Lemmings "Anti-Rohstoff"-Thread
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neuester Beitrag: 25.04.21 09:46
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eröffnet am: | 07.08.08 13:25 von: | Anti Lemmin. | Anzahl Beiträge: | 425 |
neuester Beitrag: | 25.04.21 09:46 von: | Katrinytxoa | Leser gesamt: | 125218 |
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Der folgende Artikel aus "Capital" liest sich wie eine Quintessenz dieses Threads - und straft die Behauptung der Knappheitsapostel Lügen, die Preistanstiege kämen "marktgetrieben" wegen Knappheit bzw. rückläufiger Vorkommen (Öl Peak) und/oder starke Nachfrage aus Asien zustande.
Fakt bleibt: Bei Aluminium gibt es in den Metalllagerhäusern der Schacherer bereits riesige Halden - wegen konjunkturbedingt schwacher Nachfrage...
Rohstoff-Roulette
Wie Investmentbanken die Preise manipulierenDie Geldhäuser haben das Geschäft mit Metallen, Öl und Strom für sich entdeckt. Sie steigen massiv in den physischen Handel ein, sichern sich Tanker, Lagerstätten und Kraftwerke. Durch diese Marktmacht verknappen sie das Angebot und treiben die Preise hoch. Privatanleger sollten sich vor Spekulationsblasen hüten.
Mit Essen spielt man nicht. Manche Banken schon: Am Montag, den 10. Mai um 14.30 Uhr ist in einem Speicherhaus in Rotterdam plötzlich ein Platz leer, an dem zuvor zehn Tonnen Kakaobohnen in Jutesäcken lagerten. 20 Jahre lang wurden sie von Banken und anderen Finanzinvestoren hin und her verkauft. Die Kakaopreise steigen seit Jahren, die Geldjongleure behielten die Bohnen zwecks Spekulation. Im Frühjahr war ihnen der Preis dann offenbar hoch genug: Die Bohnen wurden an ein Unternehmen verkauft und kamen endlich in die Realwirtschaft.
Und es bleibt nicht bei Kakao. Längst haben die Spekulanten auch Grundgüter wie Zucker, Kupfer, Zink oder Öl entdeckt. Was immer der Rohstoffmarkt hergibt. Insbesondere die großen Investmentbanken drängen in den Handel mit physischen Gütern. Allein der Wall-Street-Gigant Goldman Sachs hat inzwischen physische Rohstoffe im Wert von mehr als drei Milliarden Dollar unter Kontrolle.
Gemeinsam mit Morgan Stanley und JP Morgan spinnt Goldman Sachs ein umfassendes Netz. Die Banker kaufen Lagerhäuser, Kraftwerke, Ölterminals oder Pipelines und chartern Tankschiffe. Europäische Häuser wie die Deutsche Bank oder Credit Suisse machen es ihnen nach. Der als Krisenprophet bekannt gewordene Ökonom Nouriel Roubini bezeichnet die Großbanken angesichts solcher Entwicklungen inzwischen als "Finanzsupermärkte".
Die Rechnung für das Rohstoffspiel der Banken zahlen Verbraucher und Wirtschaft: Die spekulativen Investments verknappen das Angebot und treiben damit die Preise. Und steigende Rohstoffpreise verteuern Lebensmittel und Güter. Die Einkaufskosten der Firmen klettern und damit die Preise für ihre Produkte. Erst vor zwei Jahren wurde eindrucksvoll klar, welche Auswirkungen etwa ein explodierender Ölpreis auf die Konjunktur hat: Etliche Autozulieferer ächzten unter den rasant steigenden Rohstoffpreisen. Die Banken hingegen verdienen am Preisboom. Und sie vergrößern ihre Rohstoffsparten stetig.
ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz warnt bereits: Es drohe sich eine "gewaltige Blase auf dem Rohstoffmarkt zu bilden", die sogar noch größere Probleme bereiten könnte als das Platzen der Immobilienblase vor zwei Jahren.
Auch die Politik ist alarmiert. Am 7. Juni rief Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zum Rohstoffgipfel. Abgesandte des Ministeriums diskutierten mit Wirtschaftsvertretern über mögliche Gegenmaßnahmen. Ein weiteres Treffen ist für den 21. Juni geplant. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kritisiert das Vorgehen der Banken. Insidern zufolge erörtert er mit seiner französischen Kollegin Christine Lagarde ein Maßnahmenpapier für mehr Transparenz an den Rohstoffmärkten. "Die enorme Preisvolatilität auf den Rohstoffmärkten ist ein großes Problem", beklagt der Minister.
Den Banken erschließt das Geschäft mit Öl, Kupfer, Aluminium oder Weizen und Kakao gleich eine ganze Reihe lukrativer Ertragsquellen. Schließlich bieten die Häuser ihren Kunden traditionell auch Absicherungsgeschäfte gegen Preisschwankungen an. Die Ironie: Es sind die Banken selbst, die durch ihre Spekulationsgeschäfte die Preise immer schwankungsanfälliger machen. Zudem legen die Institute Finanzprodukte auf Gold, Kupfer, Öl oder Weizen und Soja auf. Damit locken sie Profis, aber auch Kleinanleger und verdienen an den Provisionen.
Was vor allem Privatanlegern oft nicht bewusst ist: Diese Nachfrage treibt die Preise der physischen Güter immer weiter nach oben – ohne dass die echte Nachfrage von Industrie und Verbrauchern steigt. Dadurch wächst die Gefahr einer Spekulationsblase. Wenn Anleger die Furcht packt und sie aussteigen, stürzen die Preise ins Bodenlose, Vermögen werden vernichtet. 2008 brach etwa der Platinpreis um mehr als die Hälfte ein. Der Preis einer Tonne Nickel kollabierte von Mitte 2007 bis Ende 2009 von 50.000 auf 10.000 Dollar.
Goldman Sachs ist eine der Banken, die in der Vergangenheit stets von platzenden Blasen profitierten. Wie kein anderes Haus läuft der Finanzriese den Märkten voraus, sammelt Geld, Wissen und Erfahrung – und steigt dann als Erster aus. Auch im Rohstoffmarkt waren die Goldmänner der erste große Finanzakteur. Bereits in den 80er-Jahren kaufte der Wall-Street-Primus den Gold- und Kaffeehändler J. Aron & Company. Das Rohstoffgeschäft wurde immer weiter ausgebaut. 2003 übernahm der damalige Vorstandschef Henry Paulson für 2,4 Milliarden Dollar den Kraftwerksbetreiber Cogentrix Energy. Heute ist das Haus führend im Handel von Öl, Strom und Industriemetallen. Der letzte Zukauf war die Übernahme des US-Lagerhausbetreibers Metro International – Insidern zufolge für 550 Millionen Dollar.
