Ich verstehe nicht, wieso es unbedingt einen Ankerinvestor braucht. Kurse gehen damit ebenso rauf, wie runter. Oft genug schon erlebt, auch bei anderen Aktien, dass mal ein ordentlicher Verkaufsdruck auf Aktien lastete, weil ein Großaktionär seinen Bestand verringerte oder ganz aufgab. Es brächte nur kurzfristig was. Signalwirkungen haben eine kurze Halbwertszeit. Ob bei Austieg oder Einsteig, egal.
Hier wird immer viel davon geredet, was dem Kurs möglicherweise guttäte und was ihm schaden könnte/würde. Ich finde solche Gedanken völlig zweitrangig. Fehlt nur noch, dass jemand meint, ein ARP müsste her. Das ist auch so ein völlig überbewertetes Werkzeug der Kurspflege...
Richtige Ankerinvestoren gibt es heutzutage doch auch so gut wie gar keine mehr. Entweder gibt es die richtig großen Fonds, meistens Staatsfonds, die so viel Geld haben, dass sie überall und auch überall vglw. groß einsteigen. Gleiches gilt für Blackrock und ähnliche. Dann gibt es noch die Gründer oder die familiären Nachkommen, die massivst und langfristig Aktienanteile halten. Siehe Hermle, Takkt, Edding, Porsche/Pieäch, VW (das Land Niedersachsen), Secunet (da das Mutterunternehmen, keine Familie), etc. pp. Da Evotec keinen solchen "Familienhintergrund" besitzt, gibt es das hier nicht. Und wenn Blackrock hier richtig groß drin wäre, wäre das für mich mit keiner nachhaltigen Signalwirkung verbunden.
Stattdessen agiere ich wie folgt, und möchte damit auf das Thema "Bewertung und Kurshöhe/-verlauf" kommen: Allen sei ein höherer Aktienkurs gegönnt. Ich selbst würde mich allerdings davor scheuen, eine Ziffer zu nennen, da dies automatisch wegen des Ankereffekts für Frustration sorgen könnte, wenn diese Zielmarke nicht erreicht würde. Egal, ob man nun 10 Euro oder 100 Euro nehme. Da die Aktienkursverläufe auch zu sehr von Faktoren, die außerhalb des Einflussbereichs eines Unternehmens liegen, getriggert werden, gebe ich mir gar nicht erst die Mühe Kursziele zu errechnen. Egal welche Berechnungsmethode, es sind nur Modelle, und ich bin zu faul, die dem Modell zugrunde liegenden Annahmen (Diskontierungszinssatz, CAGR, Gewinnmargen, etc.) ständig zu aktualisieren.
Ich schaue mir einfach an, wie es um das Unternehmen als Solches steht und male mir ein Zukunftsbild aus. Dies enthält keine konkreten Zahlen.
Und bei Evotec sehe ich ein Bild mit all den Aspekten, derentwegen z.B. die zuvor erwähnte Sartorius so hoch bewertet wurde/wird. Evotec wird eine stark verbesserte Gewinnmarge haben, weil quasi ohne, bzw. sehr wenig Aufwand, Erlöse erzielt werden. A) durch auf den Markt kommende Medikamente, ohne die nötigen Produktions- und Vermarktungskosten zu haben, b) durch SaaS-Erlöse,und c) durch kontinuierliche Meilensteinzahlungen. Anders gesagt: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass alle in der Pipeline befindlichen Forschungsvorhaben nicht die Marktreife erreichen. Es mag noch einige Failure geben, aber schon allein zwei zugelassene Medikamente sorgen für ordentliche Einnahmen, die die anderen Kosten kompensieren. Zumal ja kein Medikament in der Pipeline komplett allein von Evotec finanziert wurde, so dass entweder nie oder nur ein „kleiner“ Verlust entstehen würde bei Failure. Ich erachte es auch für unwahrscheinlich, dass es keine Nutzer mehr geben wird für all die verschiedenen Plattformen und Datenbanken, die Evotec zuletzt launchte. Das benötigte nun viel an Kapital zum Aufbau, aber dieser finanzielle Aufwand endet dann auch zeitnah. Und dann bekommt man ordentliche Einnahmen (recurring revenues) durch die Nutzer, ohne das Evotec viel an Kosten hätte. Unwahrscheinlich auch, dass niemand mehr mit Evotec neue Forschungsprojekte beginnen möchte. Hier wird der Strom an Meilensteinzahlungen auch nicht aufhören.
Vermutlich sogar wird das alles sogar nochmals mehr skalieren, da Evotec durch die ganzen Projekte und Datenbanken so viel Wissen und Werkzeug aufbaut und erhält, dass sich kaum ein Unternehmen leisten kann, nicht mit Evotec zu kooperieren. So, wie Sartorius mit ihrem Labormaterial (vereinfacht gesagt) hochmargige Werkzeuge anbietet, wird Evotec dies analog durch seine Plattformen machen. Und es wird wie die Porsche Holding eine Kapitalsammelstelle durch den Zufluss an Umsatzprovisionen an verkauften Medikamenten (aka Autos). Drittens, wird es wie ein Beratungshaus Umsätze genieren durch die Mitarbeit an Forschungsprojekten. Nur halt nicht mit einem Stundensatz, sondern mit Meilensteinzahlungen.
Das ist das, was ich sehe. Wann das Bild vollendet sein wird, mag ich nicht einschätzen. Und ob das Bild dann einen Kurs von 40, 70, 100, 1000 Euro rechtfertigt, weiß ich auch nicht. Ob dieses Bild mit 40 Euro schon vorweggenommen wurde, oder selbst bei 1.000 Euro noch nicht fertig gemalt ist, kann ich ebensowenig sagen.
Ich vermute nur, dass dieses Bild noch keine Realität ist und dadurch noch Kurspotential insich und nach sich trägt. und damit ein Invest aus meinen Ersparnissen rechtfertigt. Dieses Geld benötige ich auch nicht, so dass nciht schon verkaufen muss, wenn das Bild z.B. erst zur Hälfte fertig ist. Und sollte das Bild nicht so kommen, wie gedacht, ist der eingesetzte Betrag wiederum nichts, weswegen mein Leben ruiniert wäre.
Von daher: easy peasy, immer locker bleiben |