MG Technologies gibt Zwei-Säulen-Strategie auf Chemiekonzern Dynamit Nobel AG wird verkauft von Daniel Wetzel
Berlin/Frankfurt am Main - Lange hatte man im Aufsichtsrat des Mischkonzerns MG Technologies über diesen radikalen Schritt gestritten. Jetzt sind die Würfel gefallen. Am heutigen Donnerstag wird das Kontrollgremium der früheren Metallgesellschaft voraussichtlich den Verkauf der profitableren Konzernhälfte absegnen. Nachdem auf der letzten Sitzung am 11. September noch keine Einigung über den milliardenschweren Verkauf des Chemiekonzerns Dynamit Nobel AG erzielt werden konnte, hat sich Vorstandschef Udo Stark offenbar nun mit seinem Konzept durchgesetzt: Die MG Technologies AG wird sich künftig allein auf das schwierige Geschäft im Anlagen- und Maschinenbau konzentrieren. Die einträgliche Chemiesparte wird einschließlich des Chemikalienhändlers Solvadis AG komplett abgestoßen.
Wie das "Manager Magazin" zudem berichtet, soll der frühere Barmag- und Lurgi Lentjes-Manager Klaus Moll in den Vorstand der MG Technologies AG aufrücken und das Engineering-Geschäft leiten. Der bislang zuständige Fritz Lehnen, ein Vertrauter des früheren Konzernchefs Kajo Neukirchen, wird voraussichtlich ausscheiden.
Die MG-Tochter Dynamit Nobel AG erwirtschaftet mit etwa 13 000 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von rund 2,5 Mrd. Euro. Der in Troisdorf bei Köln ansässige Chemiekonzern ist in der Automobil-Zulieferung, der Medizintechnik, der Spezialitätenchemie und der Kunststoffherstellung aktiv. Auch Reste einer Sprengstoff-Produktion sind noch im Portfolio. Mit einer hohen Umsatzrendite von knapp zehn Prozent gilt die Dynamit Nobel AG in der Branche als "Perle".
Dennoch dürfte der Komplett-Verkauf wegen der heterogenen Zusammensetzung problematisch werden. Auch gibt es wegen der allgemeinen Branchenschwäche zurzeit kaum potente Käufer. Dass die Degussa als Käufer auftreten könnte, wie in Zeitungen verschiedentlich spekuliert wurde, wird von Beobachtern als eher wenig wahrscheinlich angesehen.
Die frühere Eon-Tochter Degussa wird zurzeit in den RAG-Konzern eingegliedert und dürfte kaum für eine Verschmelzung mit der Dynamit Nobel bereit sein. Höhere Chancen werden da schon der Lonza-Gruppe eingeräumt. Auch eine Zerschlagung der Dynamit Nobel AG kann aber noch nicht ausgeschlossen werden.
Der MG-Großaktionär Otto Happel hatte schon früher darauf gedrängt, die Zwei-Säulen-Strategie der MG zu beenden, weil es keine sichtbaren Synergie-Effekte zwischen den Bereichen Chemie und Anlagenbau gegeben habe. Im Gegenteil: Die komplexe Struktur habe für einen saftigen Konglomeratsabschlag auf den Kurs der MG-Aktie gesorgt.
Großaktionär Otto Happel war früher selbst Eigentümer und zeitweise auch Vorstandschef der größten MG-Tochter Gea. Offenbar soll der Gewinn aus dem Verkauf der Chemiesparte zur Verstärkung des Maschinen- und Anlagenbaus rund um die Gea eingesetzt werden. Offen ist zurzeit noch, welche Zukunft die kleineren Anlagenbauer Lurgi, Lurgi Lentjes und Zimmer im Verbund haben werden.
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