Möglicherweise wanderten auch die Kakaobohnen einmal durch die Hände des Wall-Street-Giganten – wer vermag das nach all den Jahren schon zu sagen.
"Richtig gelagert, können Kakaobohnen problemlos ein paar Jahre überdauern", sagt Hans Cleton. Der groß gewachsene Mann mit grauem, kurzem Vollbart zuckt mit den Achseln. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Cleton als Lagerhausmanager in Europas größtem Seehafen Rotterdam. Er hat Tausende Tonnen an Rohstoffen durch die Hallen rochieren sehen, da bringen ihn zehn Tonnen Kakao nicht aus der Ruhe.
Wolf Kropp-Büttner hingegen ärgert sich maßlos über die Verschwendung. Mit 20 Jahre alten Bohnen kann der Geschäftsführer des Premiumschokoladenherstellers Hachez nichts mehr anfangen. "Die eignen sich allenfalls noch für Kakaobutter." Kropp-Büttner braucht Edelkakao, und der ist knapp. Um Engpässe zu vermeiden, muss sich der Unternehmer den weit im Voraus sichern. Das schmerzt: Seit 2007 ist der Preis um das Zweieinhalbfache gestiegen. Obwohl Angebot und Nachfrage in etwa gleich geblieben sind. Für Kropp-Büttner ist die Sache klar: "Die Spekulanten haben den Kakao entdeckt, und wir müssen zahlen."
Und Spekulanten gibt es viele, Goldman Sachs ist das große Vorbild. Zum Beispiel für Blythe Masters. Die 40-Jährige ist selbst eine Legende: Seit 1991 arbeitet sie für JP Morgan. Sie fing als Rohstoffhändlerin an, als sie frisch vom College kam. 2004 wurde sie Finanzchefin der Großbank – mit gerade 34. Seit 2007 steht sie an der Spitze der Rohstoffabteilung. Die expandiert unter ihrer Führung so aggressiv, dass Masters die mächtigste Frau an der Wall Street ist.
Jetzt will sie für 1,7 Milliarden Dollar Teile des Rohstoffhändlers RBS Sempra kaufen. Damit würde JP Morgan zu den beiden Banken aufschließen, die das Rohstoffgeschäft jahrzehntelang dominierten: Goldman Sachs und Morgan Stanley. Sie wolle einen "wirklichen Weltführer" aufbauen, verspricht Masters. Die Deutsche Bank bot ebenfalls für RBS Sempra, ging aber leer aus.
Im Rotterdamer Hafen heben Kräne Paletten mit 700 Kilo schweren Aluminiumbarren aus dem rostigen Rumpf der "Kapitan Chukhchin". Sechs Tage war der russische Frachter von St. Petersburg nach Rotterdam unterwegs. Dicht an dicht sind auf der Pier die glänzenden Barren gestapelt. Dort bleiben sie liegen. Wegen der schleppenden Wirtschaftslage verbrauchen die Unternehmen weniger Metall, die Hütten in Murmansk, Archangelsk und Island produzieren auf Halde. Für sie ein Problem, für die Banken, die Lagerhäuser betreiben, ein Klassegeschäft: Die Einlagerung einer Tonne Aluminium bringt 40 Cent pro Tag. Derzeit lagern weltweit mehr als 4,5 Millionen Tonnen des Metalls. Zwei der sechs größten Lagerhausbetreiber sind in der Hand von Banken: Metro International gehört zu Goldman Sachs, Henry Bath zu JP Morgan.
Die Lagerung von Rohstoffen ist nur der Anfang der Gelddruckmaschine: "Die Investmentbanken steigen überall dort ein, wo sich durch Preisdifferenzen lukrative Geschäftsgelegenheiten ergeben", sagt Alfred Evans, Chef des Vermögensverwalters Islan Asset Management. "Sie nehmen immer weitere Teile der Wertschöpfungskette ins Visier." Im vergangenen Jahr war Heizöl zur sofortigen Lieferung deutlich billiger als zu einem späteren Abgabetermin. Die Differenz zwischen dem sogenannten Spotmarktpreis für die sofortige Abnahme und dem Terminpreis für die Lieferung im Folgemonat lag bei mehr als 1,50 Dollar je Fass. Wer Rohöl horten konnte, machte ein gutes Geschäft.
So kaufte JP Morgan im Frühjahr 2009 einen Tanker mit zwei Millionen Barrel Heizöl und verkaufte die Fracht zu einem Termin im Winter. Gerd Henning Beck, Rohstoffexperte der Fondsgesellschaft Lupus alpha, überschlägt den Profit: zwei Millionen Dollar im Monat. Nur für das Liegenlassen des Öls.
"Für die Investmentbanken war das ein fast risikoloser Verdienst", sagt Beck. Da der Verkaufspreis bereits beim Kauf des Rohstoffs festgestanden habe, generiere sich der Gewinn von selbst. Wie JP Morgan verdienten auch Goldman Sachs und Barclays so ihr Geld. Die Briten gründeten sogar eine eigene Reederei namens Pendle. "Im vergangenen Jahr war der Ölhafen zeitweise voll besetzt mit diesen schwimmenden Ölsilos", so Minco van Heezen von der Rotterdamer Hafenbehörde.
Der Hedge-Fonds Blue Gold Capital Management erwirtschaftete mit Ölgeschäften seit seiner Gründung im Februar 2008 bis Ende vergangenen Jahres eine Rendite von 380 Prozent.
Derartige Zahlen überzeugen. Zwar weist keine Bank einzeln aus, welche Renditen sie im physischen Rohstoffgeschäft einfährt. Dafür zeigen die Häuser ihre Bestände. So besaß Goldman Sachs im Jahr 2008 Rohstoffe im Wert von 500 Millionen Dollar. Ein Jahr später waren es bereits Güter im Wert von 3,7 Milliarden Dollar. Bei Barclays hat sich das Volumen auf 3,6 Milliarden Dollar verdreifacht, bei Morgan Stanley auf 5,3 Milliarden verdoppelt. Den größten Zuwachs verzeichnete JP Morgan. Mit einem Anwachsen des Rohstoffbestands von 3,6 auf zehn Milliarden Dollar.
