Infineon-AktieVerkaufen, kaufen, verkaufen ... von Angela Maier Einige Banken überschlagen sich derzeit mit Kaufempfehlungen für die Infineon-Aktie. Das irritiert manchen Investor. Denn der Chiphersteller braucht frisches Kapital. Und nicht alle Analysten sind so euphorisch. Was für ein Lauf! Der Halbleiterhersteller Infineon, bis vor Kurzem noch schwer angeschlagen, auch aufgrund des Desasters um seine Speicherchiptochter Qimonda, scheint allmählich zu alter Stärke zurückzufinden. Das zumindest suggerieren immer neue Kaufempfehlungen für die Aktie. Am Donnerstag erst gab die Investmentbank Credit Suisse eine Studie heraus, in der sie das Kursziel für die Infineon-Aktie von 1,70 auf 2,70 Euro hochsetzte. Credit Suisse zählt zu den wichtigsten Bankpartnern des Chipherstellers und hat für ihn im Mai eine Wandelanleihe über 180 Mio. Euro begeben. In den vergangenen zwei Wochen hatten schon Barclays Capital und JP Morgan optimistische Analysen veröffentlicht: "Zehn Gründe, Infineon-Aktien zu besitzen", schrieb JP Morgan und unterstrich damit Kaufstudien, die das US-Institut bereits in den Vorwochen publiziert hatte. Das Research von Barclays stufte die Aktie auf "Kaufen", mit einem Kursziel von 3 Euro. Infineon, so wird in Finanzkreisen vermutet, würde den Aktienmarkt gerne mit einer Kapitalerhöhung anzapfen. Der Konzern braucht frisches Kapital. Zuletzt war der Kurs jedoch wieder gesunken, allein am Mittwoch um 9,4 Prozent auf 2,26 Euro. Damit ist er viel zu niedrig, um eine Bezugsrechtsemission platzieren zu können. Denn dafür müssten den Anlegern schätzungsweise Kursabschläge in Höhe von 20 bis 40 Prozent angeboten werden. Da der Bezugspreis für die jungen Papiere den Aktiennennwert von 2 Euro nicht unterschreiten darf, benötigt Infineon für eine Kapitalerhöhung einen Kurs von mindestens 2,50 Euro. Sicherer wäre eine Platzierung Bankern zufolge bei 3 Euro. Sowohl Credit Suisse als auch JP Morgan und Barclays haben in den vergangenen Monaten Gebühren für Investmentbanking-Leistungen von Infineon erhalten und streben dies auch für die nächsten drei Monate an. So steht es im "Kleingedruckten" zu den Infineon-Studien der drei Häuser. Die Banken müssen höllisch aufpassen, dass sie nicht in den Verdacht geraten, sie wollten den Kurs der Infineon-Aktie pushen, um dann von einer Kapitalerhöhung zu profitieren. Ein Phänomen, das schon in anderen Fällen für Unmut im Markt gesorgt hat. Die Banken weisen diesen Verdacht allerdings weit von sich. Die Trennung zwischen Aktienresearch und Corporate-Finance-Abteilung sei strikt und "würde in jedem Fall beachtet", sagt ein JP-Morgan-Sprecher. Bei den Schweizern heißt es: "Credit Suisse wahrt strikt die Unabhängigkeit des Research und hat Chinese Walls errichtet, die für alle Mitarbeiter gültig sind." Und auch Stützungskäufe gebe es keine. Verwunderlich ist nur: JP Morgan hatte Anfang Mai das Kursziel von 1,50 Euro auf 3,30 Euro nach oben gesetzt - obwohl derselbe Analyst noch im Februar Infineon auf "Verkaufen" herabgestuft und das Kursziel von 1 Euro auf 0,50 Euro gesenkt hatte. Zugegeben, die Aussichten für Infineon und die ganze Branche haben sich seither aufgehellt. Und Infineon ist bei seinem Kostensenkungsprogramm vorangekommen. Dennoch habe der Kurswechsel des JP-Morgan-Analysten unter Investoren für einige Irritation gesorgt, so berichtet der Infineon-Analyst eines anderen Hauses. Zumal der JP-Morgan-Mann die Chipbranche als Ganzes weiter als schwierig einstuft: "Obwohl der Markt Halbleiterfirmen generell inzwischen optimistischer sieht, bleiben wir bei unserer vorsichtigen Haltung gegenüber dieser Branche", schrieb er. Infineon muss im Sommer 2010 zwei Wandelanleihen im Volumen von 590 Mio. Euro refinanzieren, was aus Bankkrediten allein kaum zu stemmen ist. Der Konzern hat deshalb beim Staat eine Bürgschaft von über 500 Mio. Euro beantragt. Hilfreich wäre auch eine Kapitalerhöhung, die nach Berechnung von Credit Suisse 250 bis 350 Mio. Euro umfassen könnte. Andere sind aufgrund der unsicheren Refinanzierung pessimistischer für die Infineon-Aktie. Sal. Oppenheim hält die Aktie für überteuert und sieht den fairen Wert bei 1,30 Euro. Independent Research hat Ende Mai die Verkaufsempfehlung bei einem unveränderten Kursziel von 1,80 Euro bekräftigt. |