Die derzeitige Hausse trägt sich im Wesentlichen selbst. Käufer von Fonds-Anteilen berauschen sich an den Kursanstiegen der letzten Jahre und "rechnen sich reich", indem sie die Entwicklung unverändert in die Zukunft verlängern. Dabei werden sie von sekundierenden Fonds-"Analysten" ideologisch mit "übersteigerter Erwartung" versorgt. Natürlich wissen diese Analysten nur zu gut, dass sie "zweck-lügen", wenn sie mit überhöhten Kurszielen (wie DAX 10000) hantieren. Hauptsache aber ist, dass der Trick funktioniert.
Es ist kein Zufall, dass neue Themen-Fonds immer gerade dann besonders häufig "aufgelegt" werden, wenn das Underlying bereits eine Blase gebildet hat - zum Beispiel Telekom/Technologie um 2000 oder Rohstoff-Fonds im Frühjahr 2006. Denn die Anbieter wissen, dass es dann - und nur dann - genügend Gier-getriebene Idioten gibt, die ihnen die Anteile förmlich aus den Händen reißen.
Hätte z. B. im März 2003, beim Dax-Stand von 2200 und dem Beginn des letzten Irak-Kriegs, ein Anbieter einen Value-orientierten DAX-Fonds rausgegeben, der mit fundamentaler Unterbewertung wirbt, so hätte sich KEIN SCHWEIN dafür interessiert. Dabei war gerade damals die richtige Zeit für einen Einstieg, nicht jetzt.
Zurzeit wird die Gier durch die in der Vergangenheit gestiegenen Kurse geweckt. Damit diese Gier sich in einem Fonds- oder Aktienkauf manifestiert, bemühen sich die Analysten nach Kräften, die Lage so darzustellen, als wären wir erst am Anfang einer langen Entwicklung, während wir in Wahrheit schon nahe dem Endpunkt sind. Daher also die wider besseres Wissen ausgesprochenen Behauptungen wie "DAX 10000".
Auch Lehmans Hype der Deutschen Börse mit KZ 142 E geht in diese Richtung. Es gab NOCH NIE ein Börsen-Top, an dem Analysten NICHT mit noch weit höheren Kurszielen die letzten Lemminge geködert hätten.
Hinzu kommt, dass viele Firmenchefs, die die Analysten befragen, selber fälschlicherweise von einer Fortsetzung der jetzigen "rosigen Zustände" ausgehen. Wer einen Chef nach dem Zustand seiner Firma befragt, wird eine ähnlich subjektive Antwort erhalten, als würde er den Finanzminister eines bankrotten Staates zur Gesundheit der Staatsfinanzen befragen.
Beschönigungen ohne Ende hörte man z. B. von den Chefs der US-Heimerrichter, die im Herbst 2005 das Ende des Housing-Blase nicht wahr haben wollten, von einem "solidem Markt" faselten und sich selber in die Tasche lügten, indem sie weiter bauten, obwohl die Nachfrage bereits abflaute. Ein Quartal später wurden dann die Prognosen leicht zurückgenommen, aber sie blieben "optimistisch" - bis nach acht weiteren Prognose-Rücknahmen in Folge, 25 % Umsatzeinbruch und 10 % Haus-Preisverfall offenkundig wurde, dass da wohl doch eine Blase geplatzt ist...
Genau dies macht das Timen eines Tops so schwierig. |