Lemmings "Anti-Rohstoff"-Thread

Seite 16 von 17
neuester Beitrag: 25.04.21 09:46
eröffnet am: 07.08.08 13:25 von: Anti Lemmin. Anzahl Beiträge: 425
neuester Beitrag: 25.04.21 09:46 von: Katrinytxoa Leser gesamt: 114966
davon Heute: 16
bewertet mit 37 Sternen

Seite: 1 | ... | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 |
| 17  

29.07.10 10:51
2

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingDas Rohstoff-Geschacher der Investmentbanken

Der folgende Artikel aus "Capital" liest sich wie eine Quintessenz dieses Threads - und straft die Behauptung der Knappheitsapostel Lügen, die Preistanstiege kämen "marktgetrieben" wegen Knappheit bzw. rückläufiger Vorkommen (Öl Peak) und/oder starke Nachfrage aus Asien zustande.

Fakt bleibt: Bei Aluminium gibt es in den Metalllagerhäusern der Schacherer bereits riesige Halden - wegen konjunkturbedingt schwacher Nachfrage...

 

Rohstoff-Roulette

                Wie Investmentbanken die Preise manipulieren

Die Geldhäuser haben das Geschäft mit Metallen, Öl und Strom für sich  entdeckt. Sie steigen massiv in den physischen Handel ein, sichern sich  Tanker, Lagerstätten und Kraftwerke. Durch diese Marktmacht verknappen  sie das Angebot und treiben die Preise hoch. Privatanleger sollten sich  vor Spekulationsblasen hüten.

                                                 

Mit Essen spielt man nicht. Manche Banken  schon: Am Montag, den 10. Mai um 14.30 Uhr ist in einem Speicherhaus in  Rotterdam plötzlich ein Platz leer, an dem zuvor zehn Tonnen Kakaobohnen  in Jutesäcken lagerten. 20 Jahre lang wurden sie von Banken und anderen  Finanzinvestoren hin und her verkauft. Die Kakaopreise steigen seit  Jahren, die Geldjongleure behielten die Bohnen zwecks Spekulation. Im  Frühjahr war ihnen der Preis dann offenbar hoch genug: Die Bohnen wurden  an ein Unternehmen verkauft und kamen endlich in die Realwirtschaft.

Und es bleibt nicht bei Kakao. Längst haben  die Spekulanten auch Grundgüter wie Zucker, Kupfer, Zink oder Öl  entdeckt. Was immer der Rohstoffmarkt hergibt. Insbesondere die großen  Investmentbanken drängen in den Handel mit physischen Gütern. Allein der  Wall-Street-Gigant Goldman Sachs hat inzwischen physische Rohstoffe im  Wert von mehr als drei Milliarden Dollar unter Kontrolle.

Gemeinsam  mit Morgan Stanley und JP Morgan spinnt Goldman Sachs ein umfassendes  Netz. Die Banker kaufen Lagerhäuser, Kraftwerke, Ölterminals oder  Pipelines und chartern Tankschiffe. Europäische Häuser wie die Deutsche  Bank oder Credit Suisse machen es ihnen nach. Der als Krisenprophet  bekannt gewordene Ökonom Nouriel Roubini bezeichnet die Großbanken  angesichts solcher Entwicklungen inzwischen als "Finanzsupermärkte".

Die Rechnung für das Rohstoffspiel der  Banken zahlen Verbraucher und Wirtschaft: Die spekulativen Investments  verknappen das Angebot und treiben damit die Preise. Und steigende  Rohstoffpreise verteuern Lebensmittel und Güter. Die Einkaufskosten der  Firmen klettern und damit die Preise für ihre Produkte. Erst vor zwei  Jahren wurde eindrucksvoll klar, welche Auswirkungen etwa ein  explodierender Ölpreis auf die Konjunktur hat: Etliche Autozulieferer  ächzten unter den rasant steigenden Rohstoffpreisen. Die Banken hingegen  verdienen am Preisboom. Und sie vergrößern ihre Rohstoffsparten stetig.

ThyssenKrupp-Chef Ekkehard  Schulz warnt bereits: Es drohe sich eine "gewaltige Blase auf dem  Rohstoffmarkt zu bilden", die sogar noch größere Probleme bereiten  könnte als das Platzen der Immobilienblase vor zwei Jahren.

Auch die Politik ist  alarmiert. Am 7. Juni rief Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zum  Rohstoffgipfel. Abgesandte des Ministeriums diskutierten mit  Wirtschaftsvertretern über mögliche Gegenmaßnahmen. Ein weiteres Treffen  ist für den 21. Juni geplant. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble  (CDU) kritisiert das Vorgehen der Banken. Insidern zufolge erörtert er  mit seiner französischen Kollegin Christine Lagarde ein Maßnahmenpapier  für mehr Transparenz an den Rohstoffmärkten. "Die enorme  Preisvolatilität auf den Rohstoffmärkten ist ein großes Problem",  beklagt der Minister.

Den Banken erschließt das  Geschäft mit Öl, Kupfer, Aluminium oder Weizen und Kakao gleich eine  ganze Reihe lukrativer Ertragsquellen. Schließlich bieten die Häuser  ihren Kunden traditionell auch Absicherungsgeschäfte gegen  Preisschwankungen an. Die Ironie: Es sind die Banken selbst, die durch  ihre Spekulationsgeschäfte die Preise immer schwankungsanfälliger  machen. Zudem legen die Institute Finanzprodukte auf Gold, Kupfer, Öl  oder Weizen und Soja auf. Damit locken sie Profis, aber auch  Kleinanleger und verdienen an den Provisionen.

Was vor allem Privatanlegern  oft nicht bewusst ist: Diese Nachfrage treibt die Preise der physischen  Güter immer weiter nach oben – ohne dass die echte Nachfrage von  Industrie und Verbrauchern steigt. Dadurch wächst die Gefahr einer  Spekulationsblase. Wenn Anleger die Furcht packt und sie aussteigen,  stürzen die Preise ins Bodenlose, Vermögen werden vernichtet. 2008 brach  etwa der Platinpreis um mehr als die Hälfte ein. Der Preis einer Tonne  Nickel kollabierte von Mitte 2007 bis Ende 2009 von 50.000 auf 10.000  Dollar.

Goldman Sachs ist eine der  Banken, die in der Vergangenheit stets von platzenden Blasen  profitierten. Wie kein anderes Haus läuft der Finanzriese den Märkten  voraus, sammelt Geld, Wissen und Erfahrung – und steigt dann als Erster  aus. Auch im Rohstoffmarkt waren die Goldmänner der erste große  Finanzakteur. Bereits in den 80er-Jahren kaufte der Wall-Street-Primus  den Gold- und Kaffeehändler J. Aron & Company. Das Rohstoffgeschäft  wurde immer weiter ausgebaut. 2003 übernahm der damalige Vorstandschef  Henry Paulson für 2,4 Milliarden Dollar den Kraftwerksbetreiber  Cogentrix Energy. Heute ist das Haus führend im Handel von Öl, Strom und  Industriemetallen. Der letzte Zukauf war die Übernahme des  US-Lagerhausbetreibers Metro International – Insidern zufolge für 550  Millionen Dollar.

Möglicherweise wanderten  auch die Kakaobohnen einmal durch die Hände des Wall-Street-Giganten –  wer vermag das nach all den Jahren schon zu sagen.

 

"Richtig gelagert, können Kakaobohnen  problemlos ein paar Jahre überdauern", sagt Hans Cleton. Der groß  gewachsene Mann mit grauem, kurzem Vollbart zuckt mit den Achseln. Seit  mehr als 30 Jahren arbeitet Cleton als Lagerhausmanager in Europas  größtem Seehafen Rotterdam. Er hat Tausende Tonnen an Rohstoffen durch  die Hallen rochieren sehen, da bringen ihn zehn Tonnen Kakao nicht aus  der Ruhe.

