Er schlägt mal wieder die werbetrommel.
28.02.2012 16:23 Robert McEwen: „Die Entschuldung dauert 30 Jahre“
Robert McEwen gilt als einer der besten Edelmetall-Investoren. Der 61-jährige Kanadier gründete 1993 den Bergbauriesen Goldcorp. Er glaubt, dass der Weg aus der Schuldenkrise lang und steinig wird. DAS-INVESTMENT-Autor Tim Schäfer traf ihn in New York
DAS INVESTMENT.com: Herr McEwen, wenn Sie sich den Dollar und den Euro anschauen, welche Währung ist die bessere Wahl?
Robert McEwen: Es gibt keine bessere Wahl. Wir haben derzeit eine Bewegung aus dem Euro heraus in den Dollar. Aber der Dollar hat etliche Probleme. Vermutlich ist auf kurze Sicht der Dollar besser, weil er als Fluchtburg gesehen wird. Wenn Sie sich die fundamentalen Daten anschauen, gibt es gravierende Mängel bei beiden Währungen.
DAS INVESTMENT.com: Hat der Euro eine Zukunft?
McEwen: Der Euro entstand im Eiltempo. Es wurde nicht ausreichend geprüft, ob die Mitglieder die für einen Beitritt erforderlichen Voraussetzungen erfüllt hatten. Jetzt stellt sich die Frage, was mit den Ländern geschehen soll, bei denen es nicht funktioniert. Es gibt Vorschläge, diese Länder auszugliedern.
DAS INVESTMENT.com: Die Idee hinter dem einheitlichen Währungsraum war ja eine gute.
McEwen: Sie haben Recht. Es war ein Weg, Europa zu vereinen. Es erleichterte, Geschäfte zu machen. Die Menschen konnten ohne Probleme reisen. Es wäre schade, wenn all das verschwindet.
DAS INVESTMENT.com: Experten warnen vor einer Inflation. Momentan ist aber keine hohe Geldentwertung in Sicht.
McEwen: Doch! Sehen Sie keine höheren Preise für Lebensmittel oder Benzin?
DAS INVESTMENT.com: Wenn Sie sich die offiziellen Statistiken anschauen, ist keine Gefahr in Verzug.
McEwen: Die Daten sind gefälscht.
DAS INVESTMENT.com: Die Behörden fälschen die Statistik?
McEwen: Ja, klar. Der Preisindex für Konsumenten ist schon mehrfach geändert worden in den vergangenen 20 Jahren. Lebensmittel und Energie werden nicht ausreichend erfasst. Das sind mitunter die größten Kostenblöcke für Menschen. Sie können jeden fragen: Geben Sie mehr Geld im Supermarkt aus, und brauchen Sie mehr Geld an der Tankstelle? Ja, natürlich! Die Inflation ist vermutlich zwei oder drei Mal höher als die offiziellen Zahlen.
DAS INVESTMENT.com: Blicken wir nach Japan: Dort gab es eine Immobilienblase wie in den USA. Japan stagniert seit Jahrzehnten, die Inflation blieb jedoch aus. Die Arbeitslosigkeit ist halb so hoch wie in den USA.
McEwen: Die Leitzinsen sind dort sehr niedrig. Die Demografie ist eine andere, mehr Menschen gehen in Rente. Das nimmt den Druck aus der Inflation, weil weniger konsumiert wird. Die Frage stellt sich hier: Nimmt der Lebensstandard ab?
DAS INVESTMENT.com: Japan zeigt, der Staat kann hochgradig verschuldet sein, und trotzdem kommt es nicht zu einer galoppierenden Inflation.
McEwen: Japaner sind große Sparer.
DAS INVESTMENT.com: Wie können die USA und Europa das Schuldenproblem lösen?
McEwen: Zunächst müssen alle einsehen, dass es sich nicht über Nacht lösen lässt. Es handelt sich um ein Langzeitproblem. Die Schulden müssen restrukturiert werden. Wir hatten 30 Jahre lang Zugang zu einer höheren Verschuldung bei gleichzeitig niedrigeren Kreditkosten. Die meisten dieser Charts sind symmetrisch. Wenn Sie 30 Jahre lang etwas aufbauen, dauert es demnach 30 Jahre, um es wieder zu bereinigen.
DAS INVESTMENT.com: 30 Jahre?
McEwen: Ja. Ich glaube, wir werden eine sehr langsame Wirtschaftsentwicklung in Europa und Nordamerika sehen. Die Aktivitäten werden auf lange Sicht auf einem sehr niedrigen Niveau sein. Es wird zu einer Reorganisation der Ökonomien kommen. Anleger sollten daher auf Investments schauen, die aus ihrer Sicht etwas spekulativer sind.
DAS INVESTMENT.com: Angenommen, es kommt zu dieser Stagnation. Ist ein Nullwachstum wirklich schlecht?
McEwen: Wenn die Geldmenge viel schneller als die Wirtschaft wächst, haben Sie Inflation. Das ist schlecht für Sparer. Jeder, der spart, wird durch die Geldentwertung bestraft. Die Regierung schädigt folglich einen Großteil der Bevölkerung mit ihrem übertriebenen Geldangebot. Die Deutschen wissen das, deshalb schützen sie strikt ihr Kapital.
DAS INVESTMENT.com: Wie viel Gold sollten Anleger im Portfolio haben?
McEwen: Das hängt von ihren persönlichen Lebensumständen ab. Und ihrem Vertrauen in die Regierung.
DAS INVESTMENT.com: Aber wie viel sollte es mindestens sein?
McEwen: 5 bis 10 Prozent. Ich selbst halte über 80 Prozent meines Vermögens in Gold.
DAS INVESTMENT.com: Besteht ein Risiko, dass der Goldpreis auf 400 Dollar zurückfällt? Der Preis ist schließlich sehr volatil.
McEwen: Ich glaube nicht. Es gibt ein ganz geringes Risiko, dass Gold unter die 1.000-Dollar-Marke fällt. Die von ihnen erwähnten 400 Dollar sehe ich nicht. Nein. Es gibt keinen historischen Beleg für eine solche Reaktion angesichts der gegenwärtigen monetären Expansion.
DAS INVESTMENT.com: Glauben Sie, dass die jüngste Korrektur auf 1.638 Dollar die untere Grenze darstellt und sich der Preis jetzt erholt?
McEwen: Ja, das glaube ich. Gold hat korrigiert. Goldaktien schnitten schlecht ab – sowohl die großen Produzenten als auch die Junior-Explorer. Ich bin der Meinung, es gibt sehr viel Spielraum nach oben. |