Bafin leitet Insideruntersuchungen wegen Gerry Weber ein Auffällige Kursbewegungen unter der Lupe. Finanzdienstleistungsaufsicht leitet Untersuchung ein
Martin Krause 04.02.2019 | Aktualisiert vor 36 Minuten Bonn/Halle. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin, hat nun förmliche Insideruntersuchungen eingeleitet, um die auffälligen Kursbewegungen der Gerry-Weber-Aktie aufzuklären. Das bestätigte Anja Schuchhardt als Sprecherin der Bafin-Wertpapieraufsicht.
Es war am 25. Januar, einem Freitag, kurz nach 13 Uhr in der Mittagszeit, als das angeschlagene Modeunternehmen aus Halle den Insolvenzantrag öffentlich machte. Kurz danach verlor die Aktie mehr als die Hälfte ihres Wertes, der Kurs stürzte innerhalb einer Stunde von 1,37 Euro auf 58 Cent und erholte sich danach nur leicht. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens und der Chancen der Aktionäre, zumindest Teile ihres Kapital zu bewahren, geht der Kursverfall seither weiter. Auch gestern verlor die Aktie zeitweise gut zehn Prozent ihres Wertes.
Gerry Weber zum wiederholten Mal im Visier
Schwer zu erklären aber: Schon am Donnerstag, 24. Januar, war die Aktie in der Mittagszeit massiv gefallen und rauschte über den Tag gerechnet um mehr als 25 Prozent nach unten. Hatten die Aktionäre geahnt, dass Banken dem Konzern an diesem Tag den Geld han zudrehen würden? Oder waren Insiderinformationen über die bevorstehende Pleite durchgesickert, entweder von Seiten der Banken oder von Unternehmensseite? Erst am Tag danach stellte der Vorstand der Gerry Weber AG dann den Antrag für ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Bielefeld.
Die Bafin hat Gerry Weber nun zum wiederholten Mal im Visier: Ein zweites Verfahren, das auf ähnlich ungeklärten Kursverlusten im September fusst und das jetzt parallel läuft, hat die Behörde (Doppelsitz in Frankfurt und Bonn) ebenfalls von einer "Routineanalyse" zu förmlichen Insideruntersuchungen hochgestuft. Im September hatte die Gerry Weber AG ein Sanierungsgutachten angekündigt und damit offenbart, dass die Lage wirklich sehr prekär ist - doch schon Stunden zuvor hatte der Kurseinbruch eingesetzt. Auch ein Bericht des Branchendienstes Debtwire kam deutlich früher als die offzielle Mitteilung der Gerry Weber AG. Seither halten sich Spekulationen, dass Insider bei Gerry Weber auf fallende Kurse setzten, um Profit zu machen.
Ralf Weber hat selbst einmal auf fallende Kurse gesetzt
Routineuntersuchungen hatte die Bafin auch im Sommer 2015 schon einmal wegen eines herben Kursverfalls der Gerry-Weber-Aktien im Zusammenhang mit einer Gewinnwarnung im Juni 2015 durchgeführt, diese dann aber im September des gleichen Jahres ohne Ergebnis wieder eingestellt.
Seine Höchststände hatte das Wertpapier zwischen dem 28. Mai und dem 4. Juni 2014 bei Notierungen von mehr als 39 Euro erlebt - und seitdem ging's bergab. Einmal - bei der Hauptversammlung im April 2016 - musste der damalige Vorstandschef Ralf Weber selbst öffentlich eingestehen, dass er mit sogenannten Put-Optionen auf fallende Aktienkurse spekuliert hatte. Das Geschäft sei ihm von einer Bank nahegelegt worden, um Risiken abzudecken, erklärte Weber damals den Aktionären. "Das war ein Fehler", räumte Weber ein. Das Geschäft sei beendet worden.
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