Lediglich die Credit Suisse gibt genauere Zahlen heraus. 2009 erzielten die Schweizer im Eigenhandel mit Rohstoffen, Emissions- und Energieprodukten einen Ertrag von 560 Millionen Schweizer Franken. Das sind fünf Prozent des gesamten Handelsergebnisses. Gewinne durch den An- und Verkauf von Edelmetallen sind nicht inbegriffen.
Die Deutsche Bank ist das einzige heimische Institut, das eine Rolle im weltweiten Rohstoffgeschäft spielt. Laut Geschäftsbericht verlief das Geschäft 2009 "sehr erfolgreich" und genießt "strategische Priorität". Das Haus wollte gegenüber Capital keine Zahlen nennen. Gibt aber immerhin zu, dass die Bedeutung des Geschäftsfelds erheblich gestiegen ist. "Langfristig wollen wir noch weiter vorn dabei sein", sagt Steffen Rapp, Leiter des deutschen Rohstoffhandels bei dem Geldhaus. 2005 arbeiteten in der Rohstoffabteilung noch 95 Mitarbeiter. Ende 2009 waren es weltweit rund 300. "Und wir bauen den Bereich weiter aus", sagt der Rohstoffchef.
Obwohl Banken den Markt bereits gut erschlossen haben, erwarten Experten mehr. Denn das Geschäftsfeld ist noch relativ jung. "Der Markt hat erst in den vergangenen zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen", sagt Robert Grübner, Investmentbankexperte der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). "Bei den Investmentbanken machen Rohstoffgeschäfte zwischen drei und fünf Prozent des Segments Fixed Income aus.” Fixed Income umfasst den Handel mit Anleihen, Derivaten und Rohstoffen. Deren Anteil sieht Grübner steigen: "Das ist ein großer Markt."
Abzocke bei der Absicherung
Kaum mit Geld aufzurechnen sind die Informationen, die die Handelsabteilungen der Banken aus dem physischen Güterumschlag gewinnen. Verzögert sich etwa die Ankunft eines Tankers wegen eines Sturms auf dem Atlantik oder ist in Westaustralien eine Eisenbahnstrecke von den Erzminen zu den Häfen blockiert, beeinflusst das die Rohstoffpreise. Wer die Information als Erster hat, kann darauf spekulieren – und kurzfristig hohe Profite einheimsen.
Die Industrie hingegen hat ein Interesse an möglichst stabilen Preisen. Sie leidet unter den starken Schwankungen, vor allem dann, wenn sie die Preise für ihre Produkte für ein Jahr im Voraus bestimmen muss, die Rohstoffe aber nicht für den gleichen Zeitraum zu fixen Preisen einkaufen kann. Absicherungsgeschäfte sind für sie daher essenziell. Nach Erhebungen der Unternehmensberatung Oliver Wyman sichern sich etwa 50 Prozent aller europäischen Unternehmen mit mehr als drei Milliarden Euro Jahresumsatz gegen Rohstoffpreissteigerungen ab. Bei den kraftstoffintensiven Unternehmen wie Airlines seien es nahezu 100 Prozent, in der Metall verarbeitenden Industrie 60 bis 70 Prozent.
Dabei sind die Unternehmen auf ihre Hausbanken angewiesen. Die bieten ihnen neben dem Weg über die Terminbörsen in London, New York oder Chicago auch komplexe Produkte wie Swaps. Nach Angaben des Finanzdienstleisters Thomson Reuters machten 2009 allein Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley und die Bank of America Rohstofftermin- und Derivatgeschäfte im Wert von insgesamt vier Billionen Dollar. Daneben wirkt selbst der gigantische globale Ölmarkt winzig: Er umfasst nur rund zwei Billionen Dollar.
Die Banken spielen dabei ein doppeltes Spiel: Insidern zufolge ist die Spekulation mit Optionen und Swaps nicht nur volumenstark, sondern auch renditeträchtig. "Aus den Informationen und dem Wissen des physischen Handels haben wir sehr viel Gewinn im Derivategeschäft gemacht", verrät ein ehemaliger Rohstoffbroker.
"Die Banken pushen das Geschäft über ihre Firmenkundenberater, die die Produktpalette aktiv anbieten", sagt Klaus Hölzer von Oliver Wyman. Die Bank verdient daran über eine "Versicherungsprämie." Wie viel dabei für die Geldhäuser abfällt, bleibt geheim.
Grundsätzlich hängt der Preis vom gewählten Absicherungsprodukt vom jeweiligen Rohstoff und auch von der Bonität des Kunden ab. Je stärker der Markt schwankt, im Fachjargon Volatilität genannt, umso nötiger braucht der Unternehmer die Absicherung – und desto höher ist auch der Preis. Je höher die Gefahr ist, dass ein Unternehmer ausfällt, desto teurer die Prämie. "Was die Margen betrifft, sind das interessante Geschäfte für die Banken”, sagt BCG-Experte Grübner. Mehrere Unternehmer aus der Industrie erklärten gegenüber Capital, dass sie von einer Absicherung absahen, als sie feststellten, dass die Gebühren genauso hoch waren wie die zu erwartenden Preissteigerungen. Grundsätzlich gilt: "Je komplizierter das Produkt und je mehr Bedingungen miteinander verknüpft werden, desto interessanter ist die Gewinnspanne.”
Der Heizungs- und Klimatechnikhersteller Vaillant braucht jährlich große Mengen an Kupfer, Aluminium, Stahl und Magnesium. Wie andere Unternehmen legt Vaillant seine Preise ein Jahr im Voraus fest. Schnellen die Rohstoffe in die Höhe, drohen Einbußen. "Wir schließen mit unseren Händlern oder über die Börse Verträge über ein Jahr ab und kaufen nur so viel ein, wie wir verarbeiten können", sagt Einkaufsleiter Friedhelm Schlösser. Das Unternehmen kann damit seine Preise sicher kalkulieren. Allerdings kann es damit nicht in günstigen Zeiten zuschlagen und sich das Material ins Lager legen, sprich von fallenden Preisen profitieren. "Aber das ist uns lieber, als zu spekulieren”, so Schlösser.
