Natürlich hat Tuchel bisher eine kompakte Defensive bzw. das Umschalten auf Defensive NOCH nicht in den Griff bekommen. Mir als Defensivfreund gefällt das ein oder andere Mal die Spielweise des BVB auch nicht, zumal man durch die Defensivproblematik auch nach vorne zu oft auf Einzelaktionen setzen muss statt auf echte Spielkontrolle. Aber das hat doch alles klare Ursachen, Ich sehe einfach nicht, wieso man das allein Tuchel anlasten sollte. Tuchel musste ja nach der extrem starken Vorsaison nun in der Hinrunde stark experimentieren. Natürlich hat Watzke recht, dass es durchaus spannend ist, wenn man statt drei Leistungsträgern nun 7-8 Talente inklusive allerdings Götze und Schürrle dazu bekommt und ein Team formen darf. Aber das heißt doch nicht, dass das sofort in der ersten Saison funktionieren muss, wie Watzke selbst über die gesamte Hinrunde auch gebetsmühlenartig in die Kameras sagte. Eine Mannschaft muss sich erst finden, wenn sie viele Neuzugänge hat. Um die beste Stammelf zu finden, musste Tuchel natürlich in der Hinrunde auch jedem Spieler seine Chance geben. Und das war ja so. Wenn wir uns zurückerinnern, wurde Tuchel in der Hinrunde dafür kritisiert, dass er ständig Wechsel vornahm und sich noch nicht für Pulisisc oder für Götze oder für Bartra oder für Ginter entschied. Es gab im Grunde nur 3-4 Spieler, die einen Stammplatz mehr oder weniger sicher hatten, inklusive Bürki. Und das war nachvollziehbar, da der BVB außer Reus und Auba keine echten Superstars hatte, aber eine Menge gestandene Spieler und Talente auf ähnlichem Niveau. Tuchel musste also experimentieren. Als er dann Anfang der Rückrunde eine Stammelf weitestgehend gefunden hatte, und sehr gute Ergebnisse einfuhr (6 Siege bei einem Unentschieden in 8 Spielen, plus Weiterkommen in den Pokalwettbewerben), gab es plötzlich wieder mehrere Verletzte. Und die einzige Niederlage in dieser Phase in Darmstadt ändert komischerweise alles in den Medien und im Innenverhältnis zwischen Watzke und Tuchel. Fand ich damals schon merkwürdig was da ablief. Nur weil Tuchel nach der Kritik an ihm und der Mannschaft damals meinte, dass der BVB eben auch das ist, also ein Team, das auch in Darmstadt verlieren kann, und er dachte das wäre auch intern schon angekommen (zumal Watzke das ja die ganze Hinrunde lang selbst sagte), stürzten sich plötzlich alle auf Tuchel, und er hätte damit angeblich gegen Watzke geschossen. Das wird ihm ja heute noch vorgeworfen. Dabei war es schlichtweg nur die Wahrheit. Im Grunde nahm er damit die Mannschaft wie so oft in Schutz, sowohl gegen die Medien als auch gegen zu hohe Ansprüche intern im Verein. ... Jedenfalls hat es Tuchel bis heute nicht geschafft, die Defensive zu stabilisieren. Okay! Aber vielleicht sollte man einfach mal einsehen, dass der BVB keine Weltklasseabwehrspieler hat. Und man sollte einsehen, dass Sokratis, Bender und Bartra abwechselnd verletzt waren, Durm sogar sehr lange. Und davor auf der Sechserposition Sahn ebenso 2 Drittel der Saison ausfiel und Weigl auch nicht gerade der Defensivspezialist ist. Mich würde mal von den Tuchelkritikern interessieren welche Formation sie sich in Abwehr und defensivem Mittelfeld gewünscht hätten, die es geschafft hätte sich erstens ohne Verletzungen einzuspielen und dann das ganze Konstrukt zu stablisieren? Ich bezweifel, dass das für Tuchel überhaupt möglich war, individuell als auch mannschaftlich. Aus meiner Sicht hat er deshalb übergangsweise für diese Saison gezwungernermaßen die Flucht in der individuellen Klasse der Offensive gesucht und damit die Ziele des Vereins erreicht. Er hat das beste aus dem rausgeholt was mit der Truppe machbar war. Ob er dauerhaft der richtige Trainer ist oder nicht, kann man daher rein sportlich jetzt noch garnicht beurteilen. Ich persönlich glaube aber, dass er das mit 2-3 neuen Spielern (gerade in der zentralen Defensive), die sich mal länger einspielen kann, schaffen kann. Aber wissen tue ich es auch nicht. Mit wundert nur, dass die Kritiker immer zu wissen scheinen, was Tuchel alles falsch macht, und vor allem das sie die Hürden, die Tuchel in dieser Saison zu bewältigen hatte, einfach so wegwischen. Das sind ja alles keine Ausreden, dass er viele neue Spieler einbinden musste, oder das es dann in der Rückrunde wichtige Verletzte gab, oder das dann zum schlechten Zeitpunkt vor dem CL Viertelfinale der Busanschlag kam. Und dann noch die Watzke-Aussagen drei Wochen vor Saisonende. Also dafür hat die Mannschaft aber viel daraus gemacht, vor allem in den wichtigen KO-Spielen, abgesehen von den zwei Monaco-Spielen. Immer dann wenn man außer Monaco unbedingt liefern musste und unter Druck stand, hat man gewonnen. Ist das wirklich möglich, wenn die Hälfte der Spieler gegen Tuchel sind? Na ja, muss ich auch gar nicht wissen. Mich wundert trotzdem, wieso Fans und Aktionäre von Außen nur aufgrund von Hörensagen und Gerüchten beurteilen können, dass Tuchel wohl die Hauptschuld am Dissens trägt oder im Training oder bei den Aufstellungen zwischenmenschlich schwach sein soll. ----------- the harder we fight the higher the wall |