... es wird dabei auch ihre eigenen Kunden bzw. eine Klientel treffen, die nicht am anderen Ende der Nahrungskette, sondern ein paar Kasten höher (mindestens Mittelstand) ihren Platz haben. Sie können kein echtes Interesse daran haben, dieser ohnehin immer stärker schwindenden Schicht auch noch den letzten Dollar aus der Tasche zu ziehen. Wer soll denn in Zukunft die Produkte der Unternehmen kaufen, an denen sie beteiligt sind?! Ich hoffe, sie haben das zumindest ein wenig auf dem Plan, sonst wird der Galgen für die Vorstände sehr viel schneller im Eingangsbereich ihrer Finanztempel aufgebaut werden, als sie es sich momentan ausmalen. ;-)
Ich selbst z.B. übe mich (wegen Yahoo!) seit Monaten in Enthaltsamkeit, was meine Konsumfreude angeht. Kommt das Geld nicht rein, gebe ich auch keines aus. Ein halbes Jahr ohne meinen Konsum tut sicherlich niemandem weh, aber Amazon und Zalando schicken mir inzwischen wöchentlich 20-Euro-Gutscheine für meine nächsten Einkäufe. Ich denke mir, dass ich als Konsument eigentlich am längeren Hebel sitze und zeige innerlich den Mittelfinger, wenn so etwas in meinem Postfach oder dem Briefkasten landet. Ich werde die Welt sicherlich nicht verändern, aber wenn ich verarscht werde, dann wehre ich mich entsprechend. Deshalb ist es mir auch völlig Wurst, ob meine fast 10.000 Yahoo!-Aktien in 3 oder in 24 Monaten ihren fairen Wert erreichen werden. Wenn im Juni meine Optionsscheine baden gehen, werde ich auch das über eine entsprechende Konsumzurückhaltung quittieren. Ohne mich und meinen Geldbeutel funktioniert das System Goldman oder J.P. Morgan nicht, aber diese Unternehmen stehen ja für eine entsolidarisierte Gesellschaft und werden eines Tages auch den Preis für ihr neoliberales Drecksspiel bezahlen.
Ich habe es schon einmal geschrieben: Wenn es nach mir ginge, sollte jeder einen Tesla oder einen Porsche fahren. Geld genug wäre da und die Wirtschaft würde boomen ohne Ende, aber Du kannst eben nicht zwei Autos gleichzeitig fahren oder zwei 450g-Kobe-Steaks hintereinander essen. Wer eine Milliarde hat, will auch eine zweite Milliarde haben, ohne dass er sich dafür etwas kaufen kann, was er sich nicht auch mit der ersten Milliarde hätte leisten können. Diese Schwachköpfe haben aber keinen Sinn für so simple Zusammenhänge und meinen, dass man zur Not auch betrügen muss, um dann noch die dritte (sinnlose) Milliarde auf's Konto zu schaufeln. Ganz nebeher zerstören sie die Basis ihres vermeintlichen Reichtums (den Konsumenten aus der schwindenden Mittelschicht), denn woher soll das Geld für die nächste Milliarde kommen?
Griechenland ist ein gutes Beispiel, wo man sehr schön sehen kann, dass man am Ende einer solchen Entwicklung nichts mehr steuern kann: Warum dreht die schwarze Null inzwischen so sehr am Rad (und sich damit auch im Kreis, was im Rollstuhl wohl die einzig logische Konsequenz ist)? "Sie" dachten tatsächlich, dass die Griechen dieses perfide Spiel so lange mitmachen, bis auch der letzte von ihnen den Hungertod stirbt. Wie blöd muss man eigentlich sein, um das nicht als maßlose Übertreibung des Neoliberalismus zu begreifen? Sie werden auf Basis der aktuellen Verträge keinen Ausweg finden, um Griechenland wieder aus der Eurozone zu entlassen, und es ist ja wohl ein Witz³, dass so etwas nur minimale Auswirkungen auf den Euro oder die europäische Wirtschaft haben würde. Die Kettenreaktion wäre frapierend und Spanien und Italien sind noch weit größere Dominosteine, die dann zu kippen drohen. Füchse wie Tsipras oder Varufakis wissen das natürlich und wären schön blöd, dieses Spiel so wie bisher weiterzuspielen, wenn auf der anderen Seite der Russe mit dem Rubel oder der Chinese mit dem Renmimbi winkt. Goldman-Draghi bleibt gar nichts anderes übrig, als dieses aus dem Ruder gelaufene Spiel mit einem Notkredit nach dem anderen zu retten und zu hoffen, dass das griechische Volk es sich doch noch anders überlegt, aber in Griechenland ist der Anteil der BILD-Leser weitaus geringer als in Deutschland und dort hat keiner mehr Bock auf Herrn Schäubles ausbeuterischer Austeritätspolitik, der ja auch nichts anderes als eine Marionette der US-Politik und damit auch des US-Kapitals ist, wo sich der Kreis wieder schließt und wir wieder bei Goldman Sachs und J.P. Morgan landen...
...und auch das Spiel bei Yahoo! und Alibaba ist gerade dabei, vollkommen außer Kontrolle zu geraten. Selbst Gesetze haben eigentlich keine Gültigkeit mehr, denn sie werden einfach (nachträglich!) verändert, wenn sie dem Spiel des Großkapitals nicht in den Kram passen: Apple wird als Unternehmen steuerpolitisch anders behandelt als Yahoo! oder Alibaba. Die Bananenrepublik USA ist gearde dabei, sich ihr eigenes Denkmal des kollektiven Werteverfalls zu bauen und ich bin der erste, der aufstehen und applaudieren wird, wenn dieses Land nur noch ein Schatten seiner selbst (und seiner ursprünglich eigentlich ehernen Ideale) sein wird. Die Verkommenheit unserer Gesellschaft kann man an Beispielen wie Griechenland oder Yahoo!, die von den gleichen Leuten im Hintergrund gesteuert werden, ganz leicht ausmachen...
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