Mehr Details)
ASCHHEIM (dpa-AFX) - Der Zahlungsabwickler Wirecard sieht die Sonderprüfung seiner Bücher mit Blick auf das Singapur-Geschäft als "weitestgehend abgeschlossen" an. "Diese Teile der Sonderuntersuchung haben in diesen Untersuchungsgebieten aus heutiger Sicht keine substanziellen Feststellungen ergeben, die für die Jahresabschlüsse im Untersuchungszeitraum 2016, 2017 und 2018 zu Korrekturbedarf führen würden", teilte Wirecard am späten Donnerstagabend in Aschheim mit. Ein anderer Teil der Untersuchung laufe noch, nämlich die Einsicht in das Drittpartnergeschäft. Die im Dax notierte Aktie erholte sich am Vormittag um 12 Prozent, nachdem sie zuletzt mit dem Gesamtmarkt wegen der Coronaviruskrise deutlich abgerutscht war.
Wegen der noch weiter laufenden Untersuchung verzögert sich indes die Vorlage der Jahreszahlen. Ursache seien unter anderem die Coronavirus-bedingten Reisebeschränkungen in Asien, hieß es. Das auf die Abwicklung von elektronischem Zahlungsverkehr spezialisierte Unternehmen will seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr erst am 30. April vorlegen statt wie zunächst vorgesehen am 8. April. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit.
Der Großteil der Vorwürfe über unsaubere Bilanzpraktiken, die der Grund der Sonderprüfung durch die internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind, betrifft die Wirecard-Geschäfte im Mittleren und Fernen Osten.
So hatte "Financial Times" Wirecard im vergangenen Jahr in einer Serie von Berichten einerseits illegale Praktiken mit Scheinbuchungen und andererseits die Zurückhaltung wichtiger Informationen über das Wirecard-Geschäft vorgeworfen. Letzterer Teil der "FT"-Vorwürfe bezieht sich auf das Geschäft mit drei Drittfirmen in Dubai, auf den Philippinen und in Singapur, die laut der Zeitung den Großteil der Profite beisteuern.
Der Fall Wirecard beschäftigt in Deutschland sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft, aber richtet sich in der Hauptsache nicht gegen Wirecard. Die Behörden gehen dem Verdacht nach, dass das Unternehmen Opfer gezielter Attacken von Börsenspekulanten geworden sein könnte. Daneben wird von der Münchner Staatsanwaltschaft auch eine Geldwäscheanzeige gegen Wirecard überprüft. Dabei gibt es laut Ermittlungsbehörde aber bislang keine konkreten Beschuldigten, das Verfahren läuft gegen Unbekannt.
Wirecard-Vorstandschef Markus Braun hatte zunächst sämtliche Vorwürfe der britischen Zeitung für haltlos erklärt. Dann stellte sich bei einer internen Untersuchung allerdings heraus, dass es in Singapur doch Fehlbuchungen gegeben hatte - allerdings laut Unternehmen nicht in der Größenordnung, wie von der britischen Zeitung behauptet. Dennoch waren Braun und das Wirecard-Management auch bei Aktionären in die Kritik geraten, die bessere Kommunikation und mehr Transparenz forderten. Wirecard will nun den kompletten KPMG-Bericht unmittelbar nach dessen Fertigstellung auf der Firmenwebseite veröffentlichen./cho/DP/mis/nas |