(korrigierte Version) Die Organisatoren der Münchner Sicherheitskonferenz sagen (in # 413): "Wolle man ernste Rückschläge im globalen Machtkampf gegen Russland und China langfristig vermeiden, müsse man wenigstens einige der Länder im Globalen Süden zurückgewinnen."
A.L.: Diese Aussage ist mMn lachhaft. Der globale Süden (ex Australien und Neuseeland) war schon immer der Loser der imperialen Politik des globalen Nordens.
Wer, wie die Länder Lateinamerikas oder Indien, jahrhundertlange Erfahrung im Umgang mit der aggressiven Kolonialpolitik des globalen Nordens - speziell USA und GB - hat, verfügt über geschärfte Wachsamkeit. In diesen Ländern werden frühere Aggressionen nicht so schnell vergessen, z. B. die Aktionen der Ami-finanzierten Contras, die in Chile den gewählten Präsidenten Allende wegputschten und in Nicaragua und anderswo zahlreiche politische Morde begingen.
Diese historisch geschärfte Wahrnehmung macht es für die Bewohner des globalen Südens leicht, den jetzigen West/Ost-Konflikt - in dem sich die (ex-)imperialistischen Ländern des globalen Nordens und u. a. die BRIC-Staaten (Brasilien/Russland/Indien/China) gegenüberstehen - als moderne Spielart des uralten Nord/Süd-Konfliktes zu erkennen.
Deshalb dürften die G7-Medien auch kaum das - von den Organisatoren der Münchner Sicherheitskonferenz erhoffte bzw. erwünschte - Kunststück hinbekommen, die Länder des globalen Süden zu einer Meinungsumkehr zu bewegen. In Venezuela beispielsweise hat die Manipulation der öffentlichen Meinung schlichtweg nicht geklappt: Der von den Amis eigens aus dem Hut gezauberte neoliberale Ersatzpräsident Guaidó sah längerfristig keinen Stich gegen Maduro.
Wir haben somit kein mediales Vermittlungsproblem, sondern ein Politikproblem - genauer ein "Verteilungsproblem". Das will den Vertretern der Münchener Sicherheitskonferenz freilich nicht in den Kopf. Sie finden die aktuelle Ordnung wunderbar, gerecht und sind ihr auch ideologisch tief verbunden. Hier greift, was einst Berthold Brecht treffend schrieb: "Die herrschende Ideologie ist die Ideologie der Herrschenden."
Anders als in den Ländern des globalen Süden funktioniert in den Ländern des globalen Nordens die Medienmanipulation relativ gut. Das liegt u. a. daran, dass die Bürger Europas und Nordamerikas tendenziell zu den Profiteuren der früheren Kolonialpolitik zählen. Sie sind im globalen Vergleich recht wohlhabend (und daher auch Fluchtziel des globalen Südens). Kritik an früherer Kolonialpolitik, der historischen Quelle ihres heutigen Reichtums, fällt oft eher milde aus. Entsprechend einfach können die Nato-Medien jetzt auch im West/Ost-Konflikt die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zurechtbiegen.
In den Ländern des Nordens, speziell USA, herrscht auch immer noch ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Rassismus (zumindest hinter vorgehaltener Hand). Rassismus hatte historisch die Funktion, Bewohner des globalen Südens als "minderwertig" (angeblich "niedrige IQs", "minderwertige Rasse", neuerdings oft Andichtung genetischer Zweitklassigkeit) abzuklassifizieren. Und diese angebliche Minderwertigkeit lieferte der "Herrenklasse" des globalen Nordens dann die Rechtfertigung, die Menschen des globalen Südens zu berauben (Land und Rohstoffe) und oft sogar zu töten (Kolonisierung Nord- und Süd-Amerikas). In den Kreuzzügen wurde sogar mit religiösen Motiven gemordet.
Wegen dieser historischen Vorprägung funkioniert bei den Bewohnern des globalen Nordens auch die massenmediale Gehirnwäsche so gut. In Sachen Nord/Süd-Konflikt traditionell sowieso, in Sachen West/Ost-Konflikt dank geschickter medialer Strategien neuerdings ebenfalls. Typisch für diese stark manipulative Darstellung der G7-Massenmedien ist die primitive Verteufelung Russlands, Syriens und Libyens als "Schurkenstaaten". Deren Führer - Putin, Assad und Gadafi - wurden und werden zu "Vorzeige-Dämonen" hochstilisiert, die alternativlos "vernichtet" (man höre nur Baerbock) werden müssen. Bei Gadafi und Saddam ist das bereits physisch gelungen. Die Amis sprechen unverhohlen von der "Achse des Bösen".
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