Vorab: Mir war nicht klar (obwohl dies eigentlich implizit aus den BT-Fosun und BT-Pfizer Vereinbarungen hervorgeht), daß BNT162 BioNTech gehört, und Pfizer / Fosun lediglich Lizenzen erhalten. Dies bedeutet u.a., dass Phase 3 aus Mainz gesteuert wird. Mein Bekannter: "Die Pfizer-Leute mussten sich erst etwas daran gewöhnen, dass sie Arbeitaufträge von uns bekommen- das kannten sie nur anders herum. Aber inzwischen läuft das sehr gut, auch wenn ich immer wieder den Kopf darüber schüttle, wie wenig technischen Plan (bezogen auf mRNA-Impfstoffe) die haben. Dafür beherrscht Pfizer klinische Großstudien aus dem effeff - das hätten wir alleine nie und nimmer so schnell und gut hinbekommen."
Dies bedeutet auch, dass die Entscheidung, ob, wann und für was Zulassungsanträge gestellt werden, in Mainz und nicht bei Pfizer (und sicher nicht im Weißen Haus) fällt - was immer diesbezüglich auch in amerikanischen Medien kursiert. Die Zulassungsvorbereitung umfasst 3 Elemente: 1. Ergänzende vorklinische Untersuchungen (Tierversuche): Hier geht es u.a. um detaillierte Untersuchung zur Verstoffwechselung der Nano-Lipide: Werden sie über den Verdauungstrakt ausgeschieden, oder reichern sie sich in Geweben (wenn ja, welchen?) an. Könnten davon langfristige Gesundheitsrisiken ausgehen? Weiterhin werden sog. "Challenge"-Studien durchgeführt, in denen aktive SARS-CoV2 Viren geimpften Tiere (Affen, Mäuse) injiziert werden, und geprüft wird, wie gut die Impfung im Tiermodell wirkt (aus nachvollziehbaren Gründen sind solche Studien am Menschen nicht erlaubt). Vermutlich gibt es noch ein paar mehr Fragen, die flankierend untersucht werden. Diese Untersuchungen sind weitgehend abgeschlossen. Die Ergebnisse sollen in nächster Zeit publiziert werden (Nature, plus pre-print server). Mein Bekannter wollte/ durfte mir nicht sagen, wie die Prüfungen ausgefallen sind - da müsste ich schon die Publikation abwarten. Aber ich hatte nicht den Eindruck, diesbezüglich gäbe es irgendeinen Grund zur Beunruhigung - eher im Gegenteil.. Will sagen: Irgendwann wohl noch im September kommt die nächste "harte" Nachricht zum Impfstoff, die durchaus ein Kaufsignal triggern könnte. 2. Risikobetrachtung: Hier geht es um Bericht/ Bewertung der in Phase 3 beobachteten Nebenwirkungen. Für außerordentliche Zulassung reichen hier 3.500 Probanden (Präzedenzfall Ebola-Impfstoff Juli 2020), BioNTech strebt jedoch eine höhere Zahl an. Ich will die mir genannte Zahl hier nicht wiederholen - aber sie liegt unter 7.500, d.h. der Zahl bis Mitte August mit echtem Impfstoff (nicht Plazebo) erstgeimpften Phase-3 Probanden. Das genehmigte Studienprotokoll sieht Zweitimpfung nach 21 +/-2 Tagen, und Nebenwirkungsbeobachtung über weitere 28 +/- 4 Tage vor. Grob gesagt: Etwa am 10. Oktober hat BT die Zahlen zusammen, die die Genehmigungsbehörden für ihre (vorläufige) Risikobewertung benötigen.