Rohstoffgeschäfte Woran die Banken verdienen |
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Die Institute partizipieren bereits an weiten Teilen der Wertschöpfungskette. Nur Abbau und Förderung fehlen noch |
Lagerung und Transport |
Handel und Absicherung |
Investmentprodukte |
Bis auf ThyssenKrupp kommentieren die Dax-Industriekonzerne das Rohstoffspiel der Banken nicht öffentlich. Doch hinter vorgehaltener Hand tritt die Wut der Konzernlenker zutage. "Wir wollen nicht spekulieren, wir brauchen eine Kalkulationsvorlage", sagt ein Vorstand. "Es kann nicht sein, dass die Banken in unser Geschäftsfeld vordringen", schimpft ein anderer. Warum sie das Problem nicht offen benennen? Aus Angst, ihre Bank werde ihnen postwendend die Kreditlinien streichen, sagen die meisten.
Allein ThyssenKrupp-Chef Schulz ist der Marktmissstand offenbar wichtiger. Er warnt eindringlich, Rohstoffspekulanten würden möglicherweise "zu einer ernsthaften Bedrohung für die gesamte Stahlbranche und die Weltwirtschaft".
ThyssenKrupp, Salzgitter und andere kochen ihren Stahl aus Eisenerz. Mit 900 Millionen Tonnen Umsatz pro Jahr ist das einer der größten Rohstoffmärkte. Der Zugang ist der Finanzindustrie bislang weitgehend verschlossen geblieben. Das Geschäft wird von den drei großen Lieferanten Rio Tinto, BHP Billiton und Vale bestimmt, die bis vor Kurzem ihren Rohstoff im Rahmen von langfristigen Lieferverträgen an die Hersteller weitergegeben haben.
Jetzt läuft der Verkauf über Drei-Monats-Kontrakte, die sich stärker am weitaus höheren Spotmarktpreis orientieren. Bis dahin war der Spotmarktpreis für die Stahlhersteller kaum von Belang. Nur kurzfristiger Mehrbedarf wurde darüber eingekauft. Der einst stabile Eisenerzpreis unterliegt künftig also den gleichen Marktschwankungen wie die anderen Rohstoffe. Die Branche erwartet aus diesem Grund Preissteigerungen von mehr als 100 Prozent.
Die Veränderungen am Eisenerzmarkt treffen vor allem deutsche Mittelständler aus dem produzierenden Gewerbe, die ohnehin schon unter immensem Preisdruck durch günstige asiatische Konkurrenten stehen.
Andreas Dummer ist Geschäftsführer des Wuppertaler Hammerherstellers Picard. Seine 70 Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro. 100.000 Hämmer verlassen jeden Monat den Betrieb. Picard setzt vom ersten bis zum letzten Produktionsschritt auf made in Germany, auch beim Stahleinkauf. Bis zu 45 Prozent seines Produkts hängen von Lohnkosten ab. Der zweite große Posten sind mit 30 Prozent die Rohstoffkosten.
Verzweifelte Suche nach Auswegen
Er sieht keine Chance, die steigenden Stahlkosten weiterzugeben. Das Unternehmen ist klein, kann sich nicht leisten, aus dem Sortiment eines Fachhändlers gestrichen zu werden. Ohnehin sind seine Produkte schon sehr viel teurer als die der ausländischen Konkurrenz. "Das können wir aufgrund der Qualitätsunterschiede rechtfertigen", sagt er. "Doch Spielraum für weitere Preiserhöhungen gibt es nicht."
Neue Rockefellers | |
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Große Geldhäuser bauen ihr Rohstoffgeschäft immer weiter aus. Die wichtigsten Akteure | |
Goldman Sachs | Der Primus Die Investmentbank engagierte sich als eines der ersten Wall-Street-Häuser im Rohstoffmarkt: Bereits 1981 übernahm sie den Gold- und Kaffeehändler J. Aron. Im Jahr 2003 kaufte der damalige Chef Henry Paulson den Kraftwerksbetreiber Cogentrix Energy für 2,4 Milliarden Dollar. Heute ist Goldman überall aktiv und führend im Öl- und Goldhandel. |
JP Morgan | Der Nachzügler Firmenchef Jamie Dimon nutzte die Finanzkrise, um im vernachlässigten Rohstoffgeschäft aufzuholen. Nach Abschluss der noch laufenden Übernahme des Händlers RBS Sempra für 1,7 Milliarden Dollar ist JP Morgan im weltweiten Öl- und Metallgeschäft sowie im Strom- und Gashandel in Europa ein Top-Player. Bereits 2008 kaufte das Institut den Energiehandel von Bear Stearns. |
Morgan Stanley | Der Transporteur Die dritte große US-Investmentbank zahlte 2006 für die Ölreederei Heidmar sowie den Ölspediteur und Pipelinebetreiber Transmontaigne 634 Millionen Dollar. Auch im Energiehandel ist die Bank aktiv. |
Barclays Bank | Die Unterschätzte Das britische Geldhaus zählt weltweit zu den Top 3. 2009 übernahm es von der angeschlagenen UBS den Handel mit Industriemetallen und Öl sowie das Gas- und Stromgeschäft in den USA. Zudem gründete die Bank eine Ölreederei. |
Deutsche Bank | Der Verfolger Der deutsche Branchenprimus bot auch für RBS Sempra, kam aber nicht zum Zug. Das Institut stockt personell massiv auf, besonders im Handel mit Energierohstoffen und Industriemetallen. Ziel ist es, global ins Spitzentrio aufzurücken. Zudem kooperiert die Bank mit dem Zuckerhändler Czarnikow. |
Vier Minuten Autofahrt von Picard entfernt ist der Hauptsitz von Stahlwille. 600 Mitarbeiter. 90 Millionen Umsatz pro Jahr. Mehr als 3000 Tonnen Stahl braucht das Unternehmen jährlich, um seine Handwerkzeuge zu produzieren. Im Vergleich zu Picard ist Stahlwille ein Riese. Einfacher ist das Geschäft für den Hersteller deshalb nicht. Preissteigerungen ließen sich derzeit nicht durchsetzen, sagt Jörg Czempisz, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Vielleicht ist im nächsten Jahr eine moderate Anpassung drin." Doch das hilft ihm wahrscheinlich auch nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Stahlpreise weiter steigen. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wollen alle ihre Läger füllen."
