Die Zellpreise fallen und fallen. Bei Multi-Zellen mit einem Wirkungsgrad > 17,4% lagen die Preise in China Ende Juni nur noch bei 0,275 $/W. Damit sind sie im 1. Halbjahr um satte 0,06 $/W bzw. um 18% gefallen. Mit diesen Preisen verdient ein reiner Zellhersteller so gut wie nichts mehr und so würde es auch nicht verwundern wenn jetzt einige bzw. viele Zellbauer die eine oder andere Zellfertigungslinie still legen und warten bis es wieder zu besseren Preisen kommt. Jedoch ist der Spread zwischen nicht chinesischen und taiwanesischen Zellen (hier muss man Strafzölle in den USA berappen) wieder etwas größer geworden und bei Zellpreisen für japanische oder südkoreanischen Zellen von 0,35 $/W liegt der Spread mittlerweile wieder bei 0,075 $/W bzw. 27% höher und damit auf dem Level wie Anfang des Jahres. Auch den Waferpreisen geht es richtig an den Kragen. Lagen die Preise für Multiwafer Anfang März noch bei sehr hohen 0,90 $/Stck. (= ca. 0,20 $/W) in China/Taiwan, so lagen sie Ende Juni gerade mal noch bei 0,80 $/Stck. (= ca. 0,18 $/W). Also gab es einen scharfen Preisrückgang innerhalb 4 Monaten von satten 11%. Die Modulpreise in China sind sind im 1. Halbjahr allenfalls sehr morderat gefallen von 0,52 auf 0,496 $/W (- 4,8%), also deutlich geringer wie die Zellpreise, aber die Modulpreise sind seit Mitte Mai um 0,014 $/W gesunken, also um knapp 3% in den letzten 5, 6 Wochen.
Hier der Link zur aktuellen Preisentwicklung in China Stand Ende Juni:
http://pv.energytrend.com/price/...talline_Products_Go_Downwards.html
Nimmt man aber mal die 12 Monatsbasis als Vergleich her, dann relativiert sich das ganze etwas, denn vor einem Jahr lagen die Zellpreise bei 0,305 $/W und die Waferpreise bei 0,82 $/Stck.. Damit sind in den letzten 12 Monate die Multi-Zellpreise in China nur um 10% (- 0,03 $/W) und die Waferpreise lediglich um 3% gefallen (- 0,004 $/W). Die Multi-Modulpreise in China sind in den letzten 12 Monate um knapp 10% gefallen (- 0,054 $/W).
Die deutlich gefallenen Zell/Waferpreise in diesem Jahr helfen Jinko natürlich enorm, da man rd. 40% der benötigten Zellen/Wafer dazu kaufen muss. Lagen die dazu gekauften Zellen in Q1 noch im Schnitt bei ca. 0,335 $/W, so dürften sie in Q2 rd. 7,5% niedriger gewesen sein (ca. 0,31 $/W) und nach aktuellen Preisen in China dürften die dazu gekauften Zellen weiter deutlich fallen in Q3 auf 0,275 $/W bzw. weitere 11%. Bei diesen Zellpreisen wie auch Waferpreisen kann man sich langsam schon die Frage stellen ob es sich überhaupt noch lohnt eigene Zell/Waferfertigungskapazitäten aufzubauen.
Q2 wird mit ganz großer Sicherheit ein super Quartal gewesen sein für Jinko und mir stellt sich nur die Frage ob es in Q2 zu einem EPS > 2 $ kommen wird oder ob es leicht darunter sein wird. Nach meinen durchaus vorsichtigen Schätzungen komme ich auf einen Q2-Umsatz von 890 Mio. $, einer Bruttomarge von 21,8% (wäre die beste seit Q2 2014), einer EBIT-Marge von 11,3% (wäre die beste seit Q4 2013) und einem Nettogewinn von 67,8 Mio. $ bzw. einem EPS von 1,93 $ (wäre absoluter Rekord auf GAAP-Basis). Unter vorsichtig verstehe ich, dass Jinko ihre Q2-Absatzguidance (1,45 bis 1,6 GW) nicht übertreffen wird (meine Schätzung: 1,55 GW), aber auch ihre Inhouse-Produktionskosten gg. Q1 nicht senken kann und dass der durchschnittliche Modulverkaufspreis gg. Q1 um 0,02 $/W bzw. 3,5% fallen wird auf 0,53 $/W (z.B. China 0,51 $/W - USA 0,59 $/W - Japan 0,55 $/W - Indien 0,48 $/W - Durchschnittspreise in Q2). Kaum einzuschätzen ist jedoch der Einfluss der Währungeverhältnisse auf das Q2-Ergebnis, denn die haben sich in Q2 teilweise auch wegen des Brexits kräftig verändert. So hat die Aufwertung des Yens im Juni noch an Dynamik gewonnen. Der Yen ist zum Yuan in Q2 um 8% gestiegen und zum US-Dollar um 8,5% !! Der Yuan hat in Q2 zum US-Dollar wieder etwas an Wert verloren (Q1: + 1,5%) und hat in Q2 um 3% gg. US-Dollar nachgegeben. Das sind jetzt dann schon mehr als kräftige Veränderungen zwischen den einzelnen Währungspaare, die für Jinko sicher nicht negativ sind auf längere Sicht, aber wie Jinko diese Währungsturbulenzen kurzfristig gehedgt hat weiß ich natürlich nicht. In meiner Q2-Schätzung bin ich von 5 Mio. $ an Währungsverlusten mal ausgegangen.
