Ich habe schon davon geschrieben, dass die neuesten Meldungen zur Portoerhöhung der Post meiner Meinung nach fast unerheblich sind, weil das nichts anderes als die Bestätigung der bisherigen Praxis darstellen. Nunmehr verwundert es mich, dass das der Anlass für die gestrige Kurssteigerung gewesen sein soll. Bitte sehr ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, sehe aber in den Preisveränderungen und in den Preispielräumen dazu keine Begründung. Die bisherige Ausgangslage, wonach die Regulierungsbehörde nur ein Mitspracherecht bei Briefen bis 1000 Gramm hat, ist unverändert. Einzig der Bewertungsmassstab ist geringfügig für die verminderte Produktivität verändert worden. Dieser liegt jetzt bei 0,2% anstelle vorher 0,3%, die als Abschlag auf alle regulären Portoerhöhungen von Sendungen bis 1000 Gramm berechnet werden. Liegt also die Inflation wie derzeit bei 1,5% so beträgt der berechenbare Kostendruck jetzt bei 1,3%. Da die inflationsbedingte Preisanpassung im untersten Briefsegment sowieso erst gerade erfolgt ist, wird die nächste nicht gleich automatisch 2014 erfolgen. Dazu ist die Inflationsrate selbst zu gering. Selbst bei zwei Jahren läge der Wert auch erst bei 2,6%, die nicht genug wären. Erst bei drei Jahren und 3,9% würde der Anpasungsbedarf genügend gross sein um die Unkosten (neue Postkarten, Briefmarken und frankierte Umschläge usw.), die bei einer Portoerhöhung anfallen, zu rechtfertigen. (Standartbrief von 58 auf 60 Cent) Bei der Preisgestaltung der anderen Segmente hat die Post sowieso schon einen ausreichenden Spielraum, der auch ausgenützt wird. Nein daran kann es meiner Meinung nach nicht liegen. Dennoch ist der Anstieg erfolgt - allerdings noch innerhalb der von mir erwarteten Spanne von 23 bis 25 vor den Zahlen. Steigt aber der Dax weiter, so wirkt sich das mehr auf die Post als auf andere Aktien aus. Aus den derzeit eingepreisten 24 Euro vor den Zahlen könnten dann bereits 26 werden und nach den Zahlen könnte sogar eine völlige Neueinschätzung bevorstehen, die sogar schon für dies Jahr 30 Euro ansetzen würden. Dazu ist der Zeitpunkt für die Zahlen in drei Wochen besonders günstig, weil dann schon für das laufender vierte Quartal die gefallenen Benzinpreise in die Einsparungen berechenbar sind. Während ich schreibe liegt der Ölpreis bei 97,82. Das vierte Quartal hat deutlich höhere Umsätze und somit auch deutlich höhere Einsparungen durch den fallenden Ölpreis. Niemand geht davon aus, dass sich an diesen Verhältnissen vor einer dauerhaften Lösung der amerikanischen Haushaltslage etwas ändern wird. Ganz im Gegenteil. Gestern ist in Brasilien die Versteigerung der Offshore Erdöllagerstätten erfolgt, die nach Errichtung der Förderanlagen zusätzlich auf den Ölpreis drücken werden. Dazu wird mit jedem Tag der in den USA verstreicht die Wahrscheinlichkeit grösser, dass der Atomstreit mit dem Iran beigelegt wird und das Embargo aufgehoben wird. Es kann durchaus sein, dass wir vor Weihnachten nicht nur eine grosse Koalition in Deutschland haben werden, sondern auch eine Rückkehr Irans auf den Rohölmarkt. Das hätte dann für die Post aber noch zusätzlich langfristige Auswirkungen. Ich rede da von den bislang noch erheblichen Ertragsverlusten in Aisen, die durch den starken Euro im Wechselkursgefälle anfallen. Sinkt jedoch auch dort der Ölpreis, so würde das überproportional den Ertrag steigern, da die Unkosten sinken und zugleich durch den schwachen Dollar die Umtauschverluste vermindert werden könnten. Noch steht das nicht fest, aber vieles deutet darauf hin. Der Chartlord |