News - 27.08.08 18:42 K+S plant Milliardeninvestitionen
Der Düngemittelhersteller K+S will seine Kaliproduktion in den kommenden Jahren mit massiven Investitionen ausbauen. "Wir haben das Ziel, unseren derzeitigen Marktanteil von über zehn Prozent langfristig mindestens zu halten", sagte Vorstandschef Norbert Steiner dem Handelsblatt. K+S will dabei eventuell eine Kaligrube in Ostdeutschland reaktivieren - und hat auch Expansionspläne im Ausland.
FRANKFURT. Angesichts des rasanten Marktwachstums bedeutet dies eine Ausweitung der Produktion um zwei bis drei Millionen Tonnen und ein Investitionsvolumen von deutlich mehr als zwei Mrd. Euro in den nächsten fünf bis zehn Jahren.
Der führende deutsche Rohstoffkonzern prüft dabei unter anderem die Reaktivierung eines Kalibergwerks in Roßleben an der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt, dessen Verkauf die bundeseigene Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben (GVV) ausgeschrieben hat. Für dieses Projekt werde K+S in den nächsten Wochen wohl einen Vorschlag unterbreiten, so Steiner. "Darüber hinaus verfolgen wir auch Kaliprojekte im Ausland. Wir werden uns dazu aber erst äußern, wenn die Dinge klar sind."
Roßleben ist eines von sechs ostdeutschen Kalibergwerken, die in den 90er-Jahren stillgelegt wurden. Sie galten damals als nicht konkurrenzfähig gegenüber Produzenten aus Russland und Nordamerika.
Durch den Boom in der Landwirtschaft hat sich die Situation in den vergangenen Jahren komplett gewandelt. Seit 2005 sind die Preise für Kali von 150 auf rund 900 Dollar je Tonne explodiert. Das beschert den wenigen Produzenten, darunter K+S als weltweit viertgrößter Hersteller, einen entsprechend starken Anstieg ihrer Erträge und Aktienkurse. Der Kasseler Konzern erwartet für 2008 eine Verfünffachung seines operativen Gewinns auf mehr als 1,4 Mrd. Euro und gilt mit einem Börsenwert von derzeit mehr als dreizehn Mrd. Euro als aussichtsreichster Kandidat für den Aufstieg in den Dax-30. Die Entscheidung darüber fällt am kommenden Mittwoch. Erst gestern haben Analysten von SEB ihr Kursziel weiter angehoben und verweisen auf eine ungebrochen hohe Nachfrage nach Agrarprodukten und die hohen Markteintrittsbarrieren in der Kaliumchloridgewinnung.
K+S fördert zurzeit aus seinen sechs Bergwerken jährlich 6,8 Mill. Tonnen kalihaltige Salze. Die Lagerstätte in Roßleben verfügt nach Schätzung von K+S über Reserven, die etwa 30 Jahre weit reichen könnten bei einer Förderung von jährlich einer Million Tonnen Kali. Das Projekt würde damit den Konzern seinem Ziel, die Marktposition zu verteidigen, einen wesentlichen Schritt näher bringen.
Allerdings haben nach Angaben der GVV weitere Unternehmen Interesse an dem Projekt signalisiert. Die Frist für die Einreichung der Konzepte läuft noch bis Ende September. Das Investitionsvolumen dürfte sich bei mehreren Hundert Millionen Euro bewegen. Die Kosten für die Erschließung einer völlig neuen Kali-Mine schätzen Fachleute auf gut eine Mrd. Euro pro eine Million Tonnen Jahreskapazität.
Als Kali bezeichnet man eine Mischung von Salzmineralien mit einem hohen Gehalt an Kaliumverbindungen. Das darin enthaltene Element Kalium ist neben Phosphor und Stickstoff einer der drei Hauptnährstoffe für Pflanzen und damit unverzichtbar für eine ausgewogene Düngung. Anders als Stickstoff kann es aber nicht über chemische Verfahren gewonnen werden, sondern nur im Bergbau.
Kalium- und Magnesiumsalze liefern etwa zwei Drittel der K+S-Umsätze von zuletzt 3,3 Mrd. Euro sowie den Löwenanteil der Erträge. Daneben vertreibt der Konzern aber auch Stickstoffdünger und Steinsalz. Auch in diesen Bereichen will K+S weiter expandieren. Das zum Verkauf stehende Stickstoff-Düngemittelgeschäft von Akzo werde man sich sicherlich anschauen, so Steiner. Im Salzbereich hatte sich der Konzern vor zwei Jahren bereits durch den Erwerb des chilenischen Salzherstellers SPL für knapp 400 Mill. Euro verstärkt.
Der kräftige Ertragsanstieg gibt K+S erheblichen finanziellen Spielraum für eine Expansion. So dürfte parallel zum Gewinn auch der frei verfügbare Cash-Flow im laufenden Jahr deutlich zulegen. Geplant sei es weiterhin, eine Ausschüttungsquote von 40 Prozent beizubehalten und den Cash-Flow im Übrigen in das weitere Wachstum zu reinvestieren. Auch Aktienrückkäufe seien nicht ausgeschlossen. "Wir haben nicht die Absicht, eine ,net cash company' zu werden", so Steiner.
Quelle: Handelsblatt.com |