Q3 wird sicher ein schwieriges Quartal werden, aber mit meinen Q3-Schätzungen komme ich sogar auf bessere Gewinnmargen wie in Q2 und die Gründe sind folgende:
- Senkung der Inhouse-Produktionskosten um 0,01 $/W auf 0,36 $/W von mir erwartet - zugekaufte Zellen noch mal deutlich günstiger in Q3. Nur noch ca. 8% Aufpreis zu den Zell-Inhousekosten (= ca. 0,02 $/W Blended Costs-Einsparung in Q3 gg. Q2 mit den zugekauften Zellen). Inkl. den Inhousekostensenkung von 2,7% und den höheren USA-Strafzollkosten (höher in Q3, da der US-Absatz zunehmen wird) würden die Blended Costs nach meinen Schätzungen/Hochrechnungen um 5% bzw. 0,021 $/W gg. Q2 gesenkt werden - noch höhere Umsätze beim hochmargigen Stromverkauf gg. Q2 (Q2: 24 Mio. $/Q3: 33 gMio. $) bei gleichzeitigen niedrigeren Modulabsatz/umsatz ist ohnehin alleine schon rein mathematisch für die Bruttomarge gut
Ich rechne für Q3 aktuell mit einer nach wie vor sehr guten Bruttomarge und einer super EBIT-Marge bei einem rückläufigen Modulabsatz gg. Q2. Sehr gute Gewinnmargen bedeuten auch einen guten Nettogewinn und ich gehe zunächst mal davon aus, dass Jinko in Q3 recht nahe an das sehr gute Q2-EPS kommen wird. Diese Q3-Schätzungen von mir haben natürlich eine recht geringe Visibiltät , da man erst warten muss auf die Q3-Absatzguidance wie auch auf die Jinko-Aussagen zu ihren Modulverkaufspreisen bzw. deren Entwicklung und hier kommt vor allem dem US-Modulpreis eine ganz zentrale Bedeutung bei.
Schau ich mir die Analystenschätzungen an, dann sind die Herren Analysten zu den Q2-Zahlen auch recht optimistisch, denn allzu weit weg sind sie von meinen Schätzungen nicht. Im Schnitt erwarten die Analysten einen Q2-Umsatz von 887 Mio. $ (höchste Schätzung: 898 Mio. $) und ein Q2-EPS von 1,70 $ (höchste Schätzung: 2,03 $). Zwischen meinen Q3-Schätzungen und den Q3-Analystenschätzungen liegen aber ganz große Unterschiede. Ich erwarte aktuell eigentlich erst in Q4 deutlich rückläufige Gewinnmargen für Jinko (Q4 Bruttomarge bei um die 19%/Q4 EBIT-Marge nur noch bei 8%/EPS etwas über 1 $), da die dazu gekauften Zellen/Wafer eigentlich kaum noch günstiger werden können in Q4, es zu einem sehr deutlichen Rückgang der hochmargigen Stromumsätze kommen dürfte und die Modulpreise wohl weiter fallen werden, während die Analysten schon für Q3 deutlich rückläufige Gewinne erwarten. Die Analysten gehen in Q3 von einem Umsatz von nur 724 Mio. $ aus (meine Q3-Umsatzschätzung: 808 Mio. $) mit einem EPS von 1,05 $. Die höchste Q3 EPS-Schätzung, kommt von der Credite Suisse, liegt aber bei sehr ordentlichen 1,59 $ und somit von meiner Q3 EPS-Schätzungen gar nicht allzu weit weg.
Sei wie es sei Jinko sollte meinen Schätzungen nach weiter gute Zahlen abliefern und nach wie vor "the Best of the Solarindustry" bleiben, aber Fakt ist auch, dass in China bekanntermaßen in den kommenden 3 Quartalen eine schwache Nachfrage geben wird (je Quartal nur 3 bis 5 GW ??) und dass die Modulpreise nicht wie sonst die letzten Jahren nur um 8 bis 10% fallen werden, sondern wohl eher um 12 bis 14%. Bei Modulpreisen von um die 0,45 $/W, aber vor allem bei Zellpreisen von um die 0,27 $/W wird es wohl nicht mehr allzu viele Solaris geben, die auf dem Preisniveau lange überleben können. Bei Jinko habe ich da keine Bedenken, denn Jinko wird selbst bei einem Modulpreis von 0,45 $/W (Ende des Jahres in China und Indien ??) noch auf eine ordentliche Bruttomarge von nahe 20% kommen, aber es wird auch sehr viele Solaris geben die mit dem Preisniveau auf keinen grünen Zweig kommen werden. Darum rechne Ich mit einem finalen Shake Out in der Solarbranche ab diesem Herbst/Winter.
Aber bei Solar weiß man nie, denn die Einschätzungen bzw. die Realitäten ändern sich recht schnell. Man denke nur mal zu Anfang des Jahres zurück, da gab es das Horrorszenario mit einem Engpass bei den Wafern und heute ist dieses Horrorszenario quasi wie weg geflogen. Einen Waferengpass gibt es nicht. Vor einem Jahr war von der Kostenseite her klar, dass sich die Solaris aufgrund der hohen Zellpreisen wieder deutlich besser vertikal integrieren müssen und heute muss man eigentlich aufgrund der deutlich gefallenen Zellpreise eher das Gegenteil tun. Genau darum schreibe ich immer mal wieder, weiter als 6 Monate kann man bei Solar nicht schauen, denn die Branchenbedingungen ändern sich ganz schnell und das ist auch mit ein Grund warum sich Solaraktien seit dem Turn Around-Jahr 2013 so schwer tun. |