Wolf Kropp-Büttner hingegen ärgert sich  maßlos über die Verschwendung. Mit 20 Jahre alten Bohnen kann der  Geschäftsführer des Premiumschokoladenherstellers Hachez nichts mehr  anfangen. "Die eignen sich allenfalls noch für Kakaobutter."  Kropp-Büttner braucht Edelkakao, und der ist knapp. Um Engpässe zu  vermeiden, muss sich der Unternehmer den weit im Voraus sichern. Das  schmerzt: Seit 2007 ist der Preis um das Zweieinhalbfache gestiegen.  Obwohl Angebot und Nachfrage in etwa gleich geblieben sind. Für  Kropp-Büttner ist die Sache klar: "Die Spekulanten haben den Kakao  entdeckt, und wir müssen zahlen."

Und  Spekulanten gibt es viele, Goldman Sachs ist das große Vorbild. Zum  Beispiel für Blythe Masters. Die 40-Jährige ist selbst eine Legende:  Seit 1991 arbeitet sie für JP Morgan. Sie fing als Rohstoffhändlerin an,  als sie frisch vom College kam. 2004 wurde sie Finanzchefin der  Großbank – mit gerade 34. Seit 2007 steht sie an der Spitze der  Rohstoffabteilung. Die expandiert unter ihrer Führung so aggressiv, dass  Masters die mächtigste Frau an der Wall Street ist.

Jetzt will sie für 1,7 Milliarden Dollar  Teile des Rohstoffhändlers RBS Sempra kaufen. Damit würde JP Morgan zu  den beiden Banken aufschließen, die das Rohstoffgeschäft jahrzehntelang  dominierten: Goldman Sachs und Morgan Stanley. Sie wolle einen  "wirklichen Weltführer" aufbauen, verspricht Masters. Die Deutsche Bank  bot ebenfalls für RBS Sempra, ging aber leer aus.

Im Rotterdamer Hafen heben  Kräne Paletten mit 700 Kilo schweren Aluminiumbarren aus dem rostigen  Rumpf der "Kapitan Chukhchin". Sechs Tage war der russische Frachter von  St. Petersburg nach Rotterdam unterwegs. Dicht an dicht sind auf der  Pier die glänzenden Barren gestapelt. Dort bleiben sie liegen. Wegen der  schleppenden Wirtschaftslage verbrauchen die Unternehmen weniger  Metall, die Hütten in Murmansk, Archangelsk und Island produzieren auf  Halde. Für sie ein Problem, für die Banken, die Lagerhäuser betreiben,  ein Klassegeschäft: Die Einlagerung einer Tonne Aluminium bringt 40 Cent  pro Tag. Derzeit lagern weltweit mehr als 4,5 Millionen Tonnen des  Metalls. Zwei der sechs größten Lagerhausbetreiber sind in der Hand von  Banken: Metro International gehört zu Goldman Sachs, Henry Bath zu JP  Morgan.

Die Lagerung von Rohstoffen  ist nur der Anfang der Gelddruckmaschine: "Die Investmentbanken steigen  überall dort ein, wo sich durch Preisdifferenzen lukrative  Geschäftsgelegenheiten ergeben", sagt Alfred Evans, Chef des  Vermögensverwalters Islan Asset Management. "Sie nehmen immer weitere  Teile der Wertschöpfungskette ins Visier." Im vergangenen Jahr war  Heizöl zur sofortigen Lieferung deutlich billiger als zu einem späteren  Abgabetermin. Die Differenz zwischen dem sogenannten Spotmarktpreis für  die sofortige Abnahme und dem Terminpreis für die Lieferung im  Folgemonat lag bei mehr als 1,50 Dollar je Fass. Wer Rohöl horten  konnte, machte ein gutes Geschäft.

So kaufte JP Morgan im  Frühjahr 2009 einen Tanker mit zwei Millionen Barrel Heizöl und  verkaufte die Fracht zu einem Termin im Winter. Gerd Henning Beck,  Rohstoffexperte der Fondsgesellschaft Lupus alpha, überschlägt den  Profit: zwei Millionen Dollar im Monat. Nur für das Liegenlassen des  Öls.

"Für die Investmentbanken  war das ein fast risikoloser Verdienst", sagt Beck. Da der Verkaufspreis  bereits beim Kauf des Rohstoffs festgestanden habe, generiere sich der  Gewinn von selbst. Wie JP Morgan verdienten auch Goldman Sachs und  Barclays so ihr Geld. Die Briten gründeten sogar eine eigene Reederei  namens Pendle. "Im vergangenen Jahr war der Ölhafen zeitweise voll  besetzt mit diesen schwimmenden Ölsilos", so Minco van Heezen von der  Rotterdamer Hafenbehörde.

Der Hedge-Fonds Blue Gold  Capital Management erwirtschaftete mit Ölgeschäften seit seiner Gründung  im Februar 2008 bis Ende vergangenen Jahres eine Rendite von 380  Prozent.

Derartige Zahlen überzeugen.  Zwar weist keine Bank einzeln aus, welche Renditen sie im physischen  Rohstoffgeschäft einfährt. Dafür zeigen die Häuser ihre Bestände. So  besaß Goldman Sachs im Jahr 2008 Rohstoffe im Wert von 500 Millionen  Dollar. Ein Jahr später waren es bereits Güter im Wert von 3,7  Milliarden Dollar. Bei Barclays hat sich das Volumen auf 3,6 Milliarden  Dollar verdreifacht, bei Morgan Stanley auf 5,3 Milliarden verdoppelt.  Den größten Zuwachs verzeichnete JP Morgan. Mit einem Anwachsen des  Rohstoffbestands von 3,6 auf zehn Milliarden Dollar.

 

Lediglich die Credit Suisse gibt genauere  Zahlen heraus. 2009 erzielten die Schweizer im Eigenhandel mit  Rohstoffen, Emissions- und Energieprodukten einen Ertrag von 560  Millionen Schweizer Franken. Das sind fünf Prozent des gesamten  Handelsergebnisses. Gewinne durch den An- und Verkauf von Edelmetallen  sind nicht inbegriffen.

Die Deutsche Bank ist das einzige heimische  Institut, das eine Rolle im weltweiten Rohstoffgeschäft spielt. Laut  Geschäftsbericht verlief das Geschäft 2009 "sehr erfolgreich" und  genießt "strategische Priorität". Das Haus wollte gegenüber Capital  keine Zahlen nennen. Gibt aber immerhin zu, dass die Bedeutung des  Geschäftsfelds erheblich gestiegen ist. "Langfristig wollen wir noch  weiter vorn dabei sein", sagt Steffen Rapp, Leiter des deutschen  Rohstoffhandels bei dem Geldhaus. 2005 arbeiteten in der  Rohstoffabteilung noch 95 Mitarbeiter. Ende 2009 waren es weltweit rund  300. "Und wir bauen den Bereich weiter aus", sagt der Rohstoffchef.

Obwohl  Banken den Markt bereits gut erschlossen haben, erwarten Experten mehr.  Denn das Geschäftsfeld ist noch relativ jung. "Der Markt hat erst in  den vergangenen zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen", sagt Robert  Grübner, Investmentbankexperte der Unternehmensberatung Boston  Consulting Group (BCG). "Bei den Investmentbanken machen  Rohstoffgeschäfte zwischen drei und fünf Prozent des Segments Fixed  Income aus.” Fixed Income umfasst den Handel mit Anleihen, Derivaten und  Rohstoffen. Deren Anteil sieht Grübner steigen: "Das ist ein großer  Markt."

