Meint ihr nicht, dass die Wahrheit bezüglich der Leerverkäufer irgendwo in der Mitte eurer Aussagen liegt?
Es sollte doch allen klar sein, dass ein gut geführtes, solides Unternehmen Leerverkäufer nicht gerade in großen Massen anzieht. Um von Leerverkäufern heimgesucht zu werden, muss es bereits Probleme im Unternehmen geben - wie auch immer diese aussehen. Und diese sind im Kurs noch nicht eingepreist. Wenn es im Unternehmen nicht so gut läuft und man, wie z.B. derzeit bei Evotec zu beobachten, viele handwerkliche Fehler gemacht werden. Dann sehen Leerverkäufer darin die Chance, mit sinkenden Kursen Gewinne zu machen und die Short-Quoten steigen. Sollte das Unternehmen die Fehler wieder abstellen und wieder solide arbeiten, dann verschwinden die Shortseller auch wieder.
Es ist aber auch nicht so, dass der Kurs, wie zuvor behauptet, immer zum Zustand des Unternehmens korreliert. An der Börse gibt es immer Übertreibungen in die ein oder andere Richtung. Und Shortseller sind ein nicht unerheblicher Faktor für diese extremeren Kurse. Hier soll möglichst viel Geld verdient werden. Ist die Unsicherheit einmal da, kann man den Kurs auch problemlos weiter in die vorgegebene Richtung treiben. Einfach weitere wichtige Chart-Marken reißen etc. Dem Unternehmen, egal wie bemüht es auch ist, gelingt es verständlicher weise nicht oder zumindest extrem selten, das verlorene Vertrauen möglichst schnell wieder herzustellen. Das braucht seine Zeit. Und das nutzen professionelle Shortseller auch bis zum Erbrechen aus - s. z.B. Morphosys. Gamestop zeigte ja vor einiger Zeit, wie der Markt dann in die andere Richtung, auf Kosten der Shortseller, manipuliert werden kann. Das ist allerdings sehr ungewöhnlich und selten. Aber auch hier kann man sehen, dass der letztendliche Kursverlauf nicht mehr wirklich etwas mit der realen Unternehmensentwicklung bzw. dessen Zustand zu tun hat. Tesla ist auch so ein Beispiel.
Evotec macht nach wie vor zu viele handwerkliche Fehler. Zudem scheinen die auch keine IR-Abteilung mehr zu haben. Fragen beantworten die jedenfalls keine. Dazu kommen halt die bekannten Probleme mit Cyberangriff und entsprechendem Vertrauensverlust, WL und dem weiteren Vertrauensverlust und nun auch noch der NASDAQ-Käse, was das Vertrauen auch nicht heben wird.
Zudem waren die Zahlen nicht wirklich positiv (wenn auch nicht nur negativ) und man man muss nun darauf hoffen, dass die Prognosen eingehalten werden. Hier werden viele sicher erstmal die nächsten Zahlen abwarten - dann das Vertrauen ist massiv beschädigt worden. Da der Umsatz aber nicht eingebrochen ist und man weiterhin Kooperationen u.s.w. verkündet, scheint man zumindest operativ nicht aussichtslos dazustehen. Sollten die Prognosen zum Jahresende hin eingehalten werden, wird das Vertrauen auch wieder zurückkommen. Eine weitere Hoffnung für steigendes Vertrauen liegt im neuen CEO. Wenn der einen guten Job macht, dann ist hier auch wieder Potential nach oben drin.
Ich sehe es im Moment jedoch so, dass wir uns hier in einer Übertreibung nach unten befinden. Daher bleibe ich auch investiert. Es gab durchaus positive Dinge in den Quartalszahlen, die mich für die nächsten Quartale und Jahre optimistischer stimmen (Just, Auftragseingang, Umsatz). Das Unternehmen muss nun aber auch liefern. |