Die Zukunftsmärkte sind hungrig nach billigen Modellen und nicht nach Porsche
China ist der grösste, aber beileibe nicht der einzige Zukunftsmarkt. Die Beraterfirma Booz & Company hat eine umfangreiche Studie über den Automarkt veröffentlicht. Sie kommt zum Schluss, dass sich die Zahl der sich im Verkehr befindlichen Autos weltweit von 672 Millionen (2008) auf 1,1 Milliarden (2013) bis auf 1,5 Milliarden (2018) steigern wird. Das bedeutet, dass bis ins Jahr 2013 370 Millionen zusätzliche Neuwagen verkauft werden, bis ins Jahr 2018 sind es gar 715 Millionen.
Das heisst allerdings nicht, dass die etablierten Hersteller sich die Hände reiben können. Wer glaubt, er könne einfach eine abgespeckte Billigversion seiner Modelle in die Schwellenländer ausführen, könnte eine böse Überraschung erleben. Die neuen Stars kommen oft schon aus diesen Ländern und heissen Tata, das 2500-Dollar-Auto aus Indien. Oder Dacia, das Billigmodell aus dem Hause Renault, das inzwischen nicht nur in Rumänien, sondern auch in Kolumbien gebaut wird und alle Verkaufsrekorde bricht.
Die Chinesen bauen selber Wagen
Selbstverständlich wollen auch die Chinesen mehr als nur Autos importieren. Sie wollen das Auto der Zukunft entwickeln und dabei Weltmarktführer werden. Gute Chancen hat die Marke BYD. Sie steht für «Build Your Dream» (Baue deinen Traum) und war ursprünglich eine Batteriefabrik. Das 1995 in Guangdong gegründete Unternehmen bestreitet inzwischen einen Drittel des Weltmarktes für Lithium-Batterien. 2003 ist hat BYD eine Autofabrik gekauft. Inzwischen ist es der sechstgrösste Hersteller in China. BYD hat ehrgeizige Ziele: Im Jahr 2015 will man die Nummer eins im eigenen Land sein, 2025 die Nummer eins weltweit.
Logisch, dass BYD dabei auf Elektroautos setzt. China hat jetzt schon grosse Umweltprobleme und ist auf saubere Autos dringend angewiesen. Das gleiche gilt für Indien. Brasilien ist führend beim Bio-Treibstoff Ethanol. Die Russen setzen auf Diesel. Nicht nur der Treibstoff wird künftig variieren. Autos werden vermehrt Teil eines Verkehrssystems werden. Zu reden gibt etwa «Better Place» des IT-Wunderkindes Shai Agassi. Er will zusammen mit Renault ein Elektroauto plus Batteriewechselstationen auf den Markt bringen. In Israel und Dänemark soll dieses System schon bald getestet werden.
Die alternde Bevölkerung hat neue Bedürfnisse
Selbst in den scheinbar gesättigten Märkten des Westens werden sich neue Chancen eröffnen. Eine immer älter werdende Bevölkerung braucht immer intelligentere Autos, die immer mehr Funktionen selbst erfüllen. Auch diese Entwicklung ist im vollen Gange. In Japan werden Autos getestet, die selbständig mit Rotlichtanlage kommunizieren und deutsche Luxusautos können bereits heute Geschwindigkeitssignale lesen. Experten rechnen damit, dass es bald hundertjährige Autofahrer geben wird. |