Wirklich wissenswert.
Manni, langsam weiß ich nicht mehr, was ich dazu noch sagen soll. Mit der NPD hast Du nicht nur die Slogans und die Richtung gemein, sondern vor allem die Verallgemeinerung. "Die Ausländer", "die Migranten". Schon aus dem Threadtirel geht hervor, dass man differenzieren muss, ebenso wie bei unseren "Biodeutschen" (dieser Begriff hat mir gefallen, da wissen wir, was gemeint ist).
Wo bitte schön hätte ich gesagt, dass keine armen und bildungsfernen Gastarbeiter angeworben worden wären, damals vor 50 Jahren? Das ist keine rhetorische Frage, lieber Manni. Man hat ihnen in den Mund geguckt und nicht in den Kopf. Es ging ihnen schlecht in ihrer Heimat, deswegen haben sie sie verlassen und ihr Geld soweit wie möglich, an ihre Familien in der Türkei geschickt.
Zu der Zeit gab es schon einige wenige Geschäftsleute und Studenten. Als sich die politische Situation in der Türkei verschlechterte, kamen diejenigen, die dagegen gearbeitet hatten und dort ihres Lebens nicht mehr sicher waren. Darunter Akademiker,Lehrer, Schriftsteller, Theatermacher. Die geistige Elite des Landes - diejenigen, die dem Regime gefährlich werden konnten. Etwas hatten sie gemein - sie haben in den seltensten Fällen von Transferleistungen gelebt, sondern selbst gearbeitet und ihre Steuern gezahlt.
Ich habe geschildert, dass ich zuerst mit dem zweiten Teil der Einwanderer zu tun hatte. Von ihnen habe ich einen Einblick in die Sprache, die Kultur, die Literatur bekommen. Natürlich war das eine Bereicherung.
Der Threadtitel sagt Dir doch schon - genauso wenig wie Du Dein Kind in eine von Bildungsfernen dominierte Schule schicken möchtest, wollten sie das. Ihre Kinder, sofern sie in Deutschland geblieben sind, haben natürlich perfekt Deutsch gelernt. Das waren natürlich nicht nur die Türken. Meine russische Putzfrau hat sehr darauf geachtet, dass ihre Kinder nicht in eine russisch dominierte Umgebung kamen. Das betraf den Wohnort genauso wie die Schule. Deutsche im Ausland haben sich überwiegend anders verhalten. Es gibt fast überall deutsche Schulen, solange sie noch finanzierbar sind. Die deutschen Kinder wurden dorthin geschickt, auch dann, als es gute Schulen im Gastland gab.
Später hatte ich mit den Gastarbeitern zu tun. Ich war in den Familien und habe dort viel Freundlichkeit und Menschlichkeit erlebt. Und vor allem Hilfsbereitschaft. Das wußten auch die Deutschen im Umfeld. Wenn sie Hilfe gebraucht haben, sind sie zunächst zu diesen Mitbürgern gegangen.
Das Positive scheint längst den Bach hinuntergegangen zu sein. Viele haben sich unter den Fahnen ihrer Religion zusammengerottet, um sich in der nunmehr feindlichen Umgebung zu behaupten.
Trotzdem gibt es die in dem Zeitungsausschnitt oben beschriebene Bevölkerungsschicht, deren Eltern und Großeltern arme Gastarbeiter waren, die selbst aber inzwischen oben angekommen waren. Anwälte, Ärzte, Kaufleute, Krankenschwestern, Politiker, Journalisten usw. Die meisten längst mit deutscher Staatsangehörigkeit. Inzwischen wollen und gehen die meisten zurück ins Land ihrer Väter. Warum das so ist, muss nicht nochmal beschrieben werden.
"und nun mußte nur noch erklären, warum dieses Problem ausschließlich Türken betrifft.
Diese Probleme ... gibt es die bei Indern, Chinesen, Schweden, Amerikanern, Japanern.... etc etc etc.... Franzosen...., Dänen.....Niederländern....?????"
Was soll das, Manni? Wer hat gesagt, dass es Probleme gibt, die nur die Türken betreffen ? Was die europäischen und m.E. amerikanischen Einwanderer betrifft, so haben wir noch mehr ein Einheimischen - als ein Ausländerproblem. Das wiederum betrifft oder betraf zum größten Teil den deutschen Osten, der keine Ausländer gewöhnt war, prinzipiell etwas Schlechtes darunter verstand und umgehend eine Neid- und Hasskultur entwickelte. In gewisser Weise sind jetzt viele ehemalige Ostler jetzt ebenfalls "Migranten", je mehr die Landbevölkerung auswandert, in den Westen oder ins Ausland, wo sie bessere Chancen hat.
Meinst Du vielleicht, die Probleme, die sich aus der schulischen Situation ergeben, dargestellt in zwei kurzen Videos in diesem Thread, beziehen sich nur auf Türken? Was für ein Unfug. Inzwischen sind alle diskriminierten Bevölkerungsgruppen betroffen. Zum Beispiel die deutschen Aussiedler aus dem Osten, die früher als gut ausgebildet, arbeitsam und fleißig bekannt waren, fallen inzwischen auch durch die Maschen, weil sie niemand wirklich haben will. Viele Jugendliche versagen und werden kriminell.
Wir brauchen aber gar nicht die "Ausländer" zu betrachten. Die deutschen Kinder stehen immer noch ganz vorn, was die Problematik betrifft. Kaputte, bildungsferne Familien, geschult höchstens durch die ihnen auf den Leib geschriebenen Fernsehserien, gezeichnet durch Perspektivelosigkeit, Drogenmißbrauch, Gewalttätigkeit. Lest doch mal die Bücher von Pastor Siggelkow, der in Hellersdorf, einem Ostbezirk, in dem es kaum Ausländer gibt, seine erste Arche begründet hat. Sag nicht, Manni, dass ich nicht immer wieder darauf hingewiesen habe.
Die "Ausländer", insbesondere diejenigen, die längst deutsche Staatsangehörigkeit haben, einen Beruf ausüben und ihre Steuern hier zahlen, sind nicht Deine Gäste, Manni. Sowas zu sagen, ist ziemlich unverschämt.
Genauso wie die Behauptung, der oben erwähnte Mann aus Rumänien hätte "nie in seinem Leben gearbeitet". Im Gerichtsurteil steht, dass er eine Auisbildung zum Schlosser gemacht hat und als Taxifahrer gearbeitet hat. Außerdem hat er als Hilfskraft Schwerstarbeit verrichtet, wo immer er konnte.
Wir haben lange genug auf Kosten anderer Länder gelebt und tun das immernoch, wie ich zuvor schon beschrieben habe. Jetzt sind wir an der Reihe, einmal etwas für andere zu tun.
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