"Hochverzinslich" würde ich aber so ein Zertifikat am Ende auch nicht nennen. Es stimmt, dass man im Erfolgsfall eine Menge Geld verdienen kann und somit eine Rendite, die einem so schnell niemand anderes für das eingesetzte Kapital gibt.
Wie bei dir aber schon anklang, wird diese Aussicht der hohen Verzinsung am Ende mit einem hohen Risiko "erkauft". Geht man noch ein wenig weiter in die Finanzmathematik rein und rechnet mit Eintrittswahrscheinlichkeiten und Erwartungswerten, dann wird einem aber relativ schnell klar, dass das Chance-Risiko-Profil und die Risikorendite bei solchen Zockerscheinen nie auf der Seite der (Klein-)Anleger sind. Und nicht vergessen: wenn zum Beispiel