Die AKTIONÄR-Empfehlung Roth & Rau hat seit März rund 50 Prozent zugelegt. Grund genug wieder einmal direkt beim Firmenchef Dr. Dietmar Roth nachzufragen, wie die Geschäfte des Solarmaschinenbauers derzeit laufen.
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Roth, wie erklären Sie sich, dass die Solaraktien in den letzten Wochen ein fulminantes Comeback erlebt haben?
Dr. Dietmar Roth: Wer längerfristig denkt, weiß, dass die Solarbranche gesund ist. Jetzt zeigt sich, dass die Branche schon näher an der Grid-Parity (Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom ohne staatliche Förderungen) ist, als viele ursprünglich gedacht hatten. Aufgrund des derzeitigen Preisdrucks in der Branche kommt es nun relativ schnell zu wettbewerbsfähigen Produkten.
Wie schätzen Sie derzeit das operative Umfeld für Solarfirmen ein?
In den letzten Jahren haben viele Solarhersteller Überkapazitäten aufgebaut – insbesondere im Bereich Zelle. Es könnte im Investitionsgüterbereich daher durchaus 12 Monate flau bleiben, bevor das Wachstum wieder deutlich anzieht.
China fördert verstärkt Solaranlagen. Wie reagieren Sie darauf?
China ist für uns der Schlüsselmarkt in Asien. Wir werden unsere asiatische Tochtergesellschaft noch einmal deutlich ausbauen. Insbesondere unseren Support werden wir hier verstärken.
Es gab Gerüchte, Roth & Rau könnte mit Manz Automation fusionieren. Wäre das denkbar?
Grundsätzlich machen Fusionen im jetzigen Markt weniger Sinn. Anders sieht es bei Zukäufen aus. Wir sind immer aktiv auf der Suche nach Übernahmen.
Roth & Rau hat sich für 2009 das ambitionierte Ziel gesteckt, die Marge zu verbessern. Ist das noch realistisch?
Das ist eine schwierige Frage. Denn es ist Rezession. Wir versuchen natürlich unsere Kostenstruktur zu optimieren. Doch wir verlieren im Moment Marge durch Projekte, die sich zeitlich verzögern. Es gibt Kunden, die die Abnahme ihrer Projekte verschoben haben. Vom Umsatzziel bin ich hingegen weiterhin überzeugt. Wobei ich konservativ bin und derzeit eher mit dem Erreichen des unteren Endes der angegeben Bandbreite (245 bis 270 Millionen Euro) rechne.
Aus welchen Bereich verspüren Sie derzeit die meiste Nachfrage nach Solarmaschinen und Fertigungslinien?
Es dominiert immer noch der kristalline Bereich. Doch wir sind durch unser Engagement im Dünnschicht-Bereich auch hier an vielen Projekten dran – es braucht in diesem neuen Geschäftsbereich jedoch auch etwas Zeit, sich zu etablieren. Die Nachfrage kommt neben den etablierten Märkten vor allem aus Indien und Korea und auch aus ganz neuen Märkten wie Russland, Türkei oder mittlerer Osten.