Die Branche sucht verzweifelt nach Auswegen. Wenn die Volatilität anhält, "müssen die Unternehmen Lösungen innerhalb der Wertschöpfungskette finden”, sagt Andreas Möhlenkamp, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). Soll heißen: dass die verarbeitenden Unternehmen mit den Käufern flexible Verträge aushandeln. Dass also der Preis, den etwa ein Autozulieferer von VW bekommt, erst bestimmt wird, wenn der Zulieferer weiß, zu welchem Preis er seinen Stahl einkaufen kann. "Es gibt auch wieder verstärkt Überlegungen, dass der Kunde den Rohstoff für den Verarbeiter kauft.”
Absicherungsprodukte des Finanzmarkts will Möhlenkamp zurzeit lieber außen vor lassen. "Die Unternehmen wollen nicht, dass Spekulanten mitverdienen und die Preise für die Unternehmen noch weiter steigen.”
Bundesfinanzminister Schäuble hinterfragt grundsätzlich, "ob Banken unbedingt selbst zu Rohstoffhändlern werden müssen und ob dies wirklich im Interesse ihrer Kunden ist". Bundeswirtschaftsminister Brüderle sucht nach "einer nachhaltigen Rohstoffstrategie, bei der wir Hand in Hand mit der Wirtschaft und der Wissenschaft zusammenarbeiten".
Ein Resultat der Suche ist der Ausbau der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Bislang berät sie Regierung und Wirtschaft in geowissenschaftlichen Fragestellungen, künftig wohl auch in solchen, die die finanziellen Rohstoffmärkte betreffen.
Das politische Bemühen dauerte Olaf Reichardt aber zu lange: Statt auf Maßnahmen der Politik zu hoffen, schritt der Geschäftsführer von Fuchs & Hoffmann, einem Hersteller von Kakaomasse, zur Tat. Er hat die Geschäftsbeziehungen zu seiner Hausbank abgebrochen und sich ein neues Geldinstitut gesucht. Der Grund: "Auf der einen Seite hat mir die Bank wegen der gestiegenen Rohstoffpreise höhere Hürden bei den Krediten auferlegt", berichtet Reichardt. "Auf der anderen Seite bot sie Fonds auf Rohstoffe zur Geldanlage an." Dieses Doppelspiel wollte er nicht mitmachen.
http://www.capital.de/finanzen/:Rohstoff-Roulette--Wie-Investmentbanken-die-Preise-manipulieren/100031771.html
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Würdest Du aktuell die Lage auch so einschätzen, dass eine Bewegung des Geldes vom Krisenmetall Gold hin zu spekulativeren Rohstoffen z.B. Kupfer eingesetzt hat?
Ist natürlich spekulativ und kann sich jederzeit ändern, aber ist mein Eindruck durch die Konjunkturerwartungen in Europa und Asien. USA ist momentan schwer einschätzbar, da Nachrichten bestenfalls gemischt sind, aber die Zahlen von Unternehmen (auch Frühindikatoren wie Intel, FexEx, UPS etc.) sehr gut sind. Durch die Verbesserten Konjunkturerwartungen verbunden mit "Nachlassen der Refinanzierungsproblematik" leidet Gold gerade etwas, aber z.B. Kupfer als Industriemetall profitiert...
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In einem Deflations-Szenario, mit dem Viele im Bären-Thread (mich inbegriffen) rechnen, wird die allg. Assetblase - von Aktien über Bonds bis zu Rohstofffen und Gold - quer Beet Luft ablassen. Dies gilt gerade beim "gegen Inflation schützenden" Gold, wenn sich zeigt, dass von Inflation wenig zu sehen ist.
Wie zwischenzeitlich innerhalb der allg. Assetblase umgeschichtet wird, ist zweitrangig. Im Endeffekt werden alle Assets fallen.
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Auch in den gesättigten Volkswirtschaften in Europa und den USA kommt seit 20 Jahren das Wachstum nur noch über technologische Innovationen, die dann Konsumanreize auf der Nachfrageseite setzen. Faktisch werden und können diese nur noch "marginale" Wachstumszahlen haben, aber die Weltwirtschaft muss wachsen, um Verteilungskriege innerhalb von Ländern und zwischen Ländern zu verhindern.
Vorstellbar ist für mich nur eine Deflation bei Rohstoffen d.h. wenn technische Entwicklung und Effizienzsteigerungen dazu führen, dass bei kostantem BIP weniger Rohstoffe benötigt werden und auch der Koeffizient zwischen Weltwirtschaftswachtum/Ressourcenbedarf (z.B. Öl) idealerweise gegen Null tendiert.
Aber nun, wissen kann es keiner und nur dies ist nur meine persönliche Meinung....
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Interview: Frederick Kaufman
Als die Wall Street Menschen hungern ließ
05.08.2010, 17:07
Interview: Hans von der Hagen
Vor zwei Jahren stiegen die Preise für Nahrungsmittel dramatisch an - vor allem Weizen verteuerte sich. US-Publizist Frederick Kaufman macht dafür großen Banken verantwortlich.
Die Geschichte der Nahrungsmittel habe 1991 eine unheilbringende Wendung genommen - schreibt Frederick Kaufman in der Titelgeschichte des renommierten amerikanischen Harper's Magazine. Es sei das Jahr gewesen, in dem Goldman Sachs entschieden habe, dass das tägliche Brot ein exzellentes Investment sein könnte. Kaufman wirft indes nicht nur Goldman Sachs, sondern allen großen Wall-Street-Banken vor, dass sie den Unterschied zwischen Virtualität und Realität nicht mehr erkennen. Das sei vor allem dann gefährlich, wenn Millionen Menschen deswegen Hungern müssten - wie es 2008 der Fall war.
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Frederick Kaufman, Publizist, schreibt unter anderem für das "Harper's Magazine".
sueddeutsche.de: Herr Kaufman, Sie sagen, dass die Wall Street Millionen Menschen Hunger leiden ließ. Warum ist die Börse in den USA für Versorgungsprobleme in tausenden Kilometern Entfernung verantwortlich?
