Mechanismen. Ich halte die Idee für plausibel, dass er mit harten Durchgriffen bei der Strafsteuer
1. der ganzen Welt zeigen will, dass er der "dicke Max" ist, der selbst China in die Knie zwingt, und
2. BÄREN ansaugen will, die auf den neuen Downtrend aufsatteln, um dann beim nächsten Tweet ("suprising progress" bei Verhandlungen) einen schönen Squeeze auszulösen, der z. B. im SP-500 den zähen Widerstand bei 2950 bricht.
Dann werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
1. China scheint auf die Drohgebärden einzugehen, beginnt einzulenken und bestärkt Trump damit in seiner Macho-Selbstdarstellung als "dicker Max"
2. Die relativ starken Widerstände in den Indizes werden nach oben durchbrochen, was dann auch wieder Trendfolgekäufer anlocken. Diese werden dann - gefühlt 50 Mal aufeinanderfolgend - mit "weitere Fortschritte bei den China-Verhandlungen" bei der Kauf-Stange gehalten.
Das ist natürlich alles Kokolores, weil Trump damit nur ein Problem löst, dass es ohne ihn (als globalen Oberstänker) überhaupt nicht gegegen hätte
So wie in der Kontakt-Kleinanzeige: "Suche Frau, mit der ich die Probleme lösen kann, die ich ohne sie nicht hätte." ;-)
Wie auch immer: Im US-Vorwahlkampf werden die Börsen dann prall und drall an ATHs notieren, und Trump, der die Märkte als seinen persönlichen Gradmesser für "make America great again" betrachtet - und instrumentiert -, kann auch eine zweite Amtszeit hoffen.
Die Amis sind von den Medien darauf dressiert, komplexe Gemengelagen stets auf eine (gute oder "böse") Person zu reduzieren.
- "Das Böse" ist - im bunten Reigen fröhlich wechselnd - mal Putin, mal Gaddafi, mal Assad, mal der iranische Präsident. Dann werden Flugzeugträger positioniert und ggfs. auch Marschflugkörper abgeschossen. Bei schwierigeren Gegnern wie China wird ersatzweise eine "Schurkenfirma" (Huawei) vorgeführt, und sogar Manager kommen wegen von den Amis "verbotener" Iran-Geschäfte hinter Gitter.
- "Das Gute" sind positive Helden. Trump versucht sich als solcher in Szene zu setzen. Wer bei ihm Speichel leckt wie Macron, wird ebenfalls auf diesen Olymp gehoben. Dazu gehören auch (All-)Machtdemonstrationen: Mit seinen Tweets will Trump suggerien, dass die ganze Welt wie Puppen zu seinem Handy tanzen lassen kann. Die Amis mögen so etwas, bestätigt es doch deren Wahn, der Nabel der Welt zu sein.
Charttechnik und Fundamentalanalyse kann man dagegen vergessen. Wenn die Indizes zu weit fallen, feuert Trump nötigenfalls Fed-Chef Powell, falls dieser nicht die von Trump eingeforderten Zinssenkungen liefert. Die ganze Zinserhöhungs-Arie der letzten Jahre diente nicht zuletzt dazu, der Fed neue Macht zu geben. In der Nullzinsära konnte sie nur mit "mehr QE" bluffen. Zinssenkungen sind bei der Marktsteuerung wesentlich effektiver - und vor allem sofort wirksam.
Die Börse verkommt auf diese Weise freilich zu Macht- und Intrigen-Theater. Das ist keine solide Basis. Ewig wird sich das nicht durchziehen lassen. Dass aber jetzt schon der Vorhang fällt - wie Wawidu charttechnisch zu sehen meint, glaub ich nicht. Und zwar ohne meine langfristig ziemlich bärische Position zu ändern. |