Indirekte Teilverstaatlichung
Dossier Post soll Ackermann retten von Ulf Brychcy (Hamburg), Nina Luttmer und Tim Bartz (Frankfurt)
Der Logistikkonzern Deutsche Post steigt voraussichtlich als Großaktionär bei der Deutschen Bank ein. Nach FTD-Informationen soll die Post künftig knapp zehn Prozent am größten deutschen Geldinstitut halten.
Die zuständigen Gremien müssten dem Geschäft allerdings noch zustimmen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Hintergrund des spektakulären Einstiegs sind die Probleme der Deutschen Bank, die vergangenen Herbst vereinbarte Übernahme der Post-Tochter Postbank zu finanzieren. Ursprünglich sollte das Institut in einem ersten Schritt bis Ende März knapp 30 Prozent der Postbank-Anteile für rund 2,8 Mrd. Euro kaufen. Allerdings habe die Deutsche Bank wegen der Finanzkrise ernste Schwierigkeiten, die erste Tranche ganz in bar zu entrichten, hieß es in Finanzkreisen.
Stattdessen soll die Deutsche Bank nun kurzfristig in eigenen Aktien zahlen - zumindest teilweise. Ein Anteil von zehn Prozent an dem Institut hat derzeit einen Wert von rund 1,3 Mrd. Euro. Bereits Ende November habe die Deutsche Bank die Post darum gebeten, den Vertrag zum Postbank-Kauf abzumildern, hieß es. Ein Ausstieg aus dem Geschäft war nach FTD-Informationen vertraglich nicht mehr möglich.
Josef Ackermann erleidet eine herbe Niederlage Josef Ackermann erleidet eine herbe Niederlage
Für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist der bevorstehende Einstieg der Post eine herbe Niederlage. Er offenbart die Kapitalnot seines Instituts. Bislang hat sich Ackermann vehement dagegen gewehrt, staatliche Hilfsgelder aus dem Banken-Rettungsfonds Soffin anzunehmen. Nun eilt ihm der Staat indirekt doch noch zu Hilfe: Die Post gehört zu 31 Prozent dem Bund. Dieser wird nun indirekt auch Miteigner der Deutschen Bank.
Möglich machen wird den Einstieg der Post voraussichtlich eine Kapitalerhöhung des Instituts. Die Deutsche Bank hatte sich auf ihrer Hauptversammlung vergangenen Mai die Ausgabe von bis zu 140 Millionen Aktien genehmigen lassen. Davon hat sie zur Finanzierung der Postbank-Übernahme bereits 40 Millionen Papiere im September emittiert und damit 2,2 Mrd. Euro erlöst.
Diskussion um Preis für Postbank-Anteile
Allerdings hatte die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September die Finanzkrise massiv verschärft - und damit auch die Deutsche Bank in die Enge getrieben. "Die Bank hat ein gravierendes Problem mit dem Eigenkapital", hieß es aus Finanzkreisen. In der Branche wird spekuliert, dass das Institut für das Gesamtjahr 2008 einen Milliardenverlust ausweisen wird.
Aus Finanzkreisen verlautete, der Preis für den Postbank-Kauf habe sich nicht verändert - die Konditionen für die Deutsche Post hätten sich also nicht verschlechtert. Dem Vernehmen nach wird die Übernahme der kompletten Postbank durch die Deutsche Bank nun aber viel zeitiger kommen als bislang geplant. Dennoch werde es einen schrittweisen Übernahmeprozess geben, sagte ein Insider. Wie gut ist das Krisenmanagement der Deutschen Bank?
Die ursprünglichen Verträge sehen vor, dass die Deutsche Bank in einem zweiten Schritt binnen ein bis drei Jahren weitere 18 Prozent an der Postbank kaufen kann - für 55 Euro je Aktie, und zwar bar oder in Form von Deutsche-Bank-Aktien. Macht sie davon keinen Gebrauch, kann die Postbank im dritten Jahr der Deutschen Bank 20,25 Prozent der Papiere zu 42,80 Euro verkaufen. Für die Deutsche Bank hat sich das gesamte Geschäft als komplett überteuert herausgestellt: Die Postbank-Aktie hat inzwischen zwei Drittel ihres Werts verloren.
Die Post hat sich dem Vernehmen nach vorbehalten, die Aktien der Deutschen Bank zügig wieder abzustoßen. "Es gilt weiterhin: Ziel der Postbank-Transaktion ist es, aus dem Finanzsektor auszusteigen und uns auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren", sagte eine Post-Sprecherin am Dienstag.
Die Aktie der Deutschen Bank schloss mit einem leichten Minus von 0,9 Prozent bei 24,27 Euro. Aktionäre hatten offensichtlich gehofft, dass die Deutsche Bank einen günstigeren Preis für die Postbank nachverhandeln kann. Postbank-Aktien stiegen um satte 11,7 Prozent auf 14,35 Euro.
Aus der FTD vom 14.01.2009 |