt. Der Restrukturierungsexperte wurde viel zu spät beantragt. Ich habe Sie bereits Anfang April aufgefordert, einen Restrukturierungsexperten hinzuzuziehen. Leider haben Sie es erst 6 Wochen später gemacht, und hier wurde es dann mangels ausreichend Zeit abgelehnt. Eine wirklich unverzeihliche Nachlässigkeit, die sie hoffenltich in zukünftigen Fällen besser machen. Angefangen hat das ganze mit Ihrer Meinung, kein Mandat durch die Aktionäre zu benötigen. Bereits vor der HV hatte ich Ihnen gegenüber angeregt sich von den Aktionären ein belastbares Mandat einzuholen, dass über die HV hinaus reicht. Letztendlich mussten Sie sich nun immer wieder darauf zurückziehen, dass Sie für bestimmte Dinge 1%-er brauchen, oder 5% um eine aoHV zu beantragen oder TOPs auf die Agenda zu bringen. Was war so schwer daran, schon im März die Mitglieder und Aktionäre in einem einfachen Verwaltungsakt zur dauerhaften Mandatierung zu binden? Im Vorfeld wurde die SdK dadurch weder von den Gläubigern noch von Steinhoff ernst genommen, und die Presse hat willfährig die Deutung übernommen, dass da ja nur ein kleiner Aktionär mit 80.000 Aktien dagegen ist. Selbst in der Anhörung musste man sich noch von der Gegenseite verhöhnen lassen, dass ja nur die SdK hier klagt und sich profilieren möchte. Ja, die Richterin hat dem widersprochen, aber diese Blöße hätte es nicht geben müssen, und auch nicht die Nachteile im Vorfeld. Man hat die SdK nicht ernst genommen, aber daran ist vorallem die SdK schuld. Das Ausbleiben der ganzen Klageansätze war ein weiteres. Vielleicht hätte keine der Klagen oder Anzeigen zum Erfolg geführt, aber wie hätte Steinhoff dagestanden, wenn bei der Anhörung in Amsterdam von mehreren aktiven Verfahren gegen LdP und TdK hätte berichtet werden können? Welche Einschränkungen hätte das bedeuten können für den Handlungsspielraum des Steinhoff Managements? Es nicht einmal versucht zu haben hinterlässt einen sehr bitteren Beigeschmack. 3. Ressourcen und Geld Häufig mussten sich die Steinhoff-Aktionäre von der SdK die Ablehnung und das Unterlassen von Aktivitäten aus Mangel an Personal und/oder Geld anhören. Nicht nur, dass die SdK zahlreiche ähnlich gelagerte Fälle zusätzlich angenommen haben, aber auch ohne diese fragwürdige Vorgehensweise kann und darf dieses Argument nicht zählen. Nein, ich - und damit spreche ich für hunderte andere - kann nicht akzeptieren, dass sinnvolle Schritte nicht gegangen wurden mangels Geld und Personal. Es wäre das Mindeste gewesen, dass sie mangelnde Finanzierung publik gemacht und nach entsprechender Zusatzfinanzierung gefragt hätten. Ich bin mir sicher, dass wir auch 3 Millionen Euro bereitgestellt hätten, wenn es notwendig gewesen wäre. Die mangelnde Personaldecke in allen Ehren, aber dann stellen Sie doch bitte zusätzliches Personal ein, oder bitten Sie betroffene Aktionäre in der Causa Steinhoff ehrenamtlich mitzuhelfen. Viele unter uns hätten das sofort gemacht, also beides, mehr Geld bereitgestellt und personell unterstützt. Bitte schädigen Sie Ihre weiteren Mandanten nicht mit einer derartigen Nachlässigkeit. 4. Die Zukunft Es ist wirklich schmerzhaft zu sehen, wie sang- und klanglos sich die SdK nun zurückzieht. Die großmauligen Ankündigungen von Herrn Dr. Liebscher, Steinhoff über Jahre mit Klagen und anderen Herausforderungen vor sich herzutreiben klingen noch allen Aktionären im Ohr. Und nun macht man auf Miezekatze. Die neuen Verfahren WHOA und StaRUG snd offentsichtlich sehr aktionärsfeindlich bzw. die mangelnde Ausarbeitung führt dazu, dass pfiffige Rechtsanwälte der Hedgefonds und anderer Finanzhaie zuerst erkannt haben, welches mächtige Enteignungswerkzeug hier entstanden ist. Wer, wenn nicht die SdK, die DSW oder die VEB sollen denn bitte für Änderungen am WHOA und StaRUG kämpfen? Einzelne Aktionäre sind dazu nicht in der Lage. Ich sehe es als Ihre oberste Pflicht an, den Missstand auf höchster richterlicher Instanz anzuprangern, um Aktionäre in der Zukunft besser zu schützen. Das wird uns hier bei Steinhoff vermeintlich nicht mehr helfen, aber wenn wir wenigstens dafür sorgen könnten, dass Steinhoff als negatives Vorbild zur Nachbesserung der Gesetze führen kann, wird es dem ein oder anderen Steinhoff-Aktionär sicherlich Balsam für die Seele sein. Ihre vielen Ausreden habe ich mehrfach schlucken müssen, und habe es vermieden einen öffentlichen Aufstand dagegen im Forum anzuzetteln. Auch ich habe vertraut, dass Sie schon wissen was Sie tun. Im Nachhinein ärgert es mich, nicht hartnäckiger gewesen zu sein. Der heutige Newsletter war sehr schwach. Sie sollten selbst erkennen, dass es schon sehr bedenklich ist, dass man glaubt sich gegen kolportierter Bereicherung verteidigen zu müssen. Sagen Sie doch einfach, dass die Verwendung der Gelder offengelegt wird und Restbeträge - falls vorhanden - ausgezahlt werden. Den Report und nicht nur das Management Summary von B. Riley Farber könnten sie auch bitte allen Geldgebern und Mitgliedern zusenden. Immerhin haben wir dafür bezahlt und nicht die SdK. Hier auf die Veröffentlichung der Management Summary durch Steinhoff zu verweisen ist peinlich. Ich bedanke mich für Ihr Engagement und wünsche Ihnen ein glücklicheres Händchen bei Ihren zukünftigen Vertretungen. Mit freundlichen Grüßen |