Balda-Aktionäre üben harsche Kritik am Aufsichtsrat Mittwoch, 8. Februar 2012, 18:10 Uhr Bielefeld (Reuters) - Aufsichtsrat und Vorstand des angeschlagenen Medizintechnikproduzenten Balda haben auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung am Mittwoch um Vertrauen geworben. Mit einer freiwilligen Sonderprüfung will die Unternehmensführung dem kritischen Großaktionär Octavian, der dem Kontrollgremium Interessenkonflikte vorwirft und seine Abwahl fordert, den Wind aus den Segeln nehmen. Doch auch nach achtstündiger Aussprache nahm die zum Teil harsche Kritik der Aktionäre am Management kein Ende. Aktionärsvertreter und Kleinanleger warfen dem Aufsichtsrat neben Interessenkonflikten auch Befangenheit und Untreue vor. Dem Vorstand wurde zudem vorgeworfen, kein Rezept für die Rückkehr in die Gewinnzone zu haben. Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), ließ Sympathien für Octavian erkennen. "Die alten Gremien hatten ihre Chancen und haben sie nicht genutzt." Für ihn mache Octavian nicht den Eindruck einer "Heuschrecke". Hechtfischer erklärte, er werde wohl für die Kandidaten von Octavian für den Aufsichtsrat stimmen. Octavian schlägt den ehemaligen Adidas-Manager Rene Charles Jäggi, Finanzinvestor Behdad Alizadeh und Octavian-Manager Igor Kuzinar als Aufsichtsratsmitglieder vor. Den bisherigen Vertretern im Kontrollgremium hat der Großaktionär wegen des mehrmals verschobenen Verkaufs von Aktien des taiwanesischen Touchscreen-Herstellers TPK Interessenkonflikte vorgeworfen. "Wir weisen die Unterstellungen von Octavian entschieden zurück", erklärte Aufsichtsratschef Michael Naschke. Das Gremium habe im Sinne des Unternehmens und seiner Mitarbeiter agiert, eine geschäftliche Verflechtung einzelner Aufsichtsrats-Mitglieder mit Großaktionär Michael Chiang gebe es nicht. Naschke warf seinerseits Octavian vor, auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein: "Ziel von Octavian ist, die Macht zu übernehmen und eigene Interessen zu verfolgen". Balda hatte 2011 mehrfach angekündigt, bis zu 9,5 Millionen TPK-Aktien zu verkaufen und einen großen Teil der Erlöse an die Aktionäre auszuschütten, die seit Jahren keine Dividende erhalten haben. Wegen des einsetzenden Kursverfalls hatte das Management den Verkauf dann immer wieder verschoben. Der Rückzieher habe die Balda-Aktionäre 350 Millionen Euro gekostet, monierte Octavian. Der Aufsichtsrat habe sich von persönlichen Interessen des TPK-Großaktionärs Michael Chiang leiten lassen. Octavian-Manager Kuzinar sagte dazu vor den Aktionären: "Es hat den Anschein, dass Chiang den Verkauf blockierte, da er nicht wollte, dass TPK-Aktien in Hände außerhalb seines Einflusses gelangen". Naschke bekräftigte auf der Hauptversammlung, dass die TPK-Aktien nun in diesem Jahr verkauft werden sollen. Der Erlös soll zum Teil für Zukäufe verwendet und zum Teil als Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Oktavian-Vertreter Kuzinar nannte die Ankündigung ein "Märchen, das der Aufsichtsrat ihnen erzählt." Dem Kontrollgremium sei nach den drei Absagen im Vorjahr nicht zu trauen. |