Abzocke bei der Absicherung

Kaum  mit Geld aufzurechnen sind die Informationen, die die  Handelsabteilungen der Banken aus dem physischen Güterumschlag gewinnen.  Verzögert sich etwa die Ankunft eines Tankers wegen eines Sturms auf  dem Atlantik oder ist in Westaustralien eine Eisenbahnstrecke von den  Erzminen zu den Häfen blockiert, beeinflusst das die Rohstoffpreise. Wer  die Information als Erster hat, kann darauf spekulieren – und  kurzfristig hohe Profite einheimsen.

Die Industrie hingegen hat  ein Interesse an möglichst stabilen Preisen. Sie leidet unter den  starken Schwankungen, vor allem dann, wenn sie die Preise für ihre  Produkte für ein Jahr im Voraus bestimmen muss, die Rohstoffe aber nicht  für den gleichen Zeitraum zu fixen Preisen einkaufen kann.  Absicherungsgeschäfte sind für sie daher essenziell. Nach Erhebungen der  Unternehmensberatung Oliver Wyman sichern sich etwa 50 Prozent aller  europäischen Unternehmen mit mehr als drei Milliarden Euro Jahresumsatz  gegen Rohstoffpreissteigerungen ab. Bei den kraftstoffintensiven  Unternehmen wie Airlines seien es nahezu 100 Prozent, in der Metall  verarbeitenden Industrie 60 bis 70 Prozent.

Dabei sind die Unternehmen  auf ihre Hausbanken angewiesen. Die bieten ihnen neben dem Weg über die  Terminbörsen in London, New York oder Chicago auch komplexe Produkte wie  Swaps. Nach Angaben des Finanzdienstleisters Thomson Reuters machten  2009 allein Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley und die Bank of  America Rohstofftermin- und Derivatgeschäfte im Wert von insgesamt vier  Billionen Dollar. Daneben wirkt selbst der gigantische globale Ölmarkt  winzig: Er umfasst nur rund zwei Billionen Dollar.

Die Banken spielen dabei ein  doppeltes Spiel: Insidern zufolge ist die Spekulation mit Optionen und  Swaps nicht nur volumenstark, sondern auch renditeträchtig. "Aus den  Informationen und dem Wissen des physischen Handels haben wir sehr viel  Gewinn im Derivategeschäft gemacht", verrät ein ehemaliger  Rohstoffbroker.

"Die Banken pushen das  Geschäft über ihre Firmenkundenberater, die die Produktpalette aktiv  anbieten", sagt Klaus Hölzer von Oliver Wyman. Die Bank verdient daran  über eine "Versicherungsprämie." Wie viel dabei für die Geldhäuser  abfällt, bleibt geheim.

Grundsätzlich hängt der  Preis vom gewählten Absicherungsprodukt vom jeweiligen Rohstoff und auch  von der Bonität des Kunden ab. Je stärker der Markt schwankt, im  Fachjargon Volatilität genannt, umso nötiger braucht der Unternehmer die  Absicherung – und desto höher ist auch der Preis. Je höher die Gefahr  ist, dass ein Unternehmer ausfällt, desto teurer die Prämie. "Was die  Margen betrifft, sind das interessante Geschäfte für die Banken”, sagt  BCG-Experte Grübner. Mehrere Unternehmer aus der Industrie erklärten  gegenüber Capital, dass sie von einer Absicherung absahen, als sie  feststellten, dass die Gebühren genauso hoch waren wie die zu  erwartenden Preissteigerungen. Grundsätzlich gilt: "Je komplizierter das  Produkt und je mehr Bedingungen miteinander verknüpft werden, desto  interessanter ist die Gewinnspanne.”

Der Heizungs- und  Klimatechnikhersteller Vaillant braucht jährlich große Mengen an Kupfer,  Aluminium, Stahl und Magnesium. Wie andere Unternehmen legt Vaillant  seine Preise ein Jahr im Voraus fest. Schnellen die Rohstoffe in die  Höhe, drohen Einbußen. "Wir schließen mit unseren Händlern oder über die  Börse Verträge über ein Jahr ab und kaufen nur so viel ein, wie wir  verarbeiten können", sagt Einkaufsleiter Friedhelm Schlösser. Das  Unternehmen kann damit seine Preise sicher kalkulieren. Allerdings kann  es damit nicht in günstigen Zeiten zuschlagen und sich das Material ins  Lager legen, sprich von fallenden Preisen profitieren. "Aber das ist uns  lieber, als zu spekulieren”, so Schlösser.

                             

Rohstoffgeschäfte Woran die Banken verdienen

Die Institute partizipieren bereits an weiten Teilen der Wertschöpfungskette. Nur Abbau und Förderung fehlen noch

Lagerung und Transport
Junges  Geschäftsfeld Das Betreiben von Lagerhäusern und der Transport von Öl,  Industriemetallen und anderen Rohstoffen ist ein lukratives Geschäft. JP  Morgan und andere verladen günstig gekauftes Öl auf Tanker und lassen  diese auf Reede liegen oder schippern es so lange über die Weltmeere,  bis der Preis gestiegen ist.

Selbst die angeschlagene Konjunktur  befördert das Geschäft: Da die Industrie derzeit weniger Metall  verbraucht, als hergestellt wird, produzieren die Hütten in Murmansk,  Archangelsk oder Island auf Halde. Die Einlagerung von Aluminium in  Rotterdam kostet 40 Cent je Tonne pro Tag. Diese Gebühr streichen Banken  ein, die Lagerhäuser besitzen.

Handel und Absicherung
Alte  Bekannte Neben dem Eigenhandel mit physischen Rohstoffen bieten die  Geldhäuser Firmenkunden Absicherungsgeschäfte gegen Preisschwankungen  an. Die Industrie leidet zunehmend unter den starken Kursschwankungen  der Rohstoffmärkte – vor allem wenn sie, wie viele Hersteller, die  Preise für ihre Produkte ein Jahr im Voraus festlegen muss, die  Rohstoffe aber nicht für den gleichen Zeitraum zu fixen Preisen  einkaufen kann. Banken bieten diese Option über den Handel mit  Terminkontrakten an den Warenbörsen in London, New York oder Chicago.  Zudem verkaufen sie maßgeschneiderte Produkte – für die sie üppige  Gebühren kassieren.

Investmentprodukte
Neue  Strategie Auch am Ende der Wertschöpfungskette verdienen die Banken: Sie  verkaufen an Profis und private Anleger Rohstoffpapiere. Dazu zählen  Fonds, Zertifikate oder börsengehandelte Indexprodukte (ETFs) auf Gold,  Kupfer, Öl, aber auch Weizen oder Soja. Dafür kassieren die Institute  hohe Provisionen. Der Ausgabeaufschlag eines Rohstofffonds kann bis zu  zehn Prozent betragen. 2009 legten allein Investoren wie Versicherer  oder Pensionskassen 60 Milliarden Dollar in Rohstoffen an. Umfragen  zufolge dürfte die Summe dieses Jahr noch höher ausfallen. "Der Trend  nimmt seit fünf Jahren stark zu", sagt Markus Brunnermeier,  Wirtschaftsprofessor in Princeton.

 

Bis auf ThyssenKrupp kommentieren die  Dax-Industriekonzerne das Rohstoffspiel der Banken nicht öffentlich.  Doch hinter vorgehaltener Hand tritt die Wut der Konzernlenker zutage.  "Wir wollen nicht spekulieren, wir brauchen eine Kalkulationsvorlage",  sagt ein Vorstand. "Es kann nicht sein, dass die Banken in unser  Geschäftsfeld vordringen", schimpft ein anderer. Warum sie das Problem  nicht offen benennen? Aus Angst, ihre Bank werde ihnen postwendend die  Kreditlinien streichen, sagen die meisten.

