Ich stelle jetzt hier auch nochmal meinen Beitrag ein den ich heute Mittag im WO Forum veröffentlicht hatte:
Hallo,
Ich habe diese Woche nochmals meine S&T Position ausgebaut. S&T ist jetzt mit Abstand meine größte Depotposition (ca. 14% Depotanteil). Da am Montag der Conference Call ist, will ich vorher noch meinen Zukauf begründen.
- Ich spekuliere ich auf eine Bestätigung des Ausblicks
- Ich gehe auch weiterhin von einem Entscheid zum Verkauf der IT-Service Sparte im ersten Halbjahr aus.
- Darüber hinaus halte ich die Aktie für fundamental zu niedrig bewertet, sodass auch im Falle, dass obige Spekulationen nicht aufgehen die Aktie eher aufwärts- als Abwärtspotenzial bieten sollte bzw. ein gutes Langfristinvestment darstellt.
Bewertung: Ende 2017 Stand der Aktienkurs von S&T bei ca. 20€. Das 2018er EBITDA lag bei 68 Mio. €. Jetzt notiert die Aktie 30% niedriger. Das 2022er EBITDA wird bspw. von H&A auf 158 Mio. € geschätzt. Lag das EBITDA-Multiple in 2017 bei 20, so liegt es jetzt nur noch bei gut 6. Ein EBITDA-Multiple von 6 ist in Anbetracht des starken Umsatz- und Ergebniswachstums m.E. viel zu niedrig. Dies bietet große Chancen für eine Neubewertung vor allem im Hinblick auf einen Verkauf der IT-Service Sparte.
Kursentwicklung: Der Kurs kam bekanntlich durch die Short-Attacke von Viceroy/Fraser Perring stark unter Druck und fiel von knapp 20€ zunächst auf ca. 14-15€. Auf diesem Niveau erfolgten diverse Zukäufe durch Hannes Niederhauser und der Grosso Holding, die im Wert von jeweils ca. 3,5 Mio. € Aktien von S&T aufgestockt hatten. Zuletzt fiel die Aktie aber weiter auf ein Niveau von ca. 12€. Jetzt wurde der forensische Bericht von Deloitte veröffentlicht und S&T wurde in nahezu allen Anlagepunkten freigesprochen. Dennoch stieg die Aktie nur bis auf ca. 14€. Die Kursziele der Analysten liegen zwischen 28 und 31€. Der Grund für die verhaltene Kursreaktion ist, dass der Markt jetzt einige neue Risiken einpreist.
Folgende neue Haupt-Risiken werden angeführt:
- Ca. 5% des Umsatzes erzielt S&T in Russland, Weißrussland und der Ukraine. Aufgrund des Umsatzwegfalls sei die bereits gegebene Guidance von 1,5 Mrd. € Umsatz und >10% EBITDA-Marge gefährdet. Darüber hinaus könnten auch dieses Jahr wieder Lieferkettenprobleme belasten Lynxbroker
- Durch die Gefährdete Guidance sowie durch gesunkene Marktmultiples könnte S&T eventuell von dem Verkauf der IT-Service Sparte bzw. von dem Projekt Focus Abstand nehmen. 4investors
Ich halte diese Argumente für unbegründet. Folgende Chancen werden übersehen.
Aus folgenden Gründen gehe ich davon aus, dass S&T trotz des wegfallenden Umsatzes in Russland an seiner Guidance festhalten könnte.
- S&T wird im Januar 2022 nochmals massiv die Preise anheben. (Wenn ich mich recht entsinne dann wurde auf dem Capital Market Day eine 10%ige Preiserhöhung im Januar in Aussicht gestellt)
- Zu Q3 lag der Backlog auf einem Rekordwert von 1,2 Mrd. €; das Book to Bill lag bei 1,31. Es fehlt also nicht an Aufträgen.
- Im Januar gewann S&T einen 170 Mio. € Bahn-Auftrag
-§Umsatzverschiebungen aus dem Jahr 2021.
- Aufgrund fehlender Chips konnten Umsätze in 2021 teilweise nicht erzielt werden. Durch Redesigns von Chips sollten diese Aufträge auch trotz weiterhin bestehender Lieferkettenproblematiken nun verumstazt werden können.
