Ich möchte mal etwas weg vom momentanen Conergy-Zock. Der ist sicherlich sehr interessant und mit Trading kann man gewiss schönes und schnelles Geld verdienen. Ich möchte mal aber auf die generellen Probleme von Conergy wie auch von allen PV-Modulbauer eingehen. Ich denke das wäre auch mal nicht unwichtig.
Die PV-Branche wird im nächsten Jahr wachsen - wie stark wird man sehen, denn in Deutschland werden spätestens Mitte 2010 die Subventionen gekürzt. Die Degression in der Zukunft wird wesentlich stärker für PV-Strom sein, als man das heute denken wird. Das wird das Wachstum im nächsten Jahr ganz sicher erst mal eindämmen. Jetzt soll mir aber keiner sagen, das ist ja nur Deutschland ? Dem sage ich, dass in Deutschland gut 50% aller weltweit verkauften Solarmodule in 2009 installiert werden. Deutschland ist der mit Abstand größte Weltmarkt für PV-Module !!! Die Senkung der Subventionen wird einen erheblichen Einfluss haben auf das globale Wachstum von PV-Modulen. Im Prinzip ist der PV-Markt doch nur gewachsen, da es in Deutschland so hohe Subventionen gibt. In den USA dürfte in 2009 gerade mal so um die 500 bis 600 MW PV installiert worden sein. In Deutschland etwa 3.000 MW. Also 5 bis 6 mal so viel. Der Grund ist ganz simpel. PV ist noch meilenweit davon entfernt selbst mit anderen Erneuerbaren Energien wie Wind oder Biomasse konkurrieren zu können. Je nach Region ist PV-Strom bei den Stromentstehungskosten um den Faktor 3 bis 5 gegenüber Wind teurer.
Ein Link von heute aus dem Spiegel mit der Überschrift "Teurer Ökostrom" über PV-Subventionen. Die ersten Gespräche um die Senkung der PV-Subventionen finden ja heute statt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,671540,00.html
Da PV noch viel zu teuer ist müssen die Modulpreise zwangsläufig weiter sinken. Im letzten Jahr sind die Preise schon um rd. 40% gefallen. Sogar im November 2009 gingen die Preise um knapp 2% gegenüber Oktober zurück, obwohl überall zu lesen war, dass die Solarmodule so gut wie ausverkauft waren.
Mal ein Link über die Preisentwicklung der Module im November und auch für das ganze Jahr 2009 für alle Modularten bis zu den chinesischen Preisen. Sollte man mal aufmerksam lesen:
http://www.solarserver.de/service/photovoltaik_preisindex.html
Ebenfalls und das ist neben dem weiteren Preisverfall für Conergy und den anderen deutschen wie auch europäischen Solarmodul- und Zellenhersteller immens wichtig, ist die Tatsache, dass die Überkapazitäten trotz eines prognostizierten Wachstum für PV-Strom im kommenden Jahr weiterhin sehr hoch sind. In diesem Jahr wird eine Auslastung von 50% geschätzt und im nächsten Jahr 56% !!! Also von einer Vollauslastung auf das ganze Jahr gesehen keine Spur. Das wird den Druck auf die Preise noch weiter anheizen. Zudem werden die Kapazitäten, ob von Suntech, Yingli, First Solar und Solarworld um nur die Großen zu nennen immer weiter ausgebaut. Conergy kann natürirch gar nicht daran denken ihre Kapazitäten weiter auszubauen, da Conergy schlicht und einfach überschuldet ist. Die Nettoverschuldung liegt bei rd. 300 Mio. € !!
Die chinesische Konkurrenz von Suntech bis Yingli lässt grüßen. Beide können im nächsten Jahr jeweils 1.000 MW produzieren !!! Yingli liefert heute schon 45% seiner gebauten Module nach Deutschland (in 2009 etwa 200 MW). Conergy dürfte wohl eine Produktionskapazität im Jahr von etwa 300 bis 350 MW erreichen. Damit gehört Conergy nicht einmal mehr zu den Top 15 !!! Conergy hat den Abstieg in die zweite Liga in diesem Jahr schon vollzogen und da Conergy kein Cash mehr hat wird Conergy im nächsten Jahr in die 3.Liga absteigen. Expandieren wird Conergy jedenfalls nicht können. Conergy dürfte sich selbst schwer tun den Vertrieb zu internationalisieren, den Geld hat Conergy keines. In den USA wie auch in Asien macht Conergy so gut wie keinen Umsatz. Ich schätze mal zusammen nicht mal 20 Mio. €. Deshalb müsste der Vertrieb in diesen Regionen stark ausgebaut werden. Da müsste aber Conergy einiges Geld in die Hand nehmen, aber sie haben keines.
Genau die zwei Punkte, Preisverfall und Überkapazitäten, werden es Conergy sehr schwer machen um jemals Gewinne einfahren zu können. Die nächsten beiden Jahre werden knüppelhart werden für alle Solar- und Zellenhersteller. Da Conergy gerade noch über ein Eigenkapital von etwas über 100 Mio. € verfügt, im 3.Quartal immer noch Verluste von riesigen 20 Mio. € geschrieben hat und in 2009 recht viele Marktanteile verloren hat (Umsatzrückgang von knapp 50% in 2009 !!!), stellt sich doch ganz objektiv die Frage, wie Conergy dieses sehr schwierige Jahr 2010 überstehen möchte ??? Alle Modulhersteller müssen ihre Kosten gewaltig senken und ob Conergy dazu wirklich in der Lage ist mit seinem Werk in Frankfurt würde ich doch sehr stark anzweifeln. Doch jedes Unternehmen muss zwingend an der Kostenschraube drehen und wer dazu nicht in der Lage ist, der wird von der Bildfläche verschwinden.
PV-Boom hin oder her. Auslastung hin oder her. Der PV-Markt wird in 2010 weiterhin ein Käufermarkt sein. Die Käufer machen die Preise und nicht die Hersteller !! Dazu kommt noch der sehr große Unsicherheitsfaktor mit den PV-Subventionssenkungen in Deutschland. Spanien hat in 2009 ihre PV-Subventionen gekappt und der dortige Markt ist deshalb in 2009 komplett eingebrochen. Das war ja der Hauptgrund, weshalb die PV-Branche im 1.Halbjahr 2009 fast eingebrochen ist. Es ist immer sehr problematisch wenn eine ganze Branche fast nur von staatlichen Subventionen lebt.
Ebenfalls sollte man seine Produktionsstätte nicht nur im teuren Deutschland haben. Nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen der Marktnähe und den Wechselkursen. Es glaubt doch wohl niemand ernsthaft daran, dass Conergy eine große Anzahl an Module in den USA verkaufen kann, bei einem Dollarkurs über 1,40 €. Das gleiche gilt für China, denn der Yuan ist ja mit dem US-Dollar gekoppelt.
Die Aussichten für Conergy sind nach meiner Meinung einfach schlecht. Ich sehe derzeit keinen einzigen Punkt der für Conergy sprechen würde. Daran ändert auch eine Einigung mit MEMC gar nichts. Diese Einigung ist ein MUSS für Conergy, denn sonst könnten die gleich in die Insolvenz gehen.
Zum Schluß noch ein Link zu einer aktuellen Studie von der Boston Consulting über die Solarbranche:
http://www.bcg.com/documents/file34089.pdf |