Allein ThyssenKrupp-Chef Schulz ist der  Marktmissstand offenbar wichtiger. Er warnt eindringlich,  Rohstoffspekulanten würden möglicherweise "zu einer ernsthaften  Bedrohung für die gesamte Stahlbranche und die Weltwirtschaft".

ThyssenKrupp,  Salzgitter und andere kochen ihren Stahl aus Eisenerz. Mit 900  Millionen Tonnen Umsatz pro Jahr ist das einer der größten  Rohstoffmärkte. Der Zugang ist der Finanzindustrie bislang weitgehend  verschlossen geblieben. Das Geschäft wird von den drei großen  Lieferanten Rio Tinto, BHP Billiton und Vale bestimmt, die bis vor  Kurzem ihren Rohstoff im Rahmen von langfristigen Lieferverträgen an die  Hersteller weitergegeben haben.

Jetzt läuft der Verkauf über  Drei-Monats-Kontrakte, die sich stärker am weitaus höheren  Spotmarktpreis orientieren. Bis dahin war der Spotmarktpreis für die  Stahlhersteller kaum von Belang. Nur kurzfristiger Mehrbedarf wurde  darüber eingekauft. Der einst stabile Eisenerzpreis unterliegt künftig  also den gleichen Marktschwankungen wie die anderen Rohstoffe. Die  Branche erwartet aus diesem Grund Preissteigerungen von mehr als 100  Prozent.

Die Veränderungen am  Eisenerzmarkt treffen vor allem deutsche Mittelständler aus dem  produzierenden Gewerbe, die ohnehin schon unter immensem Preisdruck  durch günstige asiatische Konkurrenten stehen.

Andreas Dummer ist  Geschäftsführer des Wuppertaler Hammerherstellers Picard. Seine 70  Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro.  100.000 Hämmer verlassen jeden Monat den Betrieb. Picard setzt vom  ersten bis zum letzten Produktionsschritt auf made in Germany, auch beim  Stahleinkauf. Bis zu 45 Prozent seines Produkts hängen von Lohnkosten  ab. Der zweite große Posten sind mit 30 Prozent die Rohstoffkosten.

Verzweifelte Suche nach Auswegen

Er  sieht keine Chance, die steigenden Stahlkosten weiterzugeben. Das  Unternehmen ist klein, kann sich nicht leisten, aus dem Sortiment eines  Fachhändlers gestrichen zu werden. Ohnehin sind seine Produkte schon  sehr viel teurer als die der ausländischen Konkurrenz. "Das können wir  aufgrund der Qualitätsunterschiede rechtfertigen", sagt er. "Doch  Spielraum für weitere Preiserhöhungen gibt es nicht."

                                                                                   
 

Neue Rockefellers

 

Große Geldhäuser bauen ihr Rohstoffgeschäft immer weiter aus. Die wichtigsten Akteure

Goldman Sachs

Der Primus Die Investmentbank engagierte sich  als eines der ersten Wall-Street-Häuser im Rohstoffmarkt: Bereits 1981  übernahm sie den Gold- und Kaffeehändler J. Aron. Im Jahr 2003 kaufte  der damalige Chef Henry Paulson den Kraftwerksbetreiber Cogentrix Energy  für 2,4 Milliarden Dollar. Heute ist Goldman überall aktiv und führend  im Öl- und Goldhandel.

JP Morgan

Der Nachzügler Firmenchef Jamie Dimon nutzte die  Finanzkrise, um im vernachlässigten Rohstoffgeschäft aufzuholen. Nach  Abschluss der noch laufenden Übernahme des Händlers RBS Sempra für 1,7  Milliarden Dollar ist JP Morgan im weltweiten Öl- und Metallgeschäft  sowie im Strom- und Gashandel in Europa ein Top-Player. Bereits 2008  kaufte das Institut den Energiehandel von Bear Stearns.

Morgan Stanley

Der Transporteur Die dritte große  US-Investmentbank zahlte 2006 für die Ölreederei Heidmar sowie den  Ölspediteur und Pipelinebetreiber Transmontaigne 634 Millionen Dollar.  Auch im Energiehandel ist die Bank aktiv.

Barclays Bank

Die Unterschätzte Das britische Geldhaus zählt  weltweit zu den Top 3. 2009 übernahm es von der angeschlagenen UBS den  Handel mit Industriemetallen und Öl sowie das Gas- und Stromgeschäft in  den USA. Zudem gründete die Bank eine Ölreederei.

Deutsche Bank

Der Verfolger Der deutsche Branchenprimus bot  auch für RBS Sempra, kam aber nicht zum Zug. Das Institut stockt  personell massiv auf, besonders im Handel mit Energierohstoffen und  Industriemetallen. Ziel ist es, global ins Spitzentrio aufzurücken.  Zudem kooperiert die Bank mit dem Zuckerhändler Czarnikow.

 

Vier Minuten Autofahrt von Picard entfernt ist  der Hauptsitz von Stahlwille. 600 Mitarbeiter. 90 Millionen Umsatz pro  Jahr. Mehr als 3000 Tonnen Stahl braucht das Unternehmen jährlich, um  seine Handwerkzeuge zu produzieren. Im Vergleich zu Picard ist  Stahlwille ein Riese. Einfacher ist das Geschäft für den Hersteller  deshalb nicht. Preissteigerungen ließen sich derzeit nicht durchsetzen,  sagt Jörg Czempisz, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Vielleicht ist  im nächsten Jahr eine moderate Anpassung drin." Doch das hilft ihm  wahrscheinlich auch nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Stahlpreise  weiter steigen. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wollen alle ihre  Läger füllen."

Die Branche sucht verzweifelt nach  Auswegen. Wenn die Volatilität anhält, "müssen die Unternehmen Lösungen  innerhalb der Wertschöpfungskette finden”, sagt Andreas Möhlenkamp,  Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und  Metallverarbeitung (WSM). Soll heißen: dass die verarbeitenden  Unternehmen mit den Käufern flexible Verträge aushandeln. Dass also der  Preis, den etwa ein Autozulieferer von VW bekommt, erst bestimmt wird,  wenn der Zulieferer weiß, zu welchem Preis er seinen Stahl einkaufen  kann. "Es gibt auch wieder verstärkt Überlegungen, dass der Kunde den  Rohstoff für den Verarbeiter kauft.”

Absicherungsprodukte des  Finanzmarkts will Möhlenkamp zurzeit lieber außen vor lassen. "Die  Unternehmen wollen nicht, dass Spekulanten mitverdienen und die Preise  für die Unternehmen noch weiter steigen.”

Bundesfinanzminister  Schäuble hinterfragt grundsätzlich, "ob Banken unbedingt selbst zu  Rohstoffhändlern werden müssen und ob dies wirklich im Interesse ihrer  Kunden ist". Bundeswirtschaftsminister Brüderle sucht nach "einer  nachhaltigen Rohstoffstrategie, bei der wir Hand in Hand mit der  Wirtschaft und der Wissenschaft zusammenarbeiten".

Ein Resultat der Suche ist  der Ausbau der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in  Hannover. Bislang berät sie Regierung und Wirtschaft in  geowissenschaftlichen Fragestellungen, künftig wohl auch in solchen, die  die finanziellen Rohstoffmärkte betreffen.

