Ich war bei der HV anwesend und möchte darüber aus meiner Sicht berichten.
Wieder einmal kam klar heraus, dass AT&S ein grundsolides seriös kommunizierendes sich immer weiter in den High Tech - Bereich entwickelndes Unternehmen ist.
Börsennotitz:
Ein Wechsel des Börsenplatzes ist nach wie vor Gegenstand von Überlegungen, wenngleich aber bei einer Untersuchung im Vorjahr herauskam, dass ein anderer Börsenplatz keine bessere Kursentwicklung gebracht hätte. Meine Anmerkung: Ich sehe das anders. Mir ist auch nicht klar, wie man das untersuchen kann. Das Thema ist jedenfalls noch nicht abgeschlossen. Angedacht ist am ehesten ein Platz in Asien. Frankfurt ist eher unwahrscheinlich. Der ATX hat für das Unternehmen keine besondere Bedeutung. Nachsatz von Herrn Gerstenmayer: "Mir ist die Unternehmensentwicklung wichtiger, der Rest (Kursentwicklung) kommt dann von selbst. Ein Doppellisting ist nicht praktikabel. Einerseits würde Liquidität von Wien abwandern, andererseits müsste man das Zweitlisting wohl mit einer KE kombinieren um beim zweiten Börsenplatz die erforderliche mediale Aufmerksamkeit zu erhalten.
Aktienrückkauf: Genehmigt ist der Rückkauf von bis zu 10% eigener Aktien. Tatsächlich zurückgekauft hat man bis einschließlich 06.Juli 2016 keine einzige Aktie. Man steht einem Rückkauf auch für die Zukunft negativ gegenüber. Herr Gerstenmayer hat da offenbar Grundprinzipien , die für ihn gegen einen Rückkauf sprechen. Er sprach konkret an, dass man sicher nicht "auf Schulden Aktien kaufen" würde. Es kam da wieder die grundsolide finanzielle Gebarung zum Vorschein.
Mit dieser Einstellung wird einem wieder bewusst, dass AT&S zwar ein börsennotiertes Unternehmen ist und sich auch hin und wieder der Börse bedient um Eigenkapital aufzunehmen, aber ansonsten eher eine konservative Grundhaltung hat. Es gibt beispielsweise auch kein Stock Option Programm. Mit einem solchen Programm würde auch ein Anreiz für die Unternehmensführung vorhanden sein, den Aktienkurs zu steigern. Andererseits kann man AT&S in Bezug auf Investors Relation sicher keinen Vorwurf machen. Da tut man sicher sehr viel. Ich persönlich sehe es aber auch wie Katjuscha. Mit einem steigenden Aktienkurs und damit gestiegenen Unternehmenswert könnte man sich bei zukünftigen Kapitalerhöhungen vergleichsweise mehr Eigenkapital holen. Mehr Eigenkapital bedeutet eine solidere finanzielle Basis.
Linie 2:
Der RampUp für Linie 2 ist in den letzten Tagen erfolgt. Laut Herrn Gerstenmayer 3 Monate früher als geplant. Dieser Umstand, dass hier früher gestartet wurde als geplant, zeigt auch wieder die seriöse Berichterstattung. Man verspricht nichts, was man später nicht halten kann. Gleich verhält es sich mit den Zahlen. Die Zahlen wurden zuletzt ja immer übertroffen.
Bewertung:
Die wichtigsten Fragen sind wohl die Fragen der Bewertung des Unternehmens, vor allem im Hinblick auf Chongqing. Bei der Vorstellung von Chongqing kam eigentlich nicht viel Neues.
Herauszustreichen wäre aber folgendes:
Die Umsatzmilliarde wird im GJ 2017/18 erwartet.
Der ROCE wird im GJ 2019/20 wieder auf 12% erwartet.
Die EBITDA - Marge von 18-20 % für das laufende Geschäftsjahr wurde bestätigt. Laut Herrn Gerstenmayer erwartet man die EBITDA - Marge mittelfristig in diesem Bereich. Mittelfristig heißt für ihn 2-3 Jahre, also für die Zeit, wo das neue Werk hochgefahren wird, bis alle 4 Linien in Betrieb sind. Danach sind auch wieder höhere Margen zu erwarten.
