Der Fall des eloquentesten Hochstaplers seit Felix Krull ist zum Symbol geworden für den Zustand der Republik, dafür, wie es um unsere Demokratie steht, wo sie funktioniert und wo sie verraten wird. Die Affäre ist Ausdruck lebendiger Streitkultur, einer unbeirrbar freien Presse und Justiz sowie einer wehrhaften Gesellschaft mit einer außerparlamentarischen Opposition, die die Kraft hat, einen betrügerischen Minister aus dem Amt zu jagen. Die Affäre Guttenberg ist aber auch Sinnbild der zunehmend verkommenen politischen Kultur eines Landes, in der eine Uni mit einem Adelsmann kungelt, in dem der Popstar mehr gilt als der Prophet, in der die Lüge über die Wahrheit gestellt wird und in der Politiker Forderungen und Werte bei Bedarf über Bord der Gorch Fock werfen, um ihre Macht zu sichern.
Und Gnade Gott, wer es wagt, den Popstar anzugreifen: Der wird als boshafter Neider beschimpft oder - wie im Fall des wackeren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert - in den eigenen Reihen zum politischen Amokläufer zweiter Klasse abgestempelt. Dabei hatte es Lammert auf den Punkt gebracht, als er sagte, dass der Fall Guttenberg "ein Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie" sei. Genau darum ging und geht es. Was Lammert nicht sagte, ist, dass es die Führungsriegen von CDU und CSU waren, die dem Ex-Doktor den Hammer reichten, damit er den Nagel versenken kann. Was die Union trieb, um ihren Superstar zu retten, war lange nicht nur der oft kritisierte Verrat an ihren Werten wie Anstand und Leistung, sondern auch an bisherigen Positionen und Gesetzmäßigkeiten, die eine Demokratie stark machen: Und dazu gehört nun einmal, so platt es klingen mag, dass ein Politiker Vorbild sein muss und das konsequent einhält, was er predigt. Aber das ist nicht gerade das Ding der Angela Merkel.
Quelle; http://www.ftd.de/politik/deutschland/...rg-verteidiger/60022160.html
- 2 Seiten - . ----------- So wie einem das Licht nicht ohne die Dunkelheit bewusst würde, so gibt es keine Situation, in der nicht etwas POSITIVES zu entdecken wäre.
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