Das Gute scheint von oben Florian Söllner
In Deutschland geht die Sonne auf. Der Durchbruch ist geschafft. Er war und ist jeden Cent an Investitionen wert. Selbst der Papst – ausgewiesener Experte für die Kraft von oben – hat sich jetzt zum absehbaren Durchbruch der Energie aus der Sonne geäußert: "Die Menschheit wartet darauf und freut sich." Leider nicht ausnahmslos. Der Spiegel schrieb in diesen Tagen: „Die Solaranlagen verursachen langfristig Kosten von 27 Milliarden Euro. Dabei ist der Nutzen minimal. (…) Gegenwärtig liegt der Solar-Anteil an der gesamten Stromproduktion bei gerade einmal 0,95 Prozent. (…) Auch die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind minimal.“
Diese Verniedlichung der Entwicklung ist so falsch wie die historische Aussage von Steve Jobs "keiner braucht zu Hause einen PC". Denn die als zu teuer kritisierte Einspeisevergütung nach EEG hat eine Energie-Revolution losgetreten, die gerade zum Selbstläufer wird. Sie kann daher nun deutlich gesenkt werden, doch war und ist das EEG eine wichtige Geburtshilfe: Dank Einspeisevergütung haben sich die Preise für Solaranlagen seit 2000 bereits halbiert – 2013 wird in Deutschland Sonnenenergie günstiger als Steckdosen-Strom sein.
Der Solar-Anteil wird allen Zweiflern zum Trotz schnell in den zweistelligen Prozentbereich steigen. Der Effekt ist immens, die Kosten hingegen relativ gering: Die EEG-Vergütung wird auf den Strompreis umgelegt und erhöht ihn um maximal 0,9 ct/kWh oder nur 2,5 Prozent. Der Aufwand wird noch unbedeutender, hält man sich vor Augen, dass durch Sonnenenergie bis 2030 Gas, Kohle und Uran im Wert von rund 100 Milliarden Euro eingespart werden können.
Zwar verdienen Chinas Solarhersteller immer mehr mit. Doch gefertigt werden die Module auf Maschinen deutscher Hersteller wie Roth & Rau, Manz Automation oder Centrotherm. Deutsche Handwerker installieren die Systeme. Und diese haben viel zu tun: Nie wurden so viele Anlagen verbaut wie im zweiten Halbjahr 2009. Der Boom wird Jahre anhalten. Denn Ideen (neue Solarziegel, bessere Speicherung, Photovoltaik im Straßenbelag) sowie Sonnenschein – täglich das 15.000-Fache des weltweiten Verbrauchs – gibt es mehr als genug. Solarpessimisten aber anscheinend auch. |