Die letzten Wochen waren für mich wirklich bitter. Bei 200 TStück im Depot (die ich auch weiterhin habe) konnte ich nicht fassen was da ab geht. Habe dann massiv an meiner Anlagestrategie gezweifelt, aber nach einigen Untersuchungen festgestellt, dass ich der Fundamentalbewertung doch treu bleibe, auch wenn derzeit eher alles dagegen spricht. Derzeit hat die psychologische Komponente (Panik, geschürt durch die Shorties und die Medien) absolut die Oberhand und der kann man sich einfach nicht entziehen. Aus dem beiliegenden Vergleichschart ist zu erkennen, dass am 7. Juli 2011 irgend ein Ereignis eingetreten sein muss, dass die Mehrzahl der Aktionäre schlagartig veranlasst hat ALLE (Stahl-) Aktien auf den Markt zu werfen. Unabhängig von den Fundamentaldaten gingen ALLE im Gleichschritt in den Keller. Ich vermute, dass da ein ganz Großer angefangen hat seine Depots aufzulösen. Dadurch wurden Stop-Loss-Marken gerissen, was dann die Shorties auf den Plan gerufen hat.
Ich habe zwischenzeitlich auch mehrfach mit Salzgitter und Klöckner telefoniert und heute gab es dann noch einen interessanten Artikel im Handelsblatt von der gestern eröffneten Weltstahlkonferenz in Paris. Zusammengefasst lässt sich sagen:
Ja, die Kunden kaufen im letzten halben Jahr weniger. Anfang des Jahres haben alle auf Grund steigender Stahlpreise ihre Lager voll gehauen und seit (u.a. in den Medien) immer so getan wird, als wenn die Welt morgen zusammen bricht (obwohl die Auftragslage und der Auftragseingang bei den meisten blendend ist), werden alle vorsichtiger und bauen die Lager wieder ab. Das führt einerseits zu sinkenden Umsätzen UND parallel zu sinkenden Stahlpreisen, was Klöckner als reinen Logistiker doppelt trifft, weil er bei fallenden Kursen die Lagerbestände abschreiben muss. Dementsprechend sah das letze Quartal miserabel aus und das aktuelle wird wohl eher noch schlechter, da die Erholung nach den Sommerferien ausgeblieben ist. Bei einer Deflationsspirale, die man gerade bei den Stahlpreisen sieht wartet jeder auf noch günstigere Preise, was den Effekt verstärkt. Wenn ich aber sehe, dass die Autobauer mit ihrer Produktion immer noch am Anschlag fahren, der Maschinenbau 14% Auftragswachstum im letzten Quartal vermeldet, der Auftragseingang der Bauwirtschaft gegenüber dem Vorjahr um 12% gestiegen ist und selbst bei den Amis der Autoverkauf gut läuft frage ich mich, woher die den dafür benötigten Stahl nehmen? Heute noch aus den Lägern und morgen???
Mit dem Abschreibungsbedarf bei Klöckner dürfte es auch bald ein Ende haben, da nach IFRS bei steigenden Preisen unbegrenzt zugeschrieben werden muss, aber (sofern ich das richtig verstehe) nur bis zu den eigentlichen Anschaffungskosten wieder abgeschrieben werden darf. D.h., wenn Klöckner die Tonne für 100 kauft und die auf 200 steigt, steigt die Zuschreibung in der Bilanz auf 200. Wenn der Preis dann auf 50 fällt wird aber nur bis 100 abgeschrieben. Ob Klöckner in der letzten Bilanz schon auf 100 abgeschrieben hat weiß ich nicht, aber nach unten kann eigentlich nicht mehr viel Luft sein. Sollten, wie im Handelsblatt beschrieben, Anfang nächsten Jahres die Bestellungen wieder anziehen, weil alle Lager leer sind, dürften die Umsätze und wohl auch die Preise wieder steigen. Aber das sieht man dann frühestens im Q1 oder eher noch im Q2 Bericht ... sofern die Schwarzmaler uns nicht noch mehr in die Rezession schwätzen. Ich merke es ja selbst an mir. Habe einen Teil meiner Bauplanung ins nächste Jahr verschoben, weil ich mein Liquiditätsreserven schonen will. Wenn alle nur noch von der bevorstehenden Rezession reden wird sie mit Sicherheit auch kommen ... selbsterfüllende Prophezeiung.
Ich bleibe aber weiterhin Grundsatzoptimist, auch wenn sich die Welt derzeit gegen mich verschworen. Auch wenn die Kurse noch bis 5 Euro fallen glaube ich nicht an den Weltuntergang ;-))))