wer kennt sein Schicksal nicht? Er, der bis kurz vor seiner letzten Stund das glücklichste und stolzeste Getier auf dem Hofe ist. Aus heiterem Himmel ereilt den glücklichen Truthahn ein fürchterliches Ereignis, das ihn Kopf und Kragen kosten wird. Taleb nennt so ein Ereignis einen Schwarzen Schwan. Der Truthahn kennt seine Bestimmung nicht, er zweifelt daher nicht an der Güte seines Herrn. Weshalb auch, erfuhr er doch von Beginn an die beste Fürsorge. Das Steinhoffereignis war zweifelsohne ein Schwarzer Schwan, die (Alt)Aktionäre, die unwissenden Truthähne, die sich lange in falscher Führsorge wägten. Und doch trennt sie ein feiner Unterschied, Kopf und Kragen sind längst noch nicht verloren. Es kam nämlich anders. Gerade noch rechtzeitig erschien ein neuer Herr, er nahm sich dem Hof des Schreckens und den völlig desillusionierten und verängstigten Truthähnen an. Der neue Herr hat seither alle Hände voll zu tun, den Hof irgendwie wieder in Ordnung zu bringen. Geld für feines Truthahnfutter ist gewiss für längere Zeit nicht mehr aufzubringen. Ja, von der alten, glorreichen Truthahnwelt ist längst nichts mehr übrig, und allein der Glaube und die Hoffung an die Güte und die gute Hand des neuen Herrn ist geblieben. Ob wir Truthähne, keiner oder nur ein spärlicher Teil von uns, diese Hungersnot überleben…, dieser Akt des Schicksals ist noch nicht geschrieben. Aber das ist noch kein Grund um den Kopf hängen zu lassen, solange er und sein Kragen noch an Ort und Stelle sind.
Eine gute Nacht, meiner lieben Steinhoffgemeinde |