Berechtigte Frage. Ich habe mich hierbei am Geschäftsbericht aus dem Jahr 2022 orientiert. Gemäß IFRS haben wir folgende Positionen:
> Equity: 959,6 Mio. EUR > Non-Current Liabilities: 605,1 Mio. EUR > Current Liabilities: 970,5 Mio. EUR > Total equity and liabilities: 2.535, 2 Mio. EUR.
Das macht folgende Quoten: > Eigenkapitalquote: 37,9% > Fremdkapitalquote: 62,1%.
Grundsätzlich wird eine Eigenkapitalquote (je nach Branche) von circa 30% als gerade noch vertretbar angesehen. Allerdings ist hier zu beachten, dass die im Eigenkapital enthaltenen Goodwills (Firmenwerte) herausgerechnet werden. Der Goodwill beträgt hier 284,7 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung dieser Wert ergeben sich folgende Werte:
> Eigenkapitalquote um Goodwill bereinigt: 26,7% > Eigenkapitalquote um Bilanzverkürzung durch Abschreibung bereinigt: 29,9%.
Hinzukommt, dass die HelloFresh SE weitere 100 Mio. Euro als Immaterielle Werte berücksichtigt.
Meines Erachtens sind Goodwills immer aus dem Eigenkapital herauszurechnen. Dies hat verschiedene Gründe. So hat sich beispielsweise etabliert, dass bei einem Vorstandswechsel als erste Amtshandlung Abschreibungen vorgenommen werden. Die Regel hat gezeigt, dass es sich hierbei nicht selten um Goodwills oder sonstige Beteilungen handelt (vgl. KraftHeinz).
Bei einem aktuellen Zinsniveau von circa 3,75% dürften die Kapitalverpflichtungen von HelloFresh weiter zunehmen. Dadurch besteht die Gefahr, dass das Unternehmen in einen Abwärtsstrudel gerät und sich daraus ein deutlich erhöhter Risikoaufschlauf auf die Fremdfinanzierung des Unternehmens ergibt (vgl. HelloFresh SE Anleihe bis 2025 die mit 7,5% Rendite p.a. entlohnt wird). So hat sich die Zinsbelastung im Jahr 2021 zu 2022 bereits von 20 Mio. EUR auf 27 Mio. Euro erhöht. Es ist hierbei davon auszugehen, dass vor allem die Zinsbelastungen mit Auslauf der Anleihe 2025 (Volumen 175,00 Mio Euro) deutlich ansteigen. So ergeben sich bei der Anleihen Verzinsung von 0,75% eine Verpflichtung von 1,3 Mio. Euro. Zukünftig ist hier mit eine Verzinsung von 5% bis 7% zu rechnen, da die Anleihe zu einem günstigen Marktniveau mit einer stabileren Bilanz emittiert wurde. Im günstigsten Fall wären das 8,75 Mio. Euro zusätzliche kosten. Hinzu verbrennt HelloFresh aktuell Geld (vergl. FreeCF - 130,4 Mio. Euro gem. GB 2022, S. 50). Würden wir mit einem negativen FreeCF von 150,0 Mio. Euro rechnen wären die freien Mittel des Unternehmens spätestens in drei Jahren aufgebraucht.
Ich beurteile die Aktie daher als hochspekulativ und würde langfristig-orientierten Anlegern von einem Kauf der Aktie abraten.
Gruß Gati93
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