Das politische Bemühen  dauerte Olaf Reichardt aber zu lange: Statt auf Maßnahmen der Politik zu  hoffen, schritt der Geschäftsführer von Fuchs & Hoffmann, einem  Hersteller von Kakaomasse, zur Tat. Er hat die Geschäftsbeziehungen zu  seiner Hausbank abgebrochen und sich ein neues Geldinstitut gesucht. Der  Grund: "Auf der einen Seite hat mir die Bank wegen der gestiegenen  Rohstoffpreise höhere Hürden bei den Krediten auferlegt", berichtet  Reichardt. "Auf der anderen Seite bot sie Fonds auf Rohstoffe zur  Geldanlage an." Dieses Doppelspiel wollte er nicht mitmachen.

http://www.capital.de/finanzen/:Rohstoff-Roulette--Wie-Investmentbanken-die-Preise-manipulieren/100031771.html

 

 

29.07.10 11:08
1

536 Postings, 5220 Tage SteG1@AL

Mal eine eher Frage zum kurzfristigen Trend:

Würdest Du aktuell die Lage auch so einschätzen, dass eine Bewegung des Geldes vom Krisenmetall Gold hin zu spekulativeren Rohstoffen z.B. Kupfer eingesetzt hat?  
Ist natürlich spekulativ und kann sich jederzeit ändern, aber ist mein Eindruck durch die Konjunkturerwartungen in Europa und Asien. USA ist momentan schwer einschätzbar, da Nachrichten bestenfalls gemischt sind, aber die Zahlen von Unternehmen (auch Frühindikatoren wie Intel, FexEx, UPS etc.) sehr gut sind. Durch die Verbesserten Konjunkturerwartungen verbunden mit "Nachlassen der Refinanzierungsproblematik" leidet Gold gerade etwas, aber z.B. Kupfer als Industriemetall profitiert...  

29.07.10 13:49
1

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingSteg - Gold

spielt mMn keine Sonderrolle (außer auf "Kult-Ebene"), sondern ist Teil der allg. Assetblase.

In einem Deflations-Szenario, mit dem Viele im Bären-Thread (mich inbegriffen) rechnen, wird die allg. Assetblase - von Aktien über Bonds bis zu Rohstofffen und Gold - quer Beet Luft ablassen. Dies gilt gerade beim "gegen Inflation schützenden" Gold, wenn sich zeigt, dass von Inflation wenig zu sehen ist.

Wie zwischenzeitlich innerhalb der allg. Assetblase umgeschichtet wird, ist zweitrangig. Im Endeffekt werden alle Assets fallen.  

30.07.10 06:31
4

536 Postings, 5220 Tage SteG1@AL

Nun, es ist halt immer von der zukünftigen Entwicklung abhängig. Ein globales Deflationsszenario halte ich persönlich aber für sehr unwahrscheinlich. Es gibt einfach praktische Gründe, warum ich es mir nicht vorstellen kann. Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien aber auch Vietnam etc. haben zwar größes Wachstum, jedoch ist dieses nur strukturell verteilt z.B. in China grob gesagt Ostküste. Alle diese Länder werden aber um soziale Unruhen zu vermeiden, einen "flächendeckenden" Aufschwung benötigen. Letztlich werden sie gezwungen sein, einen Großteil des BIP Wachstums in ihr Land zu reinvestieren. Hiervon werden wieder Japan, Deutschland etc. profitieren.
Auch in den gesättigten Volkswirtschaften in Europa und den USA kommt seit 20 Jahren das Wachstum nur noch über technologische Innovationen, die dann Konsumanreize auf der Nachfrageseite setzen. Faktisch werden und können diese nur noch "marginale" Wachstumszahlen haben, aber die Weltwirtschaft muss wachsen, um Verteilungskriege innerhalb von Ländern und zwischen Ländern zu verhindern.
Vorstellbar ist für mich nur eine Deflation bei Rohstoffen d.h. wenn technische Entwicklung und Effizienzsteigerungen dazu führen, dass bei kostantem BIP weniger Rohstoffe benötigt werden und auch der Koeffizient zwischen Weltwirtschaftswachtum/Ressourcenbedarf (z.B. Öl) idealerweise gegen Null tendiert.

Aber nun, wissen kann es keiner und nur dies ist nur meine persönliche Meinung....  

08.08.10 10:06
3

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingWie GS die Lebensmittelpreis hochtrieb

Interview: Frederick Kaufman

Als die Wall Street Menschen hungern ließ

               

05.08.2010, 17:07

                         

Interview: Hans von der Hagen

Vor zwei Jahren  stiegen die Preise für Nahrungsmittel dramatisch an - vor allem Weizen  verteuerte sich. US-Publizist Frederick Kaufman macht dafür großen  Banken verantwortlich.

                                                                               

Die Geschichte der Nahrungsmittel habe  1991 eine unheilbringende Wendung genommen - schreibt Frederick Kaufman  in der Titelgeschichte des renommierten amerikanischen Harper's Magazine.  Es sei das Jahr gewesen, in dem Goldman Sachs entschieden habe, dass  das tägliche Brot ein exzellentes Investment sein könnte. Kaufman wirft  indes nicht nur Goldman Sachs, sondern allen großen Wall-Street-Banken  vor, dass sie den Unterschied zwischen Virtualität und Realität nicht  mehr erkennen. Das sei vor allem dann gefährlich, wenn Millionen  Menschen deswegen Hungern müssten - wie es 2008 der Fall war.

                                           
                Bild vergrößern        

Frederick Kaufman, Publizist, schreibt unter anderem für das "Harper's Magazine".

                                                 

sueddeutsche.de: Herr Kaufman, Sie  sagen, dass die Wall Street Millionen Menschen Hunger leiden ließ. Warum  ist die Börse in den USA für Versorgungsprobleme in tausenden  Kilometern Entfernung verantwortlich?

Frederick Kaufman: Im  Sommer 2008 stiegen die Nahrungsmittelpreise auf breiter Front: Milch,  Brot, Fleisch - alles wurde teurer. Die Preise stiegen seit 2005 um mehr  als 80 Prozent. In gut 30 Ländern gab es Unruhen. Viele machten für die  Preisexplosion sinkende Vorräte verantwortlich. Doch mittlerweile  wissen wir, dass das nicht der Fall war. Nahrungsmittel waren im  Überfluss vorhanden. Die Welt könnte die doppelte Anzahl von Menschen  ernähren. Das Problem lag nicht in der Verfügbarkeit von  Nahrungsmitteln, sondern in den Kosten für die Nahrungsmittel. Banker  von der Wall Street und aus anderen Geldhäusern haben offensichtlich die  Preise in die Höhe getrieben.

sueddeutsche.de: Aber Banken brauchen keinen Weizen ...

Kaufman: Sie  haben künstliche Nachfrage geschaffen, indem sie es Anlegern  ermöglichten, in Rohstoffe wie Weizen zu investieren. Das funktionierte  vor allem über Indexfonds, die schon Anfang der neunziger Jahre  aufgelegt worden waren - begünstigt vor allem durch die Deregulierung  der Märkte, die noch von der Reagan-Administration angestoßen worden  war. Damals entdeckten Geldhäuser wie Goldman Sachs, dass mit  Finanzprodukten auf die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln spekuliert  werden konnte. Die Banken gingen dafür sogar zur Aufsichtsbehörde, der  Commodities Futures Trading Commission. Die sollte ihnen eine  Ausnahmegenehmigung für eine Regel geben, die schon seit 1936 galt - und  den Zugang von Finanzinvestoren zum Markt für Nahrungsmittel  limitierte.

sueddeutsche.de: Wie investieren Anleger in Rohstoffe?

Kaufman: Beispielsweise  über Futures. Das sind alte Finanzinstrumente, die Unternehmen  eigentlich gegen Preisänderungen wappnen sollen. Nahrungsmittelkonzerne  wie Nestlé oder Kraft, die viel Weizen kaufen, möchten sich Preise für  die Zukunft sichern, um besser planen zu können. Das funktioniert über  solche Futures. Doch nach und nach begannen Goldman und Banken wie JP  Morgan Chase, Deutsche Bank, AIG, Lehman Brothers und Bear Stearns mit  den Rohstoff-Indexfonds zu experimentieren. Das waren sogenannte long-only,  "Nur-kaufen"-Fonds. Das bedeutete: Sie kauften immer nur Weizen-Futures  - verkauft wurde nie. Das ist die Essenz der Geschichte.

sueddeutsche.de: Aber  die Nahrungsmittelpreise stiegen erst mehr als ein Jahrzehnt nach  Einführung dieser Instrumente derart stark an. Warum so spät, wenn sie  so problematisch waren?