Frederick Kaufman: Im Sommer 2008 stiegen die Nahrungsmittelpreise auf breiter Front: Milch, Brot, Fleisch - alles wurde teurer. Die Preise stiegen seit 2005 um mehr als 80 Prozent. In gut 30 Ländern gab es Unruhen. Viele machten für die Preisexplosion sinkende Vorräte verantwortlich. Doch mittlerweile wissen wir, dass das nicht der Fall war. Nahrungsmittel waren im Überfluss vorhanden. Die Welt könnte die doppelte Anzahl von Menschen ernähren. Das Problem lag nicht in der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, sondern in den Kosten für die Nahrungsmittel. Banker von der Wall Street und aus anderen Geldhäusern haben offensichtlich die Preise in die Höhe getrieben.
sueddeutsche.de: Aber Banken brauchen keinen Weizen ...
Kaufman: Sie haben künstliche Nachfrage geschaffen, indem sie es Anlegern ermöglichten, in Rohstoffe wie Weizen zu investieren. Das funktionierte vor allem über Indexfonds, die schon Anfang der neunziger Jahre aufgelegt worden waren - begünstigt vor allem durch die Deregulierung der Märkte, die noch von der Reagan-Administration angestoßen worden war. Damals entdeckten Geldhäuser wie Goldman Sachs, dass mit Finanzprodukten auf die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln spekuliert werden konnte. Die Banken gingen dafür sogar zur Aufsichtsbehörde, der Commodities Futures Trading Commission. Die sollte ihnen eine Ausnahmegenehmigung für eine Regel geben, die schon seit 1936 galt - und den Zugang von Finanzinvestoren zum Markt für Nahrungsmittel limitierte.
sueddeutsche.de: Wie investieren Anleger in Rohstoffe?
Kaufman: Beispielsweise über Futures. Das sind alte Finanzinstrumente, die Unternehmen eigentlich gegen Preisänderungen wappnen sollen. Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé oder Kraft, die viel Weizen kaufen, möchten sich Preise für die Zukunft sichern, um besser planen zu können. Das funktioniert über solche Futures. Doch nach und nach begannen Goldman und Banken wie JP Morgan Chase, Deutsche Bank, AIG, Lehman Brothers und Bear Stearns mit den Rohstoff-Indexfonds zu experimentieren. Das waren sogenannte long-only, "Nur-kaufen"-Fonds. Das bedeutete: Sie kauften immer nur Weizen-Futures - verkauft wurde nie. Das ist die Essenz der Geschichte.
sueddeutsche.de: Aber die Nahrungsmittelpreise stiegen erst mehr als ein Jahrzehnt nach Einführung dieser Instrumente derart stark an. Warum so spät, wenn sie so problematisch waren?
Kaufman: Noch 2003 steckten nur bescheidene Summen in diesen Indexfonds - ganze 13 Milliarden Dollar. Doch fünf Jahre später waren es bereits 318 Milliarden Dollar. Das hat den Nachfrageschock ausgelöst. Ein Grund dafür waren die globalen wirtschaftlichen Probleme und die Verluste in vielen Segmenten des Finanzmarkts - zum Beispiel im Immobilienbereich. Die Anleger flohen aus diesen Sektoren und suchten vermeintlich sicherere Nischen für ihr Kapital. Dazu gehörten die Rohstoffe. Deren Preise entwickeln sich oft gegenläufig zu den Kursen an der Börse - und sie bieten einen gewissen Schutz vor Geldentwertung, da die Rohstoffpreise mit der Inflation steigen. Darum strömte das Kapital in den Markt für Weizen - und sorgte dort für Chaos.
sueddeutsche.de: Der Anstieg der Nahrungsmittelpreise war Fehlern im System geschuldet?
Kaufman: Ja, man kann nicht Spekulanten dafür verantwortlich machen und die Banken haben auch nicht absichtlich die Preise nach oben getrieben. Es hat nur im Vorfeld keiner überlegt, was passieren würde, wenn derartig viel Geld in diese Fonds fließen würde. Ich werfe Banken vor, dass sie den Unterschied zwischen Virtualität und Realität nicht mehr wahrnehmen. Sie haben gelernt, aus allem Geld zu machen, das ist ihr Geschäft. Nur tun sie es auch mit Nahrungsmitteln - und vergessen dabei, dass Menschen diese zum Essen brauchen. Banken müssen begreifen, dass ihre Produkte nicht nur mathematische Formeln sind, sondern ihr Tun Konsequenzen in der Wirklichkeit hat. Viele Banker sagen: Das war toll, wir hatten damals einen großartigen Lauf. Global gesehen war es eine Tragödie.
Verhängnisvolle Rollbewegung
sueddeutsche.de: Normalerweise kaufen Investoren, wenn der Preis tief ist - und verkaufen, wenn der Preis nach oben geht. Doch sie sagen: Das Geld kam nur herein. Warum?
Kaufman: An der Börse können Sie Aktien kaufen und ein Leben lang halten. Am Rohstoffmarkt geht das nicht. Man kann nicht Weizen kaufen und ihn über Jahre im Depot aufbewahren. Aber die großen Investoren wollen so in Rohstoffe investieren wie in Aktien - professionelle Anleger wie Pensionsfonds haben ein Zeitfenster über 20 Jahre. Darum fanden die Banken einen eleganten Weg, wie solche Investments möglich werden. Nicht, in dem sie tatsächlich Weizen kaufen und verkaufen, sondern indem sie lediglich versprechen, Weizen in Zukunft zu kaufen: Die Anleger kaufen dazu einfach die Future-Kontrakte - die normalerweise eine kurze Laufzeit haben - und tauschen sie immer wieder durch neue Kontrakte aus. So werden die Kaufversprechen unendlich weitergerollt - ohne dass sie je erfüllt würden.
sueddeutsche.de: Sie greifen besonders die Bank Goldman Sachs an, die einen für dieses Marktsegement besonders wichtigen Rohstoffindex entwickelte. Goldman schrieb in einer Stellungnahme zu Ihrem Artikel, dass Untersuchungen der OECD gezeigt hätten, dass Index-Fonds die Preisblase bei Rohstoffen nicht verursacht hätten. Täuscht sich die OECD?
Kaufman: Goldmans Antwort auf meinen Artikel würde keinen Fakten-Check überstehen. In dem Report wird gesagt, dass es einen "signifikanten Anstieg von Investments im Markt für Agrarderivate aus nicht-traditionellen Quellen gab, entweder zur Diversifizierung oder zur Spekulation ... das hat zu dem Anstieg der Preise bei kurzlaufenden Futures geführt und ist ein zusätzlicher Faktor bei den gegenwärtigen Preissprüngen".
sueddeutsche.de: Viele Experten argumentieren, dass die Preisentwicklung beim Weizen zu allererst den ungewöhnlich niedrigen Lagerbeständen geschuldet war. Ist das verkehrt?