- Der Krieg in der Ukraine führt zu einer stark steigenden Nachfrage in den Bereichen
- Defense (z.B. Rheinmetall) H&A erwartet im Defense Bereich einen Umsatzanstieg auf 100 Mio. € nach ca. 50-60 Mio. € in 2021 H&A_Research
- IT-Security
- Smart Energy (Ausbau der Netze und erneuerbare Energien)
Fazit: S&T guided konservativ und übertrifft seine Guidance meistens. Aufgrund der obigen Punkte spekuliere ich darauf, dass die Guidance weiterhin bestätig werden kann.
Verkauf des IT-Service Segments Unabhängig von der genauen Guidance gehe ich weiterhin davon aus, dass der Bereich IT-Service verkauft werden kann. Wie kleiner Chef vorhin geschrieben hat ist das IT-Service Segment nicht in Russland, Weißrussland oder der Ukraine tätig. Die Interessenten sind nicht abgesprungen. Der Verkaufsprozess war on hold da die Interessenten zunächst den Deloitte Bericht abgewartet haben. Mit dem Vorliegen der Jahreszahlen sollten jetzt konkrete Angebote eingeholt werden können. Vor dem Hintergrund von gesunkenen Marktmultiples, würde ich jetzt konservativ von einem Verkaufserlös zwischen 500 und 600 Mio. € bzw. einem 10er EBITDA-Multiple ausgehen. Falls im Verkaufsfall das margenschwächere und wachstumsärmere IT-Serivce Segment zu einem weit höheren Multiple bewertet wird wie das dann verbleibende IOT-Segment, dann muss es zu einer Neubewertung kommen. Wenn man den konservativen Fall durchrechnet: Bei einem Kurs von 14€ ist die Marktkapitalisierung ca. 900 Mio. €. Der Enterprise Value liegt bei 1 Mrd. €. Im Vergleich zu den von H&A geschätzten 158 Mio. € EBITDA (H&A_Research) liegt das EV/EBITDA Verhältnis bei 6,4. Nach dem Verkauf sinkt der EV auf ca. 500 Mio. € und das im IOT-Segment verbleibende EBITDA auf ca. 105. Das EV/EBITDA Multiple sinkt dann auf ca. 4,7. Vor allem als reinrassiges IOT-Unternehmen ist das EBITDA-Multiple dann viel zu niedrig. Setzt man für das IOT-Segment nur ein 10er EBITDA Multiple an, dann kommt man auf einen fairen Wert von gut 1,5 Mrd. € (11*105 Mio. € EBITDA + 400 Mio. € Nettocash) Wenn die dann verfügbaren ca. 800 Mio. € an liquiden Mitteln für Zukäufe, Aktienrückkäufe und Dividenden eingesetzt werden, erhöht sich das Potential zusätzlich. Für Zukäufe sind 7 targets in der Pipeline und es wird mindestens ein Closing in 2022 erwartet. Hier decken sich meine Annahmen ebenfalls mit den Annahmen von H&A:
“With this, we expect E&Y to issue an unqualified audit opinion and the audited accounts to be released without any delay on March 21. Further, the road should be clear for S&T to divest its IT Service business for proceeds of € 500-600m by mid-2022, in our view. Assuming € 500m proceeds, S&T would trade on 5x EBITDA 2022E taking the current share price of € 14.30, which highlights the value opportunity.” Ich gehe davon aus, dass H&A seine Annahmen nach Gesprächen mit S&T getroffen hat.
Gesamtfazit: Ich spekuliere auf eine positive Guidance sowie das Festhalten an dem Projekt Focus bzw. dem Verkauf der IT-Service Sparte mit einem Entschluss dazu bis Ende Juni. Falls das nicht klappen sollte, so sehe ich aus fundamentalen Gründen dennoch ein reduziertes Downside-Potenzial. Die Chancen scheinen die Risiken zu übersteigen. Nach dem Earnings Call am Montag sind wir schlauer und eventuell liege ich falsch. Wie immer verbleit ein Risiko. Aber ich bin jetzt mal so mutig und teile meine Gedanken mit Euch vor dem Earnings Call. Dies ist aber keine Anlageberatung und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Aktien. Jeder sollte sich seine eigenen Gedanken zu S&T machen.
Viele Grüße,
Johannes
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