Automaten statt Arbeiter: Der Technikhersteller Foxconn will seine Werke mit Heerscharen von Robotern aufrüsten. Auslöser für die Modernisierung dürften Lohnerhöhungen sein, die der Produzent für Apple, Dell und HP nach einer Selbstmordserie unter den Mitarbeitern einführte. Innerhalb der nächsten drei Jahre will der taiwanische Technikhersteller Foxconn eine Million Industrieroboter anschaffen. Die Fertigungsautomaten sollen einen Teil der Mitarbeiter ersetzen, berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Derzeit beschäftigt das Unternehmen, das als weltweit größter Produzent von Computerbauteilen gilt, rund 1,2 Millionen Menschen. Etwa eine Million davon sind in den chinesischen Foxconn-Werken beschäftigt. Das Riesen-Unternehmen fertigt dort Hightech-Produkte für Firmen wie Apple , Hewlett-Packard , Dell und viele andere. Den Auftraggebern wird die Auslagerung ihrer Produktion in die Foxconn-Fabriken vor allem durch niedrige Lohnkosten schmackhaft gemacht. Unter anderem werden dort Erfolgsprodukte wie Apples iPhone und iPad zusammengebaut. Seit Anfang 2010 steht der Konzern aber weniger wegen seiner Fertigungsqualität in den Schlagzeilen. Stattdessen erreichte das Unternehmen durch eine Selbstmordserie unter seinen Mitarbeitern traurige Berühmtheit. Binnen weniger Monate nahmen sich mehr als zehn Angestellte das Leben. Als Grund für die vielen Selbstmorde werden lange Arbeitszeiten, hoher Druck, niedrige Bezahlung, strenge Disziplin und schlechte Behandlung durch Vorgesetzte vermutet. Zwangspraktikum für Berufsschüler Das Unternehmen bestreitet solche Vorwürfe regelmäßig, führt Journalistengruppen durch Vorzeige-Wohnheime auf Werksgeländen, zeigt Swimming-Pools für die Belegschaft und hat einen Telefonhotline für Mitarbeiter mit emotionalen Problemen eingerichtet. Mit einer Kampagne unter dem Motto "Schätze dein Leben, liebe deine Familie" versuchte der Konzern sein Image aufzupolieren, lud Angestellte zu großen Partys ein und verteilte T-Shirts mit dem Aufdruck "I love Foxconn" . Zwischenzeitlich wurde ein weiterer Todesfall bekannt. Ein Mann, der nach Angaben seiner Familie mehr als einen Monat am Stück in Nachtschichten, manchmal 24 Stunden ohne Pause, in der Fabrik gearbeitet hatte, sei an Überarbeitung gestorben , teilte die US-Organisation China Labour Watch mit. Foxconn selbst wollte damals keinen Zusammenhang des Todesfalls mit den Aufgaben des Mitarbeiters erkennen. Dass aber fast zeitgleich bekannt wurde, dass chinesische Berufsschüler zu Praktika in Foxconn-Werken gleichsam zwangsverpflichtet wurden , sorgte nicht gerade dafür, das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken. Betroffene berichteten, sie fühlten sich von ihren Schulen quasi verkauft, müssten drei bis sechs Monate unter widrigen Bedingungen in den Werken arbeiten. Eine Million Roboter für "einfache Aufgaben"? Foxconn reagierte, indem es die Löhne der Arbeiter in mehreren Runden drastisch erhöhte. Von Aufschlägen bis zu 66 Prozent war Mitte 2010 die Rede. Ein Foxconn-Arbeiter kann demnach bis zu 240 Euro pro Monat verdienen. Je nach Art der Arbeit, seiner Leistung und dem jeweiligen Standort würden aber auch andere Löhne ausgezahlt, hieß es von Foxconn. Einen Teil der so gestiegenen Lohnkosten will Foxconn nun durch die Einführung von Robotern in die Produktion auffangen. Auf einer Tanzveranstaltung des Unternehmens in Zhenzhen sagte Foxconn-Gründer Terry Gou am Freitag, die Automaten sollen einfache Routineaufgaben übernehmen, die jetzt noch von menschlichen Mitarbeitern übernommen werden. Dazu gehören Schweißen, Lackieren, aber auch der Zusammenbau von Produkten. Im ersten Schritt will das Unternehmen 300.000 Industrieroboter für solche Arbeiten anschaffen, die bis Ende kommenden Jahres in Betrieb gehen sollen. Insgesamt aber sollen in den nächsten drei Jahren eine Millionen solcher Maschinen in die Produktion eingeführt werden. Welche Auswirkungen dieser massive Umbau der Fertigungsstrukturen auf die Mitarbeiter haben wird, hat das Unternehmen bislang nicht erklärt. Auch bleibt unklar, wie viele Arbeitstellen durch die Einführung der Automaten abgebaut werden. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,777555,00.html |