Die Autokrise hat den deutschen Autobauer Volkswagen voll erwischt. Der Gewinn vor Steuern ist bei Deutschlands größtem Autobauern dramatisch eingebrochen - und das trotz staatlicher Absatzhilfen. Rote Zahlen schreibt VW nicht. Aber an der Dividende gehen die Zahlen nicht spurlos vorbei.
HB WOLFSBURG. Die schwere Branchenkrise hat im vergangenen Jahr auch bei Europas größtem Autokonzern Volkswagen zu einem Gewinneinbruch geführt. Das Ergebnis nach Steuern sank von rund 4,7 Milliarden Euro im Vorjahr um fast 81 Prozent auf 911 Millionen Euro. Das teilte VW am Freitag in Wolfsburg mit. Im Gegensatz zu anderen Autobauern schrieb VW aber keine roten Zahlen.
Das operative Ergebnis ging um fast 71 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro zurück, der Umsatz um 7,6 Prozent auf rund 105,2 Milliarden. Für das laufende Jahr erwartet Volkswagen bei Umsatz und operativem Ergebnis höhere Werte als im Vorjahr. Schwankende Zins- und Wechselkursverläufe würden sich aber „unverändert“ belastend auf das Ergebnis auswirken.
Der Konzern bleibt damit, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt, geringfügig hinter den Erwartungen von Experten zurück. Diese hatten erwartet, dass Bloomberg einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro schaffen würde. "Die Umsatzqualität hat in der Rezession gelitten", sagte Analyst Daniel Schwarz von der Commerzbank im Gespräch mit Bloomberg.
Die Aktionäre, darunter als größte die Porsche-Eigner, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar, müssen jedoch Abstriche bei der Dividende hinnehmen. Wegen des Gewinneinbruchs soll Ausschüttung an sie um je 33 Cent auf 1,60 Euro je Stamm- und auf 1,66 Euro je Vorzugsaktie gekürzt werden. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Überschuss von einer Milliarde Euro gerechnet.
Vorzugsaktien von Volkswagen hatten nach Vorlage der Zahlen zeitweise heftige Kursschwankungen zu verzeichnen und verloren zuletzt noch 0,53 Prozent auf 60,26 Euro - damit standen die Titel nur leicht höher als vor der Nachricht.
Laut einem Händler fielen die Zahlen insgesamt „in-line“ aus. Ein anderer präzisierte, der Umsatz liege leicht über den Markterwartungen, Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBI) und der Nettogewinn dagegen leicht darunter. „Vor allem die überraschend hohe Dividende sollte der Aktie helfen“, führte er weiter aus.
Auf wichtigen Märkten der Welt habe der Konzern Marktanteile dazugewonnen. Staatliche Absatzhilfen in den Hauptmärkten Deutschland, Brasilien und China stützten den VW-Absatz im Jahr der tiefsten Krise der weltweiten Autoindustrie seit Jahrzehnten. Geholfen hat das am Ende aber nicht. Im laufenden Jahr erwartet VW höhere Umsätze und höhere operative Gewinne, teilte VW bei der Vorstellung von Eckpunkten für das vergangene Geschäftsjahr mit. VW rechnet damit, 2010 mehr Autos zu verkaufen als im Vorjahr. Detaillierte Zahlen will VW am 11. März vorstellen.
Volkswagen betont, trotz Einbruch von Umsatz und Gewinn werde an der Strategie 18 plus festgehalten. Danach soll der Absatz in 3 bis 5 Jahren von jetzt 6,3 Millionen Autos auf 8 Millionen Stück steigen. Bis zum Jahr 2018 will VW den Absatz sogar auf mehr als 10 Millionen Fahrzeuge pushen. Der bisherigen Marktführer Toyota lag 2009 bei 7,8 Millionen Stück. VW will Toyota überholen.
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