Hier ist ein Artikel (aus der neutralen Schweiz) der die Situation mit den LH Piloten trefflich erklärt. http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/...Parallelwelt/story/19325745
Ganz unten steht dieser Satz: " Ein offizieller Pilotenvertreter argumentierte gestern übrigens: Bevor die Lufthansa den Aktionären Geld geben dürfe, müsse sie den Piloten mehr geben. "
Ach, sind Piloten neidisch auf Aktionäre? Ich glaube Piloten müssen in ihrer Flugschule neben Wetterkunde zwingend eine Einführung in BWL bekommen mit Vertiefungsfach Unternehmungsgründung und -führung sowie Einführung in einer Aktiengesellschaft. Als erste Lektüre würde ich das Buch von Susan Levermann "Der Entspannt Weg zum Reichtum" empfehlen. Da lernt man, dass Aktionäre konkrete Risiken eingehen in dem sie zb der LH Geld geben und im Tausch bekommen sie dann Aktien und erwarten damit am Unternehmenserfolg Teil zu haben mittels der Dividende (kommt von dividere was Latein ist und bedeutet teilen)
Der folgende Artikel ist Von Olivia Raths geschrieben:
Lufthansa-Piloten verdienen deutlich mehr als ihre Kollegen bei anderen Airlines, etwa der Swiss. Trotzdem wollen sie 10 Prozent mehr Lohn, während Lufthansa (LHA 13.36 -2.62%) «nur» 5,2 Prozent mehr offeriert. Ein Klagen auf hohem Niveau? Ja. Die Löhne der Lufthansa-Piloten sind jenseits der vergleichbaren Gehälter, sowohl in der Luftfahrtbranche als auch ausserhalb. Auch ihre Altersvorsorge ist einzigartig. Die Lufthansa-Piloten leben in einer Parallelwelt, ihnen ist gar nicht bewusst, dass ihre Ansprüche aus der Sicht der übrigen Gesellschaft absurd und unverschämt erscheinen.
Weshalb? Das ist historisch begründet. Diese Parallelwelt entstand in Zeiten, als die meisten Airlines noch staatlich waren und goldene Zeiten herrschten. Man hielt die hohen Löhne für normal und tut es heute noch. Die Bodenhaftung ist verloren gegangen, es fehlt der Bezug zu den anderen Menschen, die täglich arbeiten gehen. Zudem ist da die Ausbildung: Die Lufthansa-Piloten kommen aus der Schule, erwerben eine Lizenz. Ihr Pilotenschein ist der Führerschein, um ein Flugzeug fliegen zu können – keine Ausbildung wie bei jemandem, der einen Beruf lernt oder zur Hochschule geht. Weil ihnen die Vergleiche mit anderen Jobs fehlen, sind die Piloten in ihrer eigenen Welt gefangen.
Also eine Art geschützte Werkstatt? Sozusagen. Beim Arbeiten müssen sie kaum Entscheidungen treffen, weil ihnen praktisch alles vorgegeben wird. Sie erhalten ihre Flugpläne, in denen genau steht, wie schnell und wie hoch sie wohin fliegen müssen. Den Grossteil des Flugs übernimmt der Autopilot, sodass der Pilot in 99 Prozent der Zeit die Maschine überwacht. Bei Bedarf adjustiert er den Autopiloten nach Handbuch oder nach Vorgaben und Genehmigungen der Flugsicherung. Grundsätzlich soll der Flugkapitän nur im Notfall selber Entscheidungen treffen.
Piloten haben jedoch eine hohe Verantwortung über Leben und Tod, in Notfällen erst recht. Inwiefern rechtfertigt das die Forderungen der Streikenden? Dann müsste zum Beispiel ein Busfahrer, der eine Schulklasse von Deutschland in die Schweiz fährt, ebenso hoch entlöhnt werden. Auch er hat eine grosse Verantwortung über Leben und Tod, zudem hat er beim Fahren mehr Stress als ein Pilot beim Fliegen. Letzterer hat hinter der Cockpittür seine Ruhe, während der Busfahrer die tobende Schulklasse hinter sich hat und sich viel schwieriger konzentrieren kann. Zudem muss er jede Sekunde lenken, weil er keinen Autopiloten hat, und er muss viel mehr Entscheidungen treffen als ein Pilot beim Fliegen. Deshalb ist es für mich unverständlich, wenn jemand versucht, das Gehaltsniveau der Lufthansa-Piloten mit ihrer Verantwortung zu begründen.
