Hmm... Also aus meiner Sicht:
Zum positiven:
Es ist ja zunächstmal businessmäßig rein gar nichts passiert, was man Softing selbst vorwerfen könnte. Es ist die gleiche tolle Firma wie vorher. Ein starker Wachstumswert mit hoher Produktqualität und Innovationspotenzial. Hier ist nach wie vor noch extrem viel Entwicklungspotenzial da (ohne Ende bisher unerschlossene Produktmärkte und geographische Märkte). Bereits jetzt relativ hohe Marktmacht. Und dazu das Potenzial auf zukünftig bessere Skaleneffekte und mithin deutlich höhere Margen.
Letztlich ist halt schlimmstenfalls ein Downcycle in bestimmten Abnehmergruppen da. Kein Beinbruch und keine Schuld von Softing. Und wenn in einem Downcycle bei einem solchen Unternehmen das KGV 18,5 ist und das Forward-PE 16, dann ist das sicherlich nach wie vor billig.
Zum negativen:
Die Kursphantasie würde sicher ins Ruckeln geraten, wenn sich die Prognosen von Warburg bestätigen sollten. Und tatsächlich sind die EBIT Prognosen von Warburg ja letztlich konsistent mit Triers Andeutungen im Tradecentre Interview. Klar, kann untertrieben vorsichtig sein. Aber nach einem weiteren Indiz in diese Richtung muss man sich sicher auch auf ein EPS unter einem Euro in 2016 einstellen--vorsichtige Guidance hin oder her.
Die Warburg Analyse selbst ist doch etwas wurstig. Insbesondere, dass die starke Senkung der operativen Prognosen im Kursziel durch den "Trick" aufgefangen wird, die WACC-Werte im Modell auf 7,7% zu senken. Nicht, dass das im momentanen Zinsumfeld ein unangemessen niedriger Diskontzinssatz für eine Firma wie Softing wäre. Aber (gegeben, dass es eine Auftragsstudie ist), wirkt das schon sehr so, als wolle man auf Teufel komm raus dieses Kursziel für den eigenen Kunden aufrechthalten. Denn sicher wären Softings Neuaktionäre, die zu 16,50 die Kapitalerhöhung gezeichnet hatten, über eine Senkung des Kursziels nicht sehr erfreut gewesen. Es drängt sich also schon ein wenig der Verdacht auf, dass man hier auch die neugewonnen institutionellen Anleger besänftige will. Muss nicht so sein, denn seit dem letzten Update kam QE, was eine Zinssatzänderung im Modell rechtfertigt. Aber ein Geschmäckle bleibt bei mir, denn ohne Anpassung des Zinssatzes wäre das Kursziel im Warburg-Modell auf 13,50 EUR oder so gerauscht durch die neuen EPS Schätzungen.
Schließlich hat die Prahlerei von Trier a la "unter 20 EUR muss man gar nicht drüber nachdenken" (noch vor wenigen Monaten) bei mir doch auch einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen. Damit wurde ja letztlich gesagt, dass der faire Wert der Aktie nicht nur oberhalb von 20 EUR sei, sondern dass alles unter 20 EUR ein Schnäppchenpreis ist. Als ernstzunehmender CEO muss man sowas halt auch wirklich nicht sagen, wenn demnächst Gegenwind beim EPS-Wachstum drohen könnte.
Klar kann es immer noch gut sein, dass Softing heute 20 EUR locker wert ist. Das wird sich rausstellen in den nächsten Jahren. Aber etwas unglücklich ist das ganze sicher. |