keinen Grund, warum die Einwanderung (die ja auch heute und auch in Europa stattfindet), irgendwie beeinflussen sollte, warum eine Währung funktionieren sollte oder nicht. Bezüglich der Wirtschaftskraft der Bundesstaaten der USA: (klammern wir man Spezialfälle wie Puerto Rico aus): New Mexiko oder Arizona oder Hawaii haben sicher keine annähernd vergleichbare Wirtschaftskraft, wie etwa die Staaten im Nordosten der USA. Allgemein gibt es stark industrialisierte Gegenden in den USA, aber auch vorwiegend auf Landwirtschaft gestützte Bundesländer. Ich halte daher den Vergleich mit der EU durchaus für möglich. Dazu kommt, dass die Unterschiede in den USA vor 100 Jahren noch deutlich größer waren.
Dass es derzeit keine europäische Regierung gibt, stimmt. Die Kommission kann nicht dieselbe Stellung einnehmen, wie eine Regierung. Ich denke aber, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Politiker kapieren, dass genau eine solche Regierung notwendig ist. Das bedeutet natürlich, dass weitere Kompetenzen nach Brüssel abgegeben werden müssen und (noch wichtiger!), dass die Regierung (besser das europäische Parlament - wenigstens eine der wahrscheinlichen zwei Kammern) direkt gewählt werden muss. Ich stimme mit dir überein, dass das derzeitige Konstrukt, welches ja dem reflexartigen Festhalten an nationalen Interessen geschuldet ist, reformiert gehört und ich denke, dass wir das auch noch erleben werden :o) Die relativ langsame Entscheidungsfindung in Europa ist in Krisenzeiten sicher ein Problem, würde aber durch eine europäische Regierung zumindest abgemildert werden. Außerhalb von Krisenzeiten ist eine ruhige Hand (positiv formuliert :o) nicht immer das schlechteste.
Du möchtest also nicht von D aus regiert werden. Hm... Die Deutschen haben die Abwicklung ihrer maroden Banken um einiges besser hinbekommen, als Österreich. Die Deutschen erwirtschaften einen Haushaltsüberschuss, haben eine stark wachsende Wirtschaft und eine geringere Arbeitslosigkeit, als ÖSterreich (ich - ich weiß! Das geht auf Kosten von Hartz IV. Wobei ich sehr wohl der Meinung bin, dass Hartz IV bei allen Unzulänglichkeiten den Missbrauch von Sozialleistungen durchaus reduziert und die betroffenen zumeist stark motiviert, da rauszukommen und in einen fixen Job zu kommen - zumindest war das bei meinen von Hartz IV betroffenen Bekannten der Fall - ohnedem wären sie wohl noch Jahre auf der faulen Haut gelegen.) Vielleicht sehe ich die Situation auch deswegen etwas anders, weil ich mich als Europäer fühle und nicht dem Mantra "Alles Gute komme von den nationalen Regierungen, alles schlechte aus Brüssel" anhänge.
Dass der Euro eine neue Lira werden wird, wurde auch schon Ende der 90iger prognostiziert - damals lag der EUR-Dollar Kurs deutlich unter der Parität. Dann ging es eine Weile ruhiger mit der Wirtschaft aufwärts und siehe da - der Wert des Euros stieg - im Gegensatz zur Lira, die immer nur eine Richtung kannte. Schwankungen an sich halte ich für durchaus sinnvoll. Allerdings stimme ich mit dir überein: eine permanente Abwertung wälzt die Lasten nur auf die Schultern der Bürger. Nur sehe ich eine solche permanente Abwertung nicht wirklich.
Das Beispiel Inflation ist ein sehr schönes Beispiel für das Vergessen der Leute. 1. Die Inflation in Österreich wird einerseits (hauptsächlich) durch Player aus Österreich (Mieten, Strom, Nahrung) getrieben - den gleichen Firmen wird in Deutschland viel stärker auf die Finger geklopft und es gibt einiges mehr an Wettbewerb, so dass die Preise deutlich unter denen in Österreich liegen. Hast du Zahlen, wer von den Mietpreiserhöhungen in Wien vorzugsweise profitiert? 2. Ein zweiter wichtiger Teil, der zur Inflation beiträgt, sind hauptsächlich ausländisch bedingt, z.B. die Treibstoffkosten - auch hier gibt es aber bekanntlich einen Österreich-Aufschlag und dass die Regierung immer wieder die Steuern still und leise erhöht, ist auch kein Geheimnis. 3. Und das ist das beste: Man schaue sich doch einfach einmal die historische Inflation in Österreich an (ich hab mir mal die Mühe gemacht und hier zusammengefasst:
1970 4,37% 1971 4,70% 1972 6,35% 1973 7,54% 1974 9,52% 1975 8,46% 1976 7,32% 1977 5,51% 1978 3,58% 1979 3,71% 1980 6,32% 1981 6,81% 1982 5,44% 1983 3,34% 1984 5,67% 1985 3,19% 1986 1,71% 1987 1,40% 1988 1,92% 1989 2,57% 1990 3,26% 1991 3,34% 1992 4,02% 1993 3,63% 1994 2,95% 1995 2,24% 1996 1,86% 1997 1,31% 1998 0,92% 1999 0,57% 2000 2,34% 2001 2,65% 2002 1,81% 2003 1,36% 2004 2,06% 2005 2,30% 2006 1,44% 2007 2,17% 2008 3,22% 2009 0,51% 2010 1,81% 2011 3,29% 2012 2,49% 2013 2,00% 2014 1,61% § Quelle: http://de.inflation.eu/inflationsraten/osterreich/...-osterreich.aspx
Das bedeutet, dass vor der Einführung des Euro als Buchgeld (1.1.1999) im Schnitt eine Inflation von 4,24% vorlag, danach nur noch im Schnitt 1,98%. Vor dem Beitritt Österreichs zur EU (1.1.1995) war die Inflation im Schnitt 4,67% hoch, danach im Schnitt 1,90%
Die immer wieder ventilierte Behauptung, dass die Inflation in Österreich durch den Euro oder die EU angekurbelt wurde, gehört somit ins Reich der Legenden, deren sich vorzugsweise rechte Politiker in Österreich bedienen (soweit ich mitbekomme, fast ausschließlich die FPÖ).
Und zu guter letzt noch die Frage: Wieso führst du Mietpreise an, wenn über Sinnhaftigkeit oder nicht des Euros diskutiert wird?
Woher kommt die Zahl von 50 Mrd EUR pro Tag? Gibt es da nachprüfbare, belastbare Quellen, die vielleicht auch die Umsätze angeben? Meine Quellen zeigen immer nur den Kurs an, nie aber die Umsätze, leider. |