dass man wenigstens in Foren, wo es um wirtschaftliche Fragen geht, den FPÖ-Scheiss nicht hören muss...
Die heutigen Entwicklungen zeigen, dass sich offenbar die EU nicht beliebig vorführen lässt. Auch wenn schon versucht wurde, den schwarzen Peter in deren Richtung zu schieben, so ist das heutige Handeln wenigstens halbwegs konsequent.
Was die Ursachen für die griechische Krise angeht: es stimmt sicher, dass deutsche Firmen von dem Handeln Griechenlands profitiert haben - und das nicht zu knapp, keine Frage. Dass dadurch in D jeder einen Benz fährt, kann ich nicht wirklich bestätigen. Eher scheint es in der jüngeren Vergangenheit so gewesen zu sein, dass sich viele Leute nicht mal mehr einen Opel leisten können...
In dem gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang muss man der EU sicher auch vorwerfen, dass sie zu lange weggeschaut hat in Griechenland...
Die andere Seite ist aber sehr wohl in Griechenland zu suchen. Zum einen wurden die Rüstungsaufträge von den griechischen Regierungen in Auftrag gegeben. Und die wurden ja irgendwie vom Volk gewählt. Griechenland ist eines der Länder mit dem höchsten BIP-Rüstungsausgaben-Anteil. Das gibt einem ziemlich zu denken.
Zum anderen ist der soziale Betrug in Griechenland derart ausgeprägt, dass einem schlecht werden kann, wie ja in diesem Jahr die Steuerausfälle klar zeigen: unsichere Zeiten? Dann zahlen wir mal vorsorglich keine Steuern... Oder dass die Grundstücke immer noch nicht sauber gewidmet sind - das eröffnet Grundstückspekulanten Tür und Tor. Oder dass jahrelang für bereits verstorbene Personen Pensionen ausbezahlt wurden - übrigens ein nicht zu vernachlässigender Faktor für die "hohe Lebenserwartung" in Griechenland.
Hinzu kommt, dass viele Griechen durchaus gut davon gelebt haben, dass der Staat über seine Verhältnisse wirtschaftete. Oder wie kann man sonst erklären, dass knapp 25% der Bevölkerung verbeamtet waren? Das sagt der logische Menschenverstand, dass das nicht auf Dauer funktionieren kann.
In Summe genügt es eben nicht, wenn man Solidarität von den anderen einfordert, ohne selbst bereit zu sein, zu geben. Das wäre auch extrem unfair (und unsolidarisch) gegenüber jenen Staaten, die wirkliche Einschnitte und Reformen unternommen haben - davon viele auch sehr schmerzhafte. Die würden sich ja total verarscht vorkommen, wenn Griechenland nun alles ohne Reformen nachgeworfen bekommt...
Das Dilemma ist nun - und das sieht man ja auch an vielen Reaktionen: die Hauptverlierer sind mal wieder breite Bevölkerungsteile, derweil jene, die in besonderem Maße um sich gegriffen haben, ihr Schäfchen schon längst ins Trockene gebracht haben - vorzugsweise ins Ausland...
Und dann bekommen/wählen sie auch noch so eine Regierung (ich bin der Meinung, dass nicht einmal das verdorbenste Volk, einen solchen Haufen ideologisch verrannter Dilettanten verdient hat). Irgendwie scheint es konsequent zu sein, dass Griechenland fallen gelassen wird und nun wohl um gut 100 Jahre zurückgeworfen wird. Ich schließe nach dem heutigen Tag nicht mal mehr aus, dass es wieder einen Militärputsch in dem Land geben könnte...
Die Frage ist nun aber: was bedeutet der Grexit für den Euro. Ist es eher der viel beschworene Sündenfall? Oder wird der Euroraum durch diese Entwicklung eher bereinigt und dadurch gestärkt? Ich neige derzeit eher zu letztere Ansicht. |