Die Stimmsituation ist relativ klar und bietet nur zwei Alternativen: 1. das Modell Rot/Grün + Tolerierung oder 2. Grosse Koalition Wenn der oder die Abgeordnete also eine Chance auf Regierungsbeiteiligung haben will, muss er im Falle, dass er/sie in der SPD ist, entweder Variante 1 oder 2 anstreben, ansonsten gibt es als einzige Möglichkeit Neuwahlen mit der Chance, nicht beteiligt zu werden. Da er/sie Variante 1 offenbar nicht will, muss er Carstensen wählen, denn der hat im Vorfeld eine Grosse Koalition angekündigt (geht auch nicht anders, da SSW und CDU zuweit auseinander liegen - und wer will sich schon auf Kubicki verlassen müssen...). Für den Fall, dass er/sie bei den Grünen ist, gibt es eigentlich keine Alternative zu Variante 1, es sei denn, eine Grosse Koalition soll dazu dienen, nach einer Legislaturperiode an Stimmen zu gewinnen (was kleinen Parteien in der Regel gelingt). Aber auch dann muss er/sie Carstensen wählen. Was soll also eine Enthaltung bezwecken? Strategie zum Austausch von Simonis gegen einen anderen SPD-Kandidaten? So etwas geht anders, zumal dieser Kandidat sein Amt nach dieser Aktion unter extrem erschwerten Bedingungen antreten muss. Politisch-taktisch eher Anfängerniveau. Oder doch ein Denkzettel eines Simonis-Gegners in der SPD? Ich tippe am ehesten auf diese Möglichkeit. Allerdings ein Armutszeugnis für jemanden, der offenbar wenig politisches Verständnis hat, seine Meinung nicht anders durchsetzen kann und nicht nur der eigenen Partei schadet. Die Mentalität eines Heckenschützen. "Erzwingung" von Neuwahlen? Bei aller Liebe: sollen jetzt die Bürger so lange wählen, bis es passt? Weil die Abgeordneten es nicht schaffen, einen MP zu wählen? Nee, nee, das Wählervotum ist bereits da und muss umgesetzt werden. Für mich heisst der Wählerwille seit dem Wahlabend Grosse Koalition. Mit der Tolerierungs-Option habe ich mich nicht so recht anfreunden können, weil die Probleme des Landes für so eine knappe Geschichte ohne Koalitionsvertrag zu schwerwiegend sind. Deswegen habe ich mich dazu hier auch eher zurückgehalten. Die "Wählerschaft" ist sich offenbar mehr als die Politikerkaste bewusst, dass die Zeit für eine gemeinsame Anstrengung aller politischen Richtungen gekommen bzw. mittlerweile überfällig ist. Darum kommen auch die Blockade-Aktionen der Union, die nur dem Zweck dienen, auf Kosten der Lösung von Problemen vermeintlich die eigenen Wahlchancen zu verbessern, nicht so gut an, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Das zeigen die Umfragen m. E. eindeutig. Merkel als machtbewusste (aber nicht mehrheitsfähige) Politikerin scheint das langsam zu realisieren: siehe "Gipfel"-Angebot. Absoluter Neuling Schildkröten sind keine Kreisel. [Bart Simpson] |