Ich kenne mich zu den Hintergründen bei GT Advanced nicht aus, vermute aber, dass Apple hier keinerlei Schuld trägt.
Letztlich hat sich Apple ja anscheinend aus Kostengründen dafür entschieden, Saphirglas nur in beschränktem Umfang einzustzen (für den Button beim iPhone und für die Luxus-Edition der Watch). Bei Auftragsvergabe wird Apple sicher in größerem Umfang sicherstellen, dass der Lieferant imstande ist, die benötigten Vorlaufinvestitionen zu leisten. Wie Du richtig schreibst, ist es für Apple ja essenziell, dass alle Lieferanten just-in-time die nötigen Liefermengen bereitstellen kann und zur erwarteten Qualität. Da Apple mit dutzenden Lieferanten zusammenarbeitet, kann bereits ein einzelner Lieferantenausfall das ganze Produkt stoppen, deshalb sind hier sicher große Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Umgekehrt wollen die Lieferanten Planungssicherheit und einen Beitrag Apples für die Initialinvestitionen (in welcher Form auch immer: lump-sum Zahlung ex ante oder garantierte Abnahmemengen/Margen ex post).
Ohne zu den Hintergründen Recherchen betrieben zu haben, wäre meine Vermutung, dass GT Advanced wohl auch so schon Probleme hatte und zu optimistisch auf Apple-Aufträge spekuliert hat, die dann nicht kamen. So oder so zeigt das Beispiel aber auch: da Apple für seine Lieferanten immer ein sehr großer Umsatz- (und Kosten-) Faktor ist, muss Apple für diese Firmen Planungssicherheit in großem Umfang herstellen. Wenn Lieferanten permanent einen kurzfristigen Wechsel von Apple befürchten müssten, würden sie selbst deutlich geringere Anreize haben, die nötigen beziehungsspezifischen Investitionen und Vorleistungen zu liefern, da Apple jeden Moment von Blume zu Blume hüpfen kann. Das ist Apple natürlich auch bewusst, weswegen es sicherlich das Ziel von Apple ist, langfristige vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen aufzubauen, die nicht bei jedem kleinen Pups gewechselt werden--zumindest solange der Lieferant immer hohe Qualität und zuverlässige schnelle Lieferung gerantieren kann.
Kurz: es liegt in Apples ureigenem Interesse, den Wettbewerb seiner Zulieferer eher langfristig zu orientieren und statt kurzfristigen Wettbewerbs eher vertrauensvolle langjährige Lieferbeziehungen mit den essenziellen Lieferanten aufzubauen. Bei Lieferanten wie Dialog spielt dieser Aspekt meiner Meinung nach eine besonders große Rolle. Anders als andere große Lieferanten (z.B. Qualcomm oder Samsung) ist Dialog wegen des hohen Appleanteils besonders auf Apple angewiesen. Wenn Apple solche "abhängigen" Lieferanten sehr kurzfristig wegen kleinerer Differenzen kurzfristig wechseln würde, würde sich der neue Lieferant sicher das gleiche fragen, dass ein neuer Liebhaber sich bei einer außerehelichen Affäre einer verheirateten Frau fragt: wenn die junge Dame so schnell ihren Partner verlässt und mit mir ins Bett hüpft, wie sehr sollte ich mir dann Mühe geben um selbst eine feste Beziehung mit ihr anzustreben? Beiderseitige Investition in ein gemeinsames Projekt macht halt nur Sinn, wenn grundsätzlich eine gewisse Loyalität da ist. |