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04380701
Alle einlaufenden Phase-3-Ergebnisse gehen zeitnah nach Mainz, und werden turnusmäßig, mindestens wöchentlich, an die Genehmigungsbehörden weitergeleitet. M.a.W.: FDA und EMA werden, auch ohne gesonderten Bericht, aufgrund der turnusmäßigen Zwischenberichte so zum 15.10.2020 ausreichend Informationen vorliegen haben, um eine (vorläufige) Risikobewertung vorzunehmen. Ob um diesen Termin herum dann BT/Pfizer mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gehen werden, ist unklar. Vermutlich kommt ihnen im Erfolgsfall das Weiße Haus zuvor. Man wird sehen.. So sich unerwartet schwere Nebenwirkungen zeigen sollten, wird die Öffentlichkeit davon vemutlich ebenfalls zeitnah erfahren - und sei es nur durch veränderten Tonfall der FDA-Statements (die sich dann aber auch auf Probleme bei Moderna oder AZ beziehen könnten).
3. Effektivitätsbewertung: Hier ist mindestens 50% Impfstoffeffektivität gefordert. Die relativ große Probandenzahl von 30.000 geht auf eine FDA-Modellrechnung zurück, nach der mindestens 150 Coronafälle unter den Probanden benötigt werden, um solche Effektivität statistisch signifikant nachzuweisen (100 Fälle in der Placebo-Gruppe vs. 50 Fälle unter den Geimpften). Das Protokoll sieht hierfür ebenfalls 28 +/- 4 Tage Nachbetrachtung vor, wobei mir nicht ganz klar ist, ob diese Frist mit der Zweitimpfung beginnt, oder erst ca. 10 Tage danach, wenn volle Impfwirkung erreicht ist, einsetzt. Egal - der Effektivitätsnachweis wird wohl frühestens zwei Monate nach Erstimpfung der letzten Probanden, d.h. wohl etwa Mitte Dezember, geführt werden können.
Da gibt es jetzt noch ein anderes Problem: Das ganze Szenario funktioniert nur bei hoher Infektionsdynamik. 150 Coronafälle unter 22.500 Probanden (15.000 Placebo plus 50% Impffehlschläge unter 15.000 Geimpften) entspricht einer Infektionsrate von 6.666 pro Million. Die Infektionsrate in den USA ist zwar nach wie vor hoch, jedoch langsam zurückgehend, und liegt derzeit bei knapp 129 pro Million/Tag. Bei dieser Infektionsrate müßte nicht über 30, sondern über 51 Tage nachbeobachtet werden, bis statistisch signifikante Ergebnisse erwartbar sind - ein Problem v.a. für Moderna, die Phase 3 nur in den USA durchführen. Die brasilianische Infektionsrate liegt derzeit noch höher (188 pro Million/Tag), darüber hinaus ist dort mit erheblicher Dunkelziffer zu rechnen - da könnten so 35 Tage Nachbeobachtung ausreichen, soweit die Dynamik nicht auch dort zurück geht (was z.Z. wohl scheinbar leicht der Fall ist). "Gut" in dieser Hinsicht (für Impfstoffstudien - schlecht für die Bevölkerung!) sieht es in Argentinien mit 222 Neuinfektionen / Million/ Tag und steigend aus, da sollten 30 Tage Nachbeobachtung ausreichen [Deutschland übrigens derzeit ca. 14 Neuinfektionen/ Million/Tag]. Insofern technisch (Länderauswahl) BT mit deutlichem Zeitvorteil gegenüber Moderna, und wohl etwa gleichauf mit Astra-Zeneca. Alle vorgenannten Betrachtungen sind natürlich Makulatur, wenn der Impfschutz nicht um die 50% liegt, sondern gegen 80-90% tendiert. In dem Falle sollte zwar immer noch die volle Phase 3 abgewartet werden, um den effektiven Impfschutz aufzuzeigen (ist ja auch ein Verkaufsargument). Aber der Nachweis, über 50% zu liegen, kann schon viel früher erfolgen. Möglicherweise reicht dazu schon Argentinien, wo die Zweitimpfungen Mitte September durch sein sollten. Bei der derzeitigen Infektiosdynamik wären dort zwischen Mitte September und Mitte Oktober 15 Corona-Fälle in der Plazebo-Gruppe zu erwarten, ggü. 1-2 in der Imfgruppe bei knapp 90% Impfeffektivität. https://www.batimes.com.ar/news/argentina/...-vaccine-volunteer.phtml
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