Kaufman: Wenn Sie mit Händlern reden, dass sagen die Ihnen: Es waren die Biotreibstoffe, da für ihren Anbau die Fläche für den Weizen schrumpfte. Andere sagen, es war die außergewöhnliche Dürre in Australien. Wieder andere behaupten, die Überschwemmungen in Kasachstan seien Schuld gewesen. Aber: Es hat auch schon früher schlechtes Wetter gegeben, nur hat es in der 150-jährigen Geschichtes des Weizenmarktes noch nie Preissprünge wie die in 2008 gegeben. Da mussten schon andere Kräfte wirksam werden. Und das war das hereinströmende Kapital in Höhe von mehreren 100 Milliarden Dollar. Es ist gar nicht verkehrt, die niedrigen Lagerbestände anzuführen - aber es ist nur ein Teil der Wahrheit.
Was gegen die Preissprünge hilft
sueddeutsche.de: Ganz aktuell werden Weizen und Kakao deutlich teurer. Ist das vergleichbar mit den Ereignissen 2008?
Kaufman: Ich denke, es ist nicht vergleichbar. Schnell werden die bösen Spekulanten für alles verantwortlich gemacht. Aber es gibt sie zu Recht und ich glaube, dass sie dem Markt Liquidität zuführen. Was derzeit bei Kakao passiert, sieht eher nach dem klassischen Versuch aus, den Markt aufzukaufen. Dahinter steckt nichts als menschliche Gier. Mit anderen Worten: Jemand gibt Milliarden Dollar für Kakao aus, um den Preis in die Höhe zu treiben. Dafür gibt es aber die klassischen Verteidigungsinstrumente. 2008 stiegen zwar die Preise so, als würde jemand den Markt aufkaufen. Doch das war nicht der Fall, sondern die Struktur der Finanzprodukte hatte nur einen ähnlichen, wenngleich viel wuchtigeren Effekt.
sueddeutsche.de: Könnten sich die Ereignisse aus 2008 wiederholen?
Kaufman: Trotz der neuen US-Regularien und auch, wenn sich etablierte Wirtschaftsmagazine wie Bloomberg Business Week mittlerweile gegen die Rohstoff-Indexfonds wenden - die Märkte sind weiterhin gegen den Missbrauch verwundbar.
sueddeutsche.de: Was kann gegen die Preissprünge bei Nahrungsmitteln wie Weizen getan werden?
Kaufman: Regulierung hilft nicht. Hedgefonds-Manager können da nur lachen. Die lästern, dass in Fragen der Regulierung die Regierung fünf Jahre hinterherhinkt. Die einzig wirklich hilfreiche Lösung wäre eine reguläre Weizenreserve. Deren Bestände könnten notfalls auf den Markt geworfen werden, um Anleger zu beruhigen.
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Boardmail an "pfeifenlümmel" |
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Oder gibt es fundamentale Gründe, warum sich Palladium von unter 200 in 2005 fast verdreifacht hat, obwohl die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit der Großen Depression steckt?
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Boardmail an "musicus1" |
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Schon geil, wie sich so eine virtuelle Welt entwickelt und die Rohstoffpreise aufgeblasen werden.
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Boardmail an "Tony Ford" |
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Wenn die Menschenmassen in den BRIC"s auf unseren Wohlstandslevel kommen wollen, bräuchten wir dann möglichst bald einen zweiten Planeten- zwecks Rohstoffversorgung.
Aber den gibts nicht.
Spekulanten können natürlich die Preise beschleunigen, aber Urheber des Booms nach Rohstoffen ist der Mensch...
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Boardmail an "lehna" |
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Boardmail an "Armitage" |
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@Lehna: Die Weltbevölkerung hat sich seit Sept. 2010 NICHT um 23 % erhöht ;-) Die Argumente, die Du vorträgst, sind die gleichen, die die Rohstoff-treibenden Hedgefonds den Medien als Pseudo-Rechtfertigung unterbreiten. Sie werden von den Medien meist unkritisch übernommen. Teils haben die Medien auch ein "Eigeninteresse" an solchen Thesen, weil sie über Anzeigen viel Geld von Rohstoff-Fonds erhalten. Gerade im Internet sind Portale auf diese Art Banderolenwerbung angewiesen.
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Aber sorry, ich vergaß, dass die Fed ja nur der "institutionalisierte" Ableger von GS, JPM und Co. ist, denen die private Fed ja auch "gehört". Washington nickt nur alle paar Jahre den jeweils neuen Blasen-Koch ab.
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Im Grunde aber hat sich zu den letzten Tagen und Wochen nichts geändert und politische Börsen haben fast immer kurze Beine.
Würde mich nicht wundern, wenn diese ganze nette Rally der letzten Tage sich plötzlich ins Gegenteil verkehrt und die Märkte gnadenlos nach unten rauschen, egal ob Aktien, Rohstoffe oder EMs.
Dafür spricht jedenfalls, dass die US-Aktienmärkte ein MegaGap gerissen haben, welches geschlossen werden sollte und dafür spricht auch, dass der Anstieg nicht in der Breite getragen wird, sondern lediglich ein paar BlueChips sowie Rohstoffe nach oben geschossen sind.
Es bieten sich daher exklusive Shortgelegenheiten, auch wenn ich einen Crash jetzt nicht ausrufen wollte.
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Boardmail an "K_2_" |
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Wiedermal viel nur Beleidigung über Beleidigung und im netten Goldthread lese ich immer höhere spektakulärere Kursziele. Und auch die Experten halten eine Blase für ausgeschlossen, wenn es um das liebe Gold geht.
Goldman Sachs und Konsorten haben ihre Ziele einmal mehr angehoben und halten nix von Goldblase oder Übertreibung.
Aber Goldman Sachs ist ja für seine Ehrlichkeit zu seinen Anlegern und in der Öffentlichkeit bekannt ;-)
Würde mich wahrlich nicht wundern, wenn Goldman Sachs sich jetzt schön die Hände reibt und in Kürze erstmal wieder fett Gewinne mitnimmt und sich darüber freut, wenn die Euphorie ausbricht.
