Peak Oil oder Oil forever? (Helmut Reinhardt) 30.09.2009 16:43
Erdöl ein nachwachsender Rohstoff?
Neulich, als ich einmal mehr mit meinen Kameradinnen und Kameraden vom Fallschirmclub in unserer Absetzmaschine saß, um später völlig sinnfrei aus diesem Flugzeug rauszuspringen, habe ich nachdenken müssen über das Zeitalter, in dem wir leben: dem Erdölzeitalter. Nicht nur das der Sport, den ich betreibe, ohne den Rohstoff Öl nur eingeschränkt möglich wäre (Sprünge aus Heißluftballons machen auch sehr viel Spass), auch viele Dinge des normalen Lebens wären nicht möglich.
Obwohl Öl nur begrenzt verfügbar zu sein scheint, ist ein Liter nicht viel teurer als Limonade. Es ist eigentlich unglaublich, wie verschwenderisch die Menschheit mit diesem wertvollsten aller Rohstoffe umgeht. Die Angaben zu den noch vorhandenen Reserven schwanken zwischen 850 und 3000 Milliarden Barrel (159 l). Im letzten Jahrhundert wurden rund 1100 Milliarden Barrel gefördert und verbraucht. Schätzungen zufolge soll der Rohstoff Erdöl noch rund 50 Jahre lang ausreichend verfügbar sein.
Haben Sie sich schon einmal ausgemalt, was passieren wird, wenn das Erdöl einmal knapp oder sehr teuer werden wird? Einen klitzekleinen Vorgeschmack haben wir ja bereits letztes Jahr bekommen, als der Preis für ein Barrel (159 l) auf über 140 US$ kletterte und viele Menschen ihr Auto stehen ließen und auf öffentliche Verkehrsmittel auswichen.
Lässt man die letzten einhundert Jahre Revue passieren, so hat die Menschheit eine schier unglaubliche Entwicklung durchlebt. Unser Leben heute ist durch und durch vom Erdöl bestimmt. Die Nutzung des „schwarzen Goldes“ erstreckt sich auf fast alle Bereiche unseres täglichen Lebens. Die gesamte weltweite Nahrungsproduktion hängt von seiner Verfügbarkeit ab. Ohne den fossilen Rohstoff Öl wäre es schlicht unmöglich 6,8 Milliarden Menschen zu ernähren. Ohne Erdöl wären unser Häuser im Winter kalt, es gäbe weder Kunststoff-, noch moderne Chemie-, Medizin- und Pharmazieprodukte. Die gesamte Industrie, der Welthandel und das internationale Transportwesen sind nicht nur abhängig vom Öl, - der schwarze Stoff ist für die Weltwirtschaft und unser modernes Leben unverzichtbar.
Es ist unmöglich, ein großes Flugzeug mit etwas anderem als einem Erdölprodukt (Kerosin) in die Luft zu bringen, und über die Raumfahrt müssen wir in diesem Zusammenhang erst gar nicht reden. Kein Fracht- oder Containerschiff lässt sich mit Sonnen- oder Windenergie antreiben. Und selbst, wenn es möglich wäre, mehr oder weniger auf alternative Energien auszuweichen, - ohne Erdöl ist der Bau und die Herstellung von Kraftwerken und hochkomplexen Maschinen nicht möglich. Kurzum, die Menschheit war noch nie in ihrer Geschichte so abhängig von einem einzelnen Stoff. Erdöl ist die Grundlage unserer modernen Gesellschaft. Gäbe es von heute auf morgen kein Erdöl mehr, würde die Welt auf einen Schlag ins Mittelalter zurück fallen.
Es gibt zwei Theorien über die Entstehung von Erdöl. Die eine besagt, dass es im Laufe von Jahrmillionen aus abgestorbenen Meeresorganismen, also Biomasse entstanden ist. Diese Theorie geht davon aus, dass der weltweite Vorrat begrenzt und innerhalb der nächsten fünfzig Jahre erschöpft sein wird. Experten aus der Ölindustrie rechnen jederzeit damit, dass die Produktionsspitze, auch Peak Oil genannt, erreicht wird. Das bedeutet, dass nach Erreichen dieses Punktes die weltweite Ölförderung jährlich um bis zu zehn Prozent abnehmen und es zu deutlichen Preissteigerungen kommen wird.
Eine andere Theorie, die in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts vor allem in der Sowjetunion populär war, stellt die These auf, dass Erdöl nicht durch Biomaterial, sondern direkt im Erdinneren durch thermodynamische Prozesse entsteht. Bislang galt dieser abiotische Ansatz über die Entstehung von Erdöl in der Wissenschaft als nicht haltbar, exotisch und pseudowissenschaftlich. Doch gelang es in diesem Jahr am renommierten Carnegie Institution (USA) die Bildung von Ethan, Propan und Butan sowie molekularem Wasserstoff und Graphit unter Erdmantelbedingungen nachzustellen, was bislang als thermodynamisch ausgeschlossen galt. http://www.ciw.edu/news/hydrocarbons_deep_earth http://www.nature.com/ngeo/journal/v2/n8/abs/ngeo591.html
Bis jetzt hat man von dieser Entdeckung in den Massenmedien nichts lesen oder hören können, obwohl diese Meldung überaus bedeutsam ist. Wäre Erdöl tatsächlich ein nachwachsender Rohstoff, würden sich viele Probleme in Luft auflösen. Das Auflösen von Erdöl durch Verbennung in der Luft würde dann allerdings zu weiteren ernsthaften klimatischen Entwicklungen führen. Vielleicht wird diese Meldung aber auch absichtlich nicht über die Massenmedien verbreitet, denn welch enorme Folgen hätte es, wenn es tatsächlich so wäre, dass sich die Erdölvorkommen ständig in überschaubaren Zeiträumen regenerieren?
Es wäre ein Albtraum für die Ölindustrie, die Preise für Öl würden dauerhaft verfallen. Aber auch der zuletzt in seiner Entwicklung stark vorangetriebene Industriezweig alternativer Energieformen, - die im übrigen das Erdöl auf Grund seiner hohen Energiedichte niemals vollständig ersetzen könnten - würden ihre Existenzberechtigung verlieren.
Zitate und Quellen:
http://www.ciw.edu/news/hydrocarbons_deep_earth
http://www.nature.com/ngeo/journal/v2/n8/abs/ngeo591.html
BBC News: http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/3623549.stm "Die Erdöl-Produktionsspitze steht unmittelbar bevor, er kommt nicht erst in einigen Jahren. Wenn ich recht habe, sind die unvorhergesehen Konsequenzen verheerend." Matthew R. Simmons, ehemaliger Berater der Bush-Regierung
Planet Ark: http://www.planetark.com/dailynewsstory.cfm/.../11-Feb-1999/story.htm "Die letzten Tage des Ölzeitalters haben begonnen" Mike Bowlin, Generaldirektor von ARCO (US-Erdölkonzern)
http://www.peakoil.net/ "Die Produktionsspitze des Erdöls ist erreicht...[sie] ist ein Wendepunkt der Menschheit. Der ökonomische Wohlstand des letzten Jahrhunderts wurde angetrieben durch billige Energie. Die Basis hierzu war das Öl.“ Colin Campbell, ASPO's founder, ASPO Honorary Chairman
Autor Helmut Reinhardt
Quelle: http://www.cashkurs.com/...p;tx_t3blog_pi1[daxBlogList][showUid]=4963 ----------- "Wer gegen den Strom schwimmt, sollte das möglichst in der Nähe des Ufers tun." "Wenn man in der falschen Richtung läuft, hat es keinen Zweck, das Tempo zu erhöhen" |