Kaufman: Noch 2003 steckten nur  bescheidene Summen in diesen Indexfonds - ganze 13 Milliarden Dollar.  Doch fünf Jahre später waren es bereits 318 Milliarden Dollar. Das hat  den Nachfrageschock ausgelöst. Ein Grund dafür waren die globalen  wirtschaftlichen Probleme und die Verluste in vielen Segmenten des  Finanzmarkts - zum Beispiel im Immobilienbereich. Die Anleger flohen aus  diesen Sektoren und suchten vermeintlich sicherere Nischen für ihr  Kapital. Dazu gehörten die Rohstoffe. Deren Preise entwickeln sich oft  gegenläufig zu den Kursen an der Börse - und sie bieten einen gewissen  Schutz vor Geldentwertung, da die Rohstoffpreise mit der Inflation  steigen. Darum strömte das Kapital in den Markt für Weizen - und sorgte  dort für Chaos.

sueddeutsche.de: Der Anstieg der Nahrungsmittelpreise war Fehlern im System geschuldet?

                                                             

Kaufman: Ja, man kann nicht  Spekulanten dafür verantwortlich machen und die Banken haben auch nicht  absichtlich die Preise nach oben getrieben. Es hat nur im Vorfeld keiner  überlegt, was passieren würde, wenn derartig viel Geld in diese Fonds  fließen würde. Ich werfe Banken vor, dass sie den Unterschied zwischen  Virtualität und Realität nicht mehr wahrnehmen. Sie haben gelernt, aus  allem Geld zu machen, das ist ihr Geschäft. Nur tun sie es auch mit  Nahrungsmitteln - und vergessen dabei, dass Menschen diese zum Essen  brauchen. Banken müssen begreifen, dass ihre Produkte nicht nur  mathematische Formeln sind, sondern ihr Tun Konsequenzen in der  Wirklichkeit hat. Viele Banker sagen: Das war toll, wir hatten damals  einen großartigen Lauf. Global gesehen war es eine Tragödie.

                                     

Verhängnisvolle Rollbewegung

                                                   

sueddeutsche.de: Normalerweise  kaufen Investoren, wenn der Preis tief ist - und verkaufen, wenn der  Preis nach oben geht. Doch sie sagen: Das Geld kam nur herein. Warum?

                                           

Kaufman: An der Börse können Sie  Aktien kaufen und ein Leben lang halten. Am Rohstoffmarkt geht das  nicht. Man kann nicht Weizen kaufen und ihn über Jahre im Depot  aufbewahren. Aber die großen Investoren wollen so in Rohstoffe  investieren wie in Aktien - professionelle Anleger wie Pensionsfonds  haben ein Zeitfenster über 20 Jahre. Darum fanden die Banken einen  eleganten Weg, wie solche Investments möglich werden. Nicht, in dem sie  tatsächlich Weizen kaufen und verkaufen, sondern indem sie lediglich  versprechen, Weizen in Zukunft zu kaufen: Die Anleger kaufen dazu  einfach die Future-Kontrakte - die normalerweise eine kurze Laufzeit  haben - und tauschen sie immer wieder durch neue Kontrakte aus. So  werden die Kaufversprechen unendlich weitergerollt - ohne dass sie je  erfüllt würden.

                                                 

sueddeutsche.de: Sie greifen besonders die  Bank Goldman Sachs an, die einen für dieses Marktsegement besonders  wichtigen Rohstoffindex entwickelte. Goldman schrieb in einer  Stellungnahme zu Ihrem Artikel, dass Untersuchungen der OECD gezeigt  hätten, dass Index-Fonds die Preisblase bei Rohstoffen nicht verursacht  hätten. Täuscht sich die OECD?

Kaufman: Goldmans Antwort  auf meinen Artikel würde keinen Fakten-Check überstehen. In dem Report  wird gesagt, dass es einen "signifikanten Anstieg von Investments im  Markt für Agrarderivate aus nicht-traditionellen Quellen gab, entweder  zur Diversifizierung oder zur Spekulation ... das hat zu dem Anstieg der  Preise bei kurzlaufenden Futures geführt und ist ein zusätzlicher  Faktor bei den gegenwärtigen Preissprüngen".

sueddeutsche.de: Viele  Experten argumentieren, dass die Preisentwicklung beim Weizen zu  allererst den ungewöhnlich niedrigen Lagerbeständen geschuldet war. Ist  das verkehrt?

                                                             

Kaufman: Wenn Sie mit Händlern reden,  dass sagen die Ihnen: Es waren die Biotreibstoffe, da für ihren Anbau  die Fläche für den Weizen schrumpfte. Andere sagen, es war die  außergewöhnliche Dürre in Australien. Wieder andere behaupten, die  Überschwemmungen in Kasachstan seien Schuld gewesen. Aber: Es hat auch  schon früher schlechtes Wetter gegeben, nur hat es in der 150-jährigen  Geschichtes des Weizenmarktes noch nie Preissprünge wie die in 2008  gegeben. Da mussten schon andere Kräfte wirksam werden. Und das war das  hereinströmende Kapital in Höhe von mehreren 100 Milliarden Dollar. Es  ist gar nicht verkehrt, die niedrigen Lagerbestände anzuführen - aber es  ist nur ein Teil der Wahrheit.

                                     

Was gegen die Preissprünge hilft

                                                   

sueddeutsche.de: Ganz aktuell werden Weizen und Kakao deutlich teurer. Ist das vergleichbar mit den Ereignissen 2008?

                                                             

Kaufman: Ich denke, es ist nicht  vergleichbar. Schnell werden die bösen Spekulanten für alles  verantwortlich gemacht. Aber es gibt sie zu Recht und ich glaube, dass  sie dem Markt Liquidität zuführen. Was derzeit bei Kakao passiert, sieht  eher nach dem klassischen Versuch aus, den Markt aufzukaufen. Dahinter  steckt nichts als menschliche Gier. Mit anderen Worten: Jemand gibt  Milliarden Dollar für Kakao aus, um den Preis in die Höhe zu treiben.  Dafür gibt es aber die klassischen Verteidigungsinstrumente. 2008  stiegen zwar die Preise so, als würde jemand den Markt aufkaufen. Doch  das war nicht der Fall, sondern die Struktur der Finanzprodukte hatte  nur einen ähnlichen, wenngleich viel wuchtigeren Effekt.

sueddeutsche.de: Könnten sich die Ereignisse aus 2008 wiederholen?

Kaufman: Trotz der neuen US-Regularien und auch, wenn sich etablierte Wirtschaftsmagazine wie Bloomberg Business Week mittlerweile gegen die Rohstoff-Indexfonds wenden - die Märkte sind weiterhin gegen den Missbrauch verwundbar.

sueddeutsche.de: Was kann gegen die Preissprünge bei Nahrungsmitteln wie Weizen getan werden?

                                                             

Kaufman: Regulierung hilft nicht.  Hedgefonds-Manager können da nur lachen. Die lästern, dass in Fragen der  Regulierung die Regierung fünf Jahre hinterherhinkt. Die einzig  wirklich hilfreiche Lösung wäre eine reguläre Weizenreserve. Deren  Bestände könnten notfalls auf den Markt geworfen werden, um Anleger zu  beruhigen.

