Von Jörg Urban - bereits verkürzt zitiert:
„Es gibt Menschen, denen anscheinend alles zufliegt, weil sie über die richtigen Kontakte verfügen. Und dann gibt es auf der anderen Seite Menschen, die beim kleinsten Malheur um ihre Existenz fürchten müssen.
Zwei Fälle, die das leider belegen, haben Sachsen in der zurückliegenden Woche aufgewühlt: Die Lebensgefährtin von Ministerpräsident Michael Kretschmer erhält eine neugeschaffene Stelle im Sozialministerium, die mit rund 6.000 Euro pro Monat vergütet ist.
Warum die ehemalige Journalistin besonders geeignet sein soll, die Familienpolitik des Freistaates Sachsen zu justieren, bleibt derweil unklar. Ich habe eher den Eindruck, dass hier Vitamin B ausschlaggebend war. Sollte dies so sein, ist das ein klarer Fall von Vetternwirtschaft.
Verständlicherweise denkt sich nun der einfache Bürger: „Die da oben schanzen sich die Pöstchen gegenseitig zu, während ich mich anstrengen kann, wie ich will, ohne dafür belohnt zu werden.“ Diese Abkehr vom Leistungsprinzip beschädigt den sozialen Zusammenhalt schwer.
Verschärfend hinzu kommt, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Abgesägte Politiker fallen weich, wenn sie in den Vorstand eines Konzerns wechseln können. Der Arbeitnehmer von nebenan hingegen wird schon bei einer unpopulären Meinungsäußerung vor die Tür gesetzt.
In Dresden hat vor einigen Tagen ein Busfahrer großen Ärger bekommen. In seinem Subunternehmen wurden aufgrund einer akuten Personalknappheit viele Osteuropäer eingestellt, die oft kein Wort Deutsch beherrschen.
Um nun deutlich zu machen, dass er seine Fahrgäste im Gegensatz zu vielen anderen versteht und sie ihn ansprechen können, brachte er in seinem Bus einen Zettel an, auf dem stand: „Diesen Bus steuert ein Deutscher Fahrer.“
Die Dresdner Verkehrsbetriebe werteten dies als politische Meinungsäußerung, distanzierten sich davon und teilten mit, er dürfe keinen Bus mehr steuern. Ist das nicht vollkommen überzogen? Hätte hier nicht ein Gespräch und die Belehrung darüber, bitte keine Zettel im Bus anzubringen, genügt?
70 Prozent der Deutschen sind laut einer repräsentativen Umfrage der Ansicht, wir sollten als Gesellschaft zusammenhalten, auch wenn wir unterschiedliche politische Meinungen haben. Im Fall des Busfahrers hätte dies bedeutet, ihn anzuhören und zu versuchen, seine Äußerung nachzuvollziehen.
Doch was macht die Presse aus diesem Fall? Sie schwadroniert von einem „Schild im Führerhaus“ (Welt), um den vermeintlichen Skandal weiter anzuheizen. Das ist unanständig und rücksichtslos, denn der Betroffene ist schwach und kann sich nicht wehren.“
Quelle: Facebook
|