Es ist aber immer schwer ein Ende einer Übertreibung genau vorher zu sagen, doch es wird der Tag kommen bzw. ist der Tag nicht mehr fern, an dem die Rohstoffmärkte ordentlich korrigieren und die ganzen Bullen verunsichern werden. Ich sage nur, was hoch steigt, fällt schnell auch mal wieder tief.
Ich bin und bleibe dabei, wenn die Experten und die Anleger Hurra schreien und alle Andersdenkende für Deppen halten, dann halte ich mich davon fern.
Und ich muss wirklich sagen, dass die Goldbären mittlerweile derartig hart beleidigt und "unterdrückt" werden, dass es schon krankhaft ist.
Sowas habe ich seit vielen Jahren in dem Ausmaß jedenfalls nicht mehr erlebt.
Also dann freut euch mal schön auf die explodierenden Rohstoffpreise, ich werde über all die Beleidigungen, die man mir angetan hat, dann freudig darüber schmunzeln.
Ich sage nur, Goldman Sachs, den kann man mit Sicherheit vertrauen ;-)
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12.11.2010, 11:40
Sorge vor Leitzinserhöhung
Rohstoffrally geht abrupt zu Ende
Monatelang kannten die Preise von Industriemetallen nur eine Richtung: Aufwärts. Sorgen vor einer Abkühlung des chinesischen Wachstumsmotors und die europäische Schuldenkrise bereiten dem Höhenflug ein Ende.
Gerüchte über eine Leitzinserhöhung in China und die Sorge um Irland haben eine Verkaufswelle bei Rohstoffen ausgelöst. Der Preis von Kupfer-Kontrakten zur Lieferung in drei Monaten fiel am Freitagvormittag auf 8580 Dollar pro Tonne, nachdem er am Donnerstag zeitweise einen Rekord von 8966 Dollar erreicht hatte. Der Referenzpreis für Zink stürzte um 4,7 Prozent auf 2423 Dollar pro Tonne ab. Der Ölpreis gab um 2,05 Dollar auf 86,76 Dollar pro Barrel (159 Liter) nach, nachdem er noch am Donnerstag ein Zweijahreshoch erreicht hatte.
Chinesische Politiker und Vertreter der Zentralbank haben in den vergangenen Tagen wiederholt vor einer importierten Inflation gewarnt, nachdem die US-Notenbank in der vergangenen Woche eine neue Geldspritze ankündigte. Die Fed verschärft damit eine Niedrigzinspolitik, die renditehungrige Anleger seit Monaten nach Rohstoffen und nach Aktien aus Schwellenländern greifen lässt.
Hauptgrund für die plötzliche Wende ist nach Angaben von Händlern die Angst vor einem Einbruch der Nachfrage in China, dem wichtigsten Markt für Industrierohstoffe. "Es gibt Gerüchte über eine Leitzinserhöhung am Wochenende", sagte der Fondsmanager Wu Kann von der chinesischen Versicherungsgesellschaft Dazhong der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Das wäre angesichts der steigenden Inflation nicht verwunderlich." Am Donnerstag hatte das chinesische Statsitikamt bekanntgegeben, dass die Verbraucherpreise im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent gestiegen sind, so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Die chinesische Wirtschaft boomt, hinzu kommen hohe Kapitalzuflüsse aus dem Ausland - der Handelsüberschuss des Exportweltmeisters belief sich allein im Oktober auf 27,1 Mrd. Dollar. Bereits am 19. Oktober hatte die chinesische Zentralbank deswegen erstmals seit 2007 den Leitzins erhöht, und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 5,56 Prozent.
Am Mittwoch unternahm die People's Bank of China einen weiteren Schritt, um dem Markt Liquidität zu entziehen: Der Prozentsatz für die Mindestreserve, die Geschäftsbanken bei der Zentralbank anlegen müssen, wurde mit Wirkung zum 15. November um 50 Basispunkte erhöht. Für besonders große Banken wird laut Agenturberichten ein Zusatzaufschlag von weiteren 50 Basispunkten eingeführt, so dass die größten Banken künftig 18 Prozent bei der Zentralbank hinterlegen müssen.
Die Erwartung einer weiteren Zinserhöhung schickte am Freitag auch die Aktienkurse in Schanghai auf Talfahrt. Der Shanghai Composite Index sank um 5,2 Prozent auf 2985,44 Zähler, das war der stärkste Absturz seit August 2009.
Die Verkaufswelle bei Rohstoffen wurde auch durch das Wiederaufflammen der europäischen Schuldenkrise angeheizt. Die Befürchtung, dass nach Griechenland auch Irland an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten könnte, lasse Anleger aus riskanten Anlagen wie Rohstoffen flüchten, sagte Jane Foley von der Rabobank der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie rennen zum Ausgang. Die Probleme bei der Staatsverschuldung lösen Gewinnmitnahmen bei Rohstoffen und Anlagen in Schwellenländern aus." Eine Analystin der Standard Chartered Bank in Shanghai sprach von "Panikverkäufen".
Überdies drückt die Sorge um Irland den Kurs des Euro und verteuert den Dollar, die für den Rohstoffhandel maßgebliche Währung . Am Freitag fiel der Euro zeitweise auf 1.3573 Dollar, den tiefsten Stand in sechs Wochen. Der steigende Dollar-Kurs stoppte sogar den seit Wochen anhaltenden Goldrausch: Der Spot-Preis für das gelbe Edelmetall fiel am Freitag auf bis zu 1378 Dollar pro Feinunze, ein Rückgang um zwei Prozent. Wenn der Dollar steigt, schmälert das die Attraktivität von Gold als alternativer Anlage. Zudem wird das in Dollar notierte Edelmetall für Investoren außerhalb der USA teurer.
http://www.ftd.de/finanzen/...rally-geht-abrupt-zu-ende/50193807.html
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Die Rohstoff-Echoblase könnte jetzt mMn austoppen. Einige Argumente dafür:
http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2847#jumppos71187
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einer Vermögensinflation führt, also zu höheren Preisen bei den Rohstoffen und
den Aktienwerten.
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Boardmail an "Rubensrembrandt" |
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http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2847#jumppos71177
Zu Richard Koo / Bilanzrezession:
http://www.fiat-pecunia.org/finanzkrise/deflation/bilanzrezession
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bezogen auf die Preise von 1950, so ist heute für 1 Unze Gold heute nur 20 % mehr
Bier auf den Tisch zu stellen (aus dem neuesten Rohstoffspiegel).
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Boardmail an "Rubensrembrandt" |
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