Herr Gerstenmayer wurde auch mit dem Vorwurf konfrontiert, zu wenig über die Erwartungen an Chongqing zu berichten. Er sagte dazu, dass es keinen Sinn mache, genaueres bekannt zu geben.Die Unsicherheiten seien einfach zu groß. Mit den Zahlen zum erwarteten Umsatz pro Linie (siehe den Bericht vom CC von hzenger) im Zusammenhang mit der EBITDA-Marge könne man sich ohnehin den CashFlow selbst ausrechnen.
Zu den Investitionen/Abschreibungen gab es nichts Neues. Der Maintenance Capex für das Altgeschäft soll 40 Mio betragen. Das heißt aber nicht, dass man nicht weitere Erweiterungen/Verbesserungen im Altgeschäft durchführen wird, die dann Zusatzmittel erfordern würden.
Zum Höhepunkt der Investitionsphase wird der Faktor Nettoverschuldung/EBITDA auf 3,5 ansteigen.
Die Ausgaben für F&E haben im vergangenen Jahr - bedingt durch Chongqing - 96 Mio betragen. Die F&E Quote wird sich zukünftig aber wieder auf 5-7% des Umsatzes einpendeln, was bei einem Umsatz von 1 Mrd 50 - 70 Mio wären. Man sieht an diesem Beispiel, dass Chonqing auf mehreren Ebenen Kosten verursacht. Wenn diese wegfallen, erhöht sich auch dementsprechend der Gewinn.
Spielt man jetzt diese neu gewonnenen Erkenntnisse in die Berechnungen für das nächste GJ ein, so ergibt sich folgendes:
2017/18
Umsatz: 1 Mrd EBITDA: 190 Mio bei einer EBITDA-Marge von 19% Abschreibungen: 150 Mio EBIT: 40 Mio Gewinn: 20 Mio EPS: 0,52 KGV (Kurs: 11 Euro): 20
Es sieht derzeit danach aus, dass die Linien deutlich schneller in Betrieb gehen als erwartet. Bislang wurde die EBITDA-Marge für 2016/17 noch nicht gesenkt. Möglicherweise wird sie daher für 2016/17 halten, obwohl im laufenden GJ mehr Linien anlaufen als geplant.
Für 2017/18 könnte sich die EBITDA-Marge aus diesem Grund - weil die Linien möglicherweise alle 2016/17 anlaufen und die Kosten dafür dann bereits erledigt sind - noch erhöhen.
Die obige Prognose ist die Unternehmensprognose. In der jüngeren Vergangenheit wurden die eigenen Prognosen aber stetig übertroffen. Mit jedem Prozent an einer höheren EBITDA-Marge sollte sich der Gewinn letztlich um 5 Mio Euro erhöhen. Der Gewinn könnte in einem guten Szenario in 2017/18 also auch bei 30-40 Mio liegen, was ein KGV von 10 ergeben würde.
Mein Fazit: Die Aktie ist im Hinblick auf die Unternehmensqualität (Technologieführer, Top-Kunden) bzw. auf den Buchwert bezogen, klar unterbewertet. Schaut man aber streng auf das KGV der nächsten beiden Jahre spricht eigentlich vorerst nichts für eine Aufwertung. In einem schlechten Szenario kann es auch sein, dass 2017/18 die Gewinne - wegen der hohen Abschreibungen - auf ein Niveau sinken, die dann sogar eine Dividendenaussetzung möglich erscheinen lassen. Negativ ist leider auch, dass die Unternehmensführung zwar eine sehr gute Investor Relations - Arbeit macht, aber es gleichzeitig verabsäumt, sich der Börse zu bedienen bzw. diese zu nutzen. Siehe die Aussagen zum Aktienrückkauf, oder zum fehlenden Stock-Option Programm. Es gibt also kein Interesse an steigenden Aktienkursen. |