Ich will mich nicht inzwischen nicht mehr für ein Positiv- oder Negativ-Szenario aussprechen, will aber folgende Punkte zu bedenken geben: 1. Die Volatilität des Marktes: Ein Grund für die Volatilität des Marktes ist die Tatsache, dass derzeit vorwiegend kurzfristig orientierte große Händler den Markt steuern. Die meisten Privatanleger sind abgesprungen und halten sich aus Angst vom Markt fern. Die verbissenen Long-Investoren werden ihre Anteile halten und sich aktuell ebenfalls von der Börse fernhalten. Auch die meisten Fondsanbieter haben sich direkt nach dem Sturz am 11.8 neu eingedeckt (wie z.B. Blackrock bei Daimler) und dürften aktuell kaum den Markt beeinflussen. In einem volatilen Markt lässt sich für professionelle Anleger die meiste Kohle machen. Das in einem solchen Markt nach Erreichen des ersten Widerstands bei 6100 Punkte wieder Abverkäufe bis zur 5500er Unterstützung stattfinden, ist nicht ungewöhnlich und muss kein schlechtes Zeichen sein. Wie ich schonmal geschrieben habe gehe ich davon aus, dass wir bis zu den nächsten Quartalszahlen im November in einer Trading Range zwischen 5500 und 6500 feststecken. 2. Weitere Abverkäufe als Taktik der Großen? Da die meisten Kleinanleger aufgrund ihrer Angstverkäufe schon dem Ausverkauf zum Opfer gefallen sind, lässt sich aus Sicht der institutionellen Anleger durch einen weiteren Abverkauf nicht mehr viel verdienen. Ein weiterer Abverkauf sollte also meiner Meinung nach keine Eigenart des Finanzmarktes sein, sondern Gegebenheiten der Realwirtschaft widerspiegeln. Sprich: Eine wirkliche Rezession. 3. Thema Rezession: Unsere Wirtschaftsdaten sehen wirklich noch gut aus. Wir haben bisher keinen Wirtschaftsrückgang verzeichnen müssen. Im letzten Quartal ist die Wirtschaft zwar "nur" um 0,1% gewachsen, jedoch weist das statistische Bundesamt darauf hin dass dies auf witterungsbedingte Sondereffekte zurückzuführen sei (also nicht einfach nur ängstlich die Zahlen betrachten, sondern auch hinterfragen!). Laut statistischem Bundesamt sollte zur Beurteilung der konjunkturellen Grunddynamik aber das erste Halbjahr insgesamt betrachtet werden. Der Aufschwung war demnach sehr robust. Und obwohl das Wirtschaftswachstum langsam eintrübt - wofür auch die europäische Schuldenkrise verantwortlich gemacht wird - wird von einem BIP-Wachstum in 2011 von rund 3% ausgegangen. -> Quelle.
Zur Erinnerung: Die weitgängigste Definition für eine Rezession ist der BIP Rückgang in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Das ist bei der deutschen Wirtschaft frühestens zum Jahreswechsel zu sehen. Eine Lösung der Schuldenkrise könnte eine Rezession sogar noch weiter hinausschieben. Ich gebe auch zu bedenken, dass der letzte Aufschwung 6 Jahre andauerte und dass laut Experten die Unternehmen inzwischen deutlich besser aufgestellt sind als bei ihren Hochs vor der Weltwirtschaftskrise 2008. Dass der aktuelle Konjunkturzyklus nur halb solang dauern soll, widerspricht dem Wort "Zyklus" ;) Die Aktuelle Angst vor einer Rezession rührt bisher nur von den Finanzmärkten und nicht von der Realwirtschaft. Es ist wohl die Schuldenpolitik rum und die Welt die aktuell belastet - hier müssen und können meiner Meinung nach Lösungen gefunden werden. Siehe auch: Konjunkturindikatoren des statistischen Bundesamts
Am Dienstag um 11:00 Uhr stehen übrigens die ZEW-Konjunkturerwartungen August von Deutschland und der EWU an. Das wird wieder ein wichtiger Börsentag.
Am 29.09.11 steht dann das endgültig berechnete Bruttoinlandsprodukt der USA für das 2. Quartal fest (Bisherige Schätzung +1,3% - erwartet wurden +1,6%). |