             

08.08.10 10:38
1

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingRohstoff- und Getreidepreise seit Jan. 2009

Angehängte Grafik:
screen_00107.jpg (verkleinert auf 88%) vergrößern
screen_00107.jpg

10.09.10 17:38
3

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingÖl vor "Doppel-Dip"?

 
Angehängte Grafik:
screen_00172.jpg (verkleinert auf 61%) vergrößern
screen_00172.jpg

10.09.10 17:45
1

20746 Postings, 7058 Tage pfeifenlümmelAnti, leg Dir

die 100- und 200 Tagelinie aud den Chart. Hab bei mir bislang nur halb gestankt ( Öltank ).  

10.09.10 17:48
1

10366 Postings, 5686 Tage musicus1dazu passt....USDCHF short........

28.09.10 18:29
3

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingPalladium - der Irrsinn hat Methode

Bis zum Blasen-Hoch von 2008 ist nur noch ein Katzensprung. Dann kommt der unvermeidliche Ausbruch (GS reibt sich schon die Goldfinger) und der Anstieg geht weiter, weil sonst das Geschäftsmodell der Ami-Zockerbanken ins Wanken gerät.

Oder gibt es fundamentale Gründe, warum sich Palladium von unter 200 in 2005 fast verdreifacht hat, obwohl die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit der Großen Depression steckt?  
Angehängte Grafik:
screen_00199.jpg (verkleinert auf 67%) vergrößern
screen_00199.jpg

28.09.10 18:33
1

10366 Postings, 5686 Tage musicus1palladium, gold und silber ist

eine kiste........inflationsschutz??  

28.09.10 18:48
2

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingEher Preistreiberei

der US-Zockerbanken. Inflation ist die "Pseudo-Rechtfertigung". Fakt ist: Deflation.  

05.11.10 16:53
1

29139 Postings, 8362 Tage Tony Fordund jetzt...

bekommen die US-Zockerbanken vom lieben Ben wieder jede Menge Spielgeld.
Schon geil, wie sich so eine virtuelle Welt entwickelt und die Rohstoffpreise aufgeblasen werden.

05.11.10 17:10
2

23874 Postings, 8169 Tage lehna# 387 Anti...

du solltest bedenken:
Wenn die Menschenmassen in den BRIC"s auf unseren Wohlstandslevel kommen wollen, bräuchten wir dann möglichst bald einen zweiten Planeten- zwecks Rohstoffversorgung.
Aber den gibts nicht.
Spekulanten können natürlich die Preise beschleunigen, aber Urheber des Booms nach Rohstoffen ist der Mensch...
 

05.11.10 17:15
2

3329 Postings, 5505 Tage ArmitageAch lehna, Du verstehst gar nichts...

Auch die Bevölkerungszahl wird durch die US-Zockerbanden in die Höhe getrieben (Blase!) - in Wahrheit haben wir einen Bevölkerungsrückgang!
-----------
Unbedingt ansehen:
http://www.youtube.com/watch?v=6dIOw2sffHI

06.11.10 10:20
1

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingQE2 und warum Öl in 2 Monaten um 23 % stieg

Der Chart unten zeigt die Ölpreisentwicklung seit der Ankündigung von QE2, das neues Spielgeld für die Zockerbanken verspricht. In anderen Rohstoffen wie Baumwolle, Zucker und Metallen wie Palladium gab es seit dem Sommer teils Preisverdoppelungen.

@Lehna: Die Weltbevölkerung hat sich seit Sept. 2010 NICHT um 23 % erhöht ;-)  Die Argumente, die Du vorträgst, sind die gleichen, die die Rohstoff-treibenden Hedgefonds den Medien als Pseudo-Rechtfertigung unterbreiten. Sie werden von den Medien meist unkritisch übernommen. Teils haben die Medien auch ein "Eigeninteresse" an solchen Thesen, weil sie über Anzeigen viel Geld von Rohstoff-Fonds erhalten. Gerade im Internet sind Portale auf diese Art Banderolenwerbung angewiesen.  
Angehängte Grafik:
qe2_und__l.jpg (verkleinert auf 69%) vergrößern
qe2_und__l.jpg

06.11.10 10:31
2

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingDer Chart in # 382

wurde durch QE2 "nach oben gerettet". Glückwunsch, Dr. Bernanke. Die Ölindustrie und die Zockerbanken werden Ihnen die Füße küssen.

Aber sorry, ich vergaß, dass die Fed ja nur der "institutionalisierte" Ableger von GS, JPM und Co. ist, denen die private Fed ja auch "gehört". Washington nickt nur alle paar Jahre den jeweils neuen Blasen-Koch ab.  
Angehängte Grafik:
cartoon-bubble.gif (verkleinert auf 85%) vergrößern
cartoon-bubble.gif

06.11.10 15:03
2

29139 Postings, 8362 Tage Tony Fordnächste Woche gibt´s paar aufm Arsch...

Denn die Rally bei Aktien und Rohstoffen ist rein wirtschaftspolitisch getrieben, um die Anleger in den Glauben zu wiegen, dass es nun weiter und weiter aufwärts geht und die überfällige Konsolidierung unwahrscheinlich scheint.

Im Grunde aber hat sich zu den letzten Tagen und Wochen nichts geändert und politische Börsen haben fast immer kurze Beine.

Würde mich nicht wundern, wenn diese ganze nette Rally der letzten Tage sich plötzlich ins Gegenteil verkehrt und die Märkte gnadenlos nach unten rauschen, egal ob Aktien, Rohstoffe oder EMs.

Dafür spricht jedenfalls, dass die US-Aktienmärkte ein MegaGap gerissen haben, welches geschlossen werden sollte und dafür spricht auch, dass der Anstieg nicht in der  Breite getragen wird, sondern lediglich ein paar BlueChips sowie Rohstoffe nach oben geschossen sind.

Es bieten sich daher exklusive Shortgelegenheiten, auch wenn ich einen Crash jetzt nicht ausrufen wollte.  

06.11.10 18:38
2

47 Postings, 5231 Tage K_2_@ Tony Ford

Ich weiss nicht seit wie vielen jahren du diesen blödsinn (zwanghaft) erzählst. früher hast du diesbezüglich sogar einen eigenen thread betrieben. du spielst dich hier auf und erzählst ohne nähere erklärung etwas von politischen börsen. du willst noch keinen crash "ausrufen". du liegst solange ich dich kenne immer auf der falschen seite. aber eines tages wirst du recht behalten, zumindest ein wenig.  

06.11.10 20:26

29139 Postings, 8362 Tage Tony FordJo...

Sind denn meine Argumente etwa keine nähere Erklärung?

Wiedermal viel nur Beleidigung über Beleidigung und im netten Goldthread lese ich immer höhere spektakulärere Kursziele. Und auch die Experten halten eine Blase für ausgeschlossen, wenn es um das liebe Gold geht.
Goldman Sachs und Konsorten haben ihre Ziele einmal mehr angehoben und halten nix von Goldblase oder Übertreibung.

Aber Goldman Sachs ist ja für seine Ehrlichkeit zu seinen Anlegern und in der Öffentlichkeit bekannt ;-)
Würde mich wahrlich nicht wundern, wenn Goldman Sachs sich jetzt schön die Hände reibt und in Kürze erstmal wieder fett Gewinne mitnimmt und sich darüber freut, wenn die Euphorie ausbricht.

Es ist aber immer schwer ein Ende einer Übertreibung genau vorher zu sagen, doch es wird der Tag kommen bzw. ist der Tag nicht mehr fern, an dem die Rohstoffmärkte ordentlich korrigieren und die ganzen Bullen verunsichern werden. Ich sage nur, was hoch steigt, fällt schnell auch mal wieder tief.

