Ist immer dasselbe: Rauscht der Kurs in den Keller wird von "absichtlich kaputt donnern", "übernahmereif geschossen", "Zockerpapier" usw. gesprochen. Wer hier wirklich ein Aktionär ist, weiß, dass Evotec sicher nicht von einem Pharmaunternehmen übernommen werden würde, da Evotec mit vielen anderen Pharmafirmen verpartnert und in gegenseitiger Abhängigkeit steht. Wenn, dann käme ein riesiger Private Equity-Fonds in Frage. Doch auch das passt aktuell wenig, da PEs einen klaren Zeithorizont bis zum Exit haben (5 Jahre, selten mehr) und vor allem günstig einsteigen wollen. Und dafür ist hier die Marketcap noch zu hoch und ein Sanierungsfall wird Evotec ebenfalls nicht. Mir wäre auch kein PE als strategischer Investor bekannt, der so gut wäre, dass er besser als Evotec selbst ein Upside bewirken könne.
Der aktuelle Kurs ist halt ordentlich abgeschmiert, was nach der Hausse von Pharmafirmen (nicht erst seit Corona) auch mal nötig war. Eine Evotec von heute mit 17 Euro finde ich nochmals besser als eine Evotec von vor 5 Jahren bei 12 Euro, da sich bei Evotec fundamental viel tat. Man hat neue Geschäftsbereiche gestartet, ohne dass es sonderlich zu Lasten von Bestandsprojekten, Bestandsgeschäftseinheiten und vor allem nicht zu Lasten der Finanzzahlen ging.
Einer Evotec gibt man Zeit, damit aus jeder der gepflanzten Blumen in x Jahren ein pralle Blumenwiese wird. Man bringt die Zeit mit, oder eben nicht.
Wer hier groß herumlamentiert, der tut das zu einem gewissen Grad sicherlich berechtigt. Aber zum Großteil unberechtigt, denn, wer bei 40 Euro meinte, es ginge noch locker rauf auf 60 und mehr Euros, muss mir beantworten, weswegen? Was rechtfertigte vor 6, 12, 18 Monaten fundamental mehr als 40 Euro? Wer sich über heftige Kursschwankungen aufregt, aber nicht weiß, wann es zu verkaufen lohnt, darf sich über die der Börse innewohnenden Volatilität nicht aufregen. Entweder man will mehr als 40 Euro, dann muss man aber auch die dafür nötige Zeit und den Schwung (bzw. das Schwung holen) akzeptieren. Oder halt die Schaukel verlassen.
Ich sehe einfach, dass es Evotec in den letzten Jahre schaffte, immer mehr Angeln in den Teich zu werfen. Und man wird dann schon etwas gutes erwischen. Entweder einen richtig dicken Fisch, oder erstmal weiterhin kleinere Fische (davon aber immer mehr), oder erstmal nur die Gewissheit, dass man wenigstens nicht von einem Fisch abhängig bzw. von einer Angel abhängig ist. Und der Teich (der Pharmamarkt) ist auch nicht trockengelegt. Ich höre ja noch nicht mal, dass es andere Mitangler gibt. Oder habt Ihr etwas davon gehört, dass Pharmakonzern x und Pharmakonzern Y bei Wirkstoff AA und BB weiter sind? Gibt es momentan Firmen, die in gewissen Bereichen, in denen Evotec forscht, Datenbanken aufbaut, etc., weiter ist? Kürzlich Patente anmeldete, Medikamente auf den Markt brachte, sonstige Durchbrüche erzielte?
Ja, Evotec ist weder einer erneuten Shortattacke ausgesetzt, noch krasser abgestürzt als andere Werte und Märkte, und hat mit Bayer und Oetker auch bekannte Gründe, die für den Abschwung mitsorgten. Hier sind also keine fremden Kräfte am Werk, hier schmiert man auch nicht mehr ab, als der Gesamtmarkt, und hier gibt es auch keine unbekannte Gründe, von denen Insider angeblich mehr wüssten.
Argwohn ist hier meiner Meinung nach fehl am Platz, ebenso Übernahmefantasien, Missmut und Vertrauensverlust in den Vorstand und Wut über den Kursrückgang.
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