Wenn man Müller zuhört, kann man nach 10 Minuten nicht mehr anders, als vor Aussichtslosigkeit aus dem Fenster zu springen. Aber Müller liegt eben in einigen Punkten schief: Er vergleicht die Krise mit der von 2008/2009 (Lehman-Pleite) und meint, der Dax könne noch sehr viel tiefer fallen. Doch sein Vergleich hinkt:
2008/2009 hatten wir eine ENDOGENE Krise, eine innersystemische Krise, induziert durch die Subprimekrise. Bis zur Subprimekrise (2007) hatten die US-Banken die ganze Welt mit wertlosen Immofondsanteilen zugemüllt, was hunderte Banken in aller Welt an den Rand des Ruins brachte. Der Dax fiel damals unmittelbar von 6.500 im September 2008 (Lehman-Pleite) auf 4.000 Punkte.Das sind 38,5%.
Diesmal ist aber einiges grundlegend anders: 1. wir haben keine endogene Krise (sondern eine exogene) und damit keine systemische Krise, die das ganze Finanzsystem in Frage stellt. 2. es ist genügend Geld auf dem Markt bzw. wird bereitgestellt, damit die Folgen der Krise abgefedert werden können. 3. Bisher ist noch garnicht viel passiert. Den Unternehmen brechen erst jetzt allmählich die Umsätze weg. In China wurde diese Woche die Produktion wieder voll hochgefahren. Geht die Infektionswelle bei uns noch drei Monate weiter, dann fehlt den meisten am Ende ein halber oder dreiviertel Jahres-gewinn - für ein gesundes Unternehmen kein Problem.
Es besteht deshalb nach meiner Ansicht kein Grund, weshalb der Dax so wie in 2008/2009 um 38,5% fallen sollte. Aber selbst wenn: dann entspräche das einem Punktestand von 8.487. Ab Stand heute wären das weitere 8% abwärts. Nach alledem, was wir bisher an Horror erlebt haben, sitze ich das mit einer Arschbacke aus.
Die meisten US-Analysten gehen davon aus, dass die FED kommende Woche ihr "Bazooka" abfeuern wird. Das heißt: Deutliche Zinssenkung, garniert mit Helicoptergeld. Das Ganze begleitet von Steuersenkungen und Aktienkäufen des PPT in nie gekanntem Ausmaß. Mit anderen Worten: die Amis scheinen bereit, das Virus mit Geld "zuzuscheißen".
Sobald das Geld zu regnen beginnt, wird die Börse sich erholen - und in Folge auch die übrigen Börsen, inclusive Dax & Co. Wie weit das dann trägt, bleibt abzuwarten; es hängt vom weiteren Verlauf der Krise ab.
Übrigens bin ich genauso lange an der Börse, wie Dirk Müller. nämlich seit 30 Jahren. In dieser Zeit habe ich jede Menge Crash-Propheten erlebt. Crashprophet zu sein, ist eine herrliche Sache: wer den Crash prophezeiht, wird unweigerlich Recht bekommen - irgendwann jedenfalls. Denn Crashs gibt es in schöner Regelmäßigkeit. Aber jedes Mal ist die Börse bisher wieder aufgestanden. So auch diesmal. |