Ich bin und bleibe dabei, wenn die Experten und die Anleger Hurra schreien und alle Andersdenkende für Deppen halten, dann halte ich mich davon fern.
Und ich muss wirklich sagen, dass die Goldbären mittlerweile derartig hart beleidigt und "unterdrückt" werden, dass es schon krankhaft ist.
Sowas habe ich seit vielen Jahren in dem Ausmaß jedenfalls nicht mehr erlebt.

Also dann freut euch mal schön auf die explodierenden Rohstoffpreise, ich werde über all die Beleidigungen, die man mir angetan hat, dann freudig darüber schmunzeln.

Ich sage nur, Goldman Sachs, den kann man mit Sicherheit vertrauen ;-)

12.11.10 15:42
1

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingRohstoff-Rallye geht abrupt zu Ende

12.11.2010, 11:40
Sorge vor Leitzinserhöhung
Rohstoffrally geht abrupt zu Ende

Monatelang kannten die Preise von Industriemetallen nur eine Richtung: Aufwärts. Sorgen vor einer Abkühlung des chinesischen Wachstumsmotors und die europäische Schuldenkrise bereiten dem Höhenflug ein Ende.

Gerüchte über eine Leitzinserhöhung in China und die Sorge um Irland haben eine Verkaufswelle bei Rohstoffen ausgelöst. Der Preis von Kupfer-Kontrakten zur Lieferung in drei Monaten fiel am Freitagvormittag auf 8580 Dollar pro Tonne, nachdem er am Donnerstag zeitweise einen Rekord von 8966 Dollar erreicht hatte. Der Referenzpreis für Zink stürzte um 4,7 Prozent auf 2423 Dollar pro Tonne ab. Der Ölpreis gab um 2,05 Dollar auf 86,76 Dollar pro Barrel (159 Liter) nach, nachdem er noch am Donnerstag ein Zweijahreshoch erreicht hatte.

Chinesische Politiker und Vertreter der Zentralbank haben in den vergangenen Tagen wiederholt vor einer importierten Inflation gewarnt, nachdem die US-Notenbank in der vergangenen Woche eine neue Geldspritze ankündigte. Die Fed verschärft damit eine Niedrigzinspolitik, die renditehungrige Anleger seit Monaten nach Rohstoffen und nach Aktien aus Schwellenländern greifen lässt.

Hauptgrund für die plötzliche Wende ist nach Angaben von Händlern die Angst vor einem Einbruch der Nachfrage in China, dem wichtigsten Markt für Industrierohstoffe. "Es gibt Gerüchte über eine Leitzinserhöhung am Wochenende", sagte der Fondsmanager Wu Kann von der chinesischen Versicherungsgesellschaft Dazhong der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Das wäre angesichts der steigenden Inflation nicht verwunderlich." Am Donnerstag hatte das chinesische Statsitikamt bekanntgegeben, dass die Verbraucherpreise im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent gestiegen sind, so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Die chinesische Wirtschaft boomt, hinzu kommen hohe Kapitalzuflüsse aus dem Ausland - der Handelsüberschuss des Exportweltmeisters belief sich allein im Oktober auf 27,1 Mrd. Dollar. Bereits am 19. Oktober hatte die chinesische Zentralbank deswegen erstmals seit 2007 den Leitzins erhöht, und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 5,56 Prozent.

Am Mittwoch unternahm die People's Bank of China einen weiteren Schritt, um dem Markt Liquidität zu entziehen: Der Prozentsatz für die Mindestreserve, die Geschäftsbanken bei der Zentralbank anlegen müssen, wurde mit Wirkung zum 15. November um 50 Basispunkte erhöht. Für besonders große Banken wird laut Agenturberichten ein Zusatzaufschlag von weiteren 50 Basispunkten eingeführt, so dass die größten Banken künftig 18 Prozent bei der Zentralbank hinterlegen müssen.
Die Erwartung einer weiteren Zinserhöhung schickte am Freitag auch die Aktienkurse in Schanghai auf Talfahrt. Der Shanghai Composite Index sank um 5,2 Prozent auf 2985,44 Zähler, das war der stärkste Absturz seit August 2009.

Die Verkaufswelle bei Rohstoffen wurde auch durch das Wiederaufflammen der europäischen Schuldenkrise angeheizt. Die Befürchtung, dass nach Griechenland auch Irland an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten könnte, lasse Anleger aus riskanten Anlagen wie Rohstoffen flüchten, sagte Jane Foley von der Rabobank der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie rennen zum Ausgang. Die Probleme bei der Staatsverschuldung lösen Gewinnmitnahmen bei Rohstoffen und Anlagen in Schwellenländern aus." Eine Analystin der Standard Chartered Bank in Shanghai sprach von "Panikverkäufen".

Überdies drückt die Sorge um Irland den Kurs des Euro und verteuert den Dollar, die für den Rohstoffhandel maßgebliche Währung . Am Freitag fiel der Euro zeitweise auf 1.3573 Dollar, den tiefsten Stand in sechs Wochen. Der steigende Dollar-Kurs stoppte sogar den seit Wochen anhaltenden Goldrausch: Der Spot-Preis für das gelbe Edelmetall fiel am Freitag auf bis zu 1378 Dollar pro Feinunze, ein Rückgang um zwei Prozent. Wenn der Dollar steigt, schmälert das die Attraktivität von Gold als alternativer Anlage. Zudem wird das in Dollar notierte Edelmetall für Investoren außerhalb der USA teurer.

http://www.ftd.de/finanzen/...rally-geht-abrupt-zu-ende/50193807.html

 

 

14.11.10 11:34
2

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingIndizien für das Platzen der "Rohstoff-Echo-Blase"

Mit "Echo" ist eine Wiederholung des 2008-Rohstoff-Hypes "auf kleinerer Flamme" gemeint.

Die Rohstoff-Echoblase könnte jetzt mMn austoppen. Einige Argumente dafür:

http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2847#jumppos71187  
Angehängte Grafik:
sc.png (verkleinert auf 72%) vergrößern
sc.png

14.11.10 11:59
1

51986 Postings, 5902 Tage RubensrembrandtKeiner behauptet, dass die Erhöhung der Rohstoff-

preise allein nachfragebedingt ist. Entscheidend ist die Geldausweitung, die zu
einer Vermögensinflation führt, also zu höheren Preisen bei den Rohstoffen und
den Aktienwerten.  

14.11.10 12:04
1

80400 Postings, 7266 Tage Anti LemmingCommodity-Index langfristig

@Rubensrembrandt: Liquiditäts-Ausweitungen bleiben in ein Yin-Rezession (gemäß Richard Koo) mittelfristig folgenlos, da es wegen der Bilanzrezession zu einem Nachfrage-Loch nach Krediten kommt. Der einzige Ausweg sind staatliche Päppelprogramme, die die BIP-Lücken temporär schließen können. Sie führen allerdings zu ruinöser Staatsverschuldung und wirken daher nur aufschiebend (siehe Irland).

http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2847#jumppos71177

Zu Richard Koo / Bilanzrezession:

http://www.fiat-pecunia.org/finanzkrise/deflation/bilanzrezession  
Angehängte Grafik:
gsci_langfristig_-_echoblase.png (verkleinert auf 72%) vergrößern
gsci_langfristig_-_echoblase.png

14.11.10 15:58
2

51986 Postings, 5902 Tage RubensrembrandtBlase?

Vergleicht man den Preis für eine Unze Gold mit dem Preis für ein Maß Wiesn Bier
bezogen auf die Preise von 1950, so ist heute für 1 Unze Gold heute nur 20 % mehr
Bier auf den Tisch zu stellen (aus dem neuesten Rohstoffspiegel).  

Seite: 1 | ... | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 |
| 17  
   Antwort einfügen - nach oben