Mit der Ruhe könnte es schnell vorbei sein
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass bei diesem Thema noch hart gerungen werden wird. So versuchen Aktionäre und andere Geldgeber derzeit, ihre Verluste bei der Bankensanierung zu begrenzen. Sie sollen zuerst zur Kasse gebeten werden, bevor der Euro-Rettungsfonds ESM einspringt. Der bei der Eurobank engagierte US-Investor Wilbur Ross warf der EZB bereits vor, zu strenge Kapitalmaßstäbe anzulegen. Es ist anzunehmen, dass er und andere Geldgeber einen Totalverlust nicht widerstandslos hinnehmen werden.
Ein wochen- oder gar monatelanges Gezerre um die Bankensanierung könnte der Ruhe an den Schaltern jedoch erst recht ein jähes Ende setzen – auch wenn Verluste für Privat- und Firmenkunden der Banken ausdrücklich ausgeschlossen wurden.
in Grund dafür ist sicherlich, dass die griechischen Bankkunden gar nicht mehr frei über ihr Geld verfügen dürfen: Kapitalverkehrskontrollen setzen weiterhin enge Grenzen für Überweisungen ins Ausland und das Abheben von Bargeld. Wenige Wochen vor der vorgezogenen Griechenland-Wahl gibt sich die Partei von Ex-Ministerpräsident Alexis Tsipras gegenüber den internationalen Geldgebern kämpferisch Vor Griechenland-Wahl Syriza kündigt Härte gegenüber Geldgebern an
Zum anderen scheint aber auch die akute Existenzgefahr für die griechischen Banken erst einmal gebannt. Schließlich beinhaltet das Rettungspaket der Euro-Länder bis zu 25 Milliarden Euro für die Sanierung der Banken, und die Euro-Gruppe der Finanzminister betonte, dass die Bankkunden dabei nicht zur Kasse gebeten werden sollen.
Das führte zwar nicht dazu, dass die Griechen das einmal ins Ausland geschaffte Geld plötzlich zurückholten. Doch zumindest der eine oder andere Banknoten-Vorrat, der in den Krisenmonaten unters heimische Kopfkissen gewandert war, soll inzwischen wieder eingezahlt worden sein. Auch die Touristen, die Griechenland während der sommerlichen Hauptsaison besuchten, brachten zusätzliches Geld ins Land.
Die griechischen Banken sind nicht mehr ganz so sehr abhängig von den Notkrediten der Notenbank, die über Monate praktisch ihre einzige Geldquelle gewesen waren. Im August sank der Bestand an Notfallliquidität von mehr als 85 auf weniger als 84 Milliarden Euro. Diese kleine Verbesserung reichte für die griechische Notenbank sogar dafür, bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu beantragen, die Obergrenze für solche Hilfen herabzusetzen, weil sie derzeit weniger gebraucht würden.
(Quelle Welt.de) |