Wie viel Lohn wäre denn angemessen für einen Lufthansa-Piloten? Das, was üblich ist in der Marktwirtschaft. Bei Airlines, wo der Markt schon früher gespielt hat als bei den Lufthansa-Piloten – man denke an die Konkurrenz durch Billigairlines und arabische Fluggesellschaften –, sind die Löhne deutlich tiefer. Je nach Arbeitgeber sind sie nach wie vor nicht schlecht. Realistischerweise wird man das für die bereits angestellten Piloten nicht durchsetzen können. Vielleicht aber für die Piloten, die man neu einstellt. Solche «Second tier»-Tarifverträge sind bei vielen Wettbewerbern ausgehandelt worden und auch schon bei Lufthansa – dort aber nicht konsequent genug.
Piloten der Lufthansa können sich mit 55 in Rente begeben und erhalten bis zum gesetzlichen Rentenalter von 63 Jahren 60 Prozent des letzten Bruttolohnes. Das Mindest-Rentenalter soll nun auf 60 Jahre steigen. Ist das ein Sicherheitsrisiko, wie die Piloten argumentieren? Es gibt so viele Airlines auf dieser Welt, die mindestens so hohe Sicherheitsstandards haben wie die Lufthansa, und ebenfalls über 55-jährige Piloten fliegen lassen. Selbst bei Lufthansa ist das so, denn viele Piloten haben sich ihren Vorruhestand abkaufen lassen und ihre aktive Zeit über das 55. Lebensjahr hinaus verlängert. Wäre dies ein Sicherheitsrisiko, dann würde man diese Leute nicht fliegen lassen. Es kann doch nicht sein, dass die Sicherheit eines Fluges vom Alter des Piloten abhängt. Wenn ein über 55-Jähriger nicht mehr berufsfähig ist, bekommt er eine Berufsunfähigkeitsrente. Das wird auch in anderen Branchen so gehandhabt.
Wie hätte man den aktuellen Streik bei Lufthansa verhindern können? Kurzfristig wäre es nur möglich gewesen, indem man gesagt hätte: Gut, ihr kriegt alles. Langfristig liessen sich solche Streiks verhindern, wenn man den Piloten eine andere Aus- und Weiterbildung bieten würde: Nicht die des reinen Pilotenscheins, sondern auch mehr Wissen über andere Tätigkeiten im Konzern und betriebswirtschaftliche Grundzusammenhänge. Den Piloten muss bewusst werden, dass es nicht nur von ihnen abhängt, dass der Flugbetrieb reibungslos funktioniert. Auch das Bodenpersonal, seien es die Fluglotsen oder das Gepäckhandling, ist unabdingbar. Wenn nur ein Kettenglied im Flugbetrieb nicht mitmacht, steht dieser still. Doch die Lufthansa-Piloten scheinen zu denken, sie seien die einzigen, von denen der Flugbetrieb abhängt.
Lufthansa rechnet mit streikbedingten Einbussen in zweistelliger Millionenhöhe. Schneiden sich die Piloten mit dem Streik nicht ins eigene Fleisch? Ich glaube, es ist ihnen nicht bewusst, was sie mit ihrem Streik anrichten. Man kann den Piloten jedoch keine böse Gesinnung unterstellen. Das merkte ich in den vielen Gesprächen mit Piloten, etwa im Zusammenhang mit Lohnverhandlungen. Man kann ihre Forderungen nur verstehen, wenn man akzeptiert, dass diesen Leuten die Wahrnehmung vom Leben ausserhalb ihrer Parallelwelt fehlt. Ein offizieller Pilotenvertreter argumentierte gestern übrigens: Bevor die Lufthansa den Aktionären Geld geben dürfe, müsse sie den Piloten mehr geben. Dabei bedeutet die Dividende mit rund 45 Cent je Aktie bei einem aktuellen Kurs von knapp 20 Euro eine Kapitalverzinsung von gerade einmal etwas mehr als 2 Prozent. Dafür würden die Piloten der Lufthansa ihr eigenes Geld wohl nicht hergeben wollen. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
(Erstellt: 03.04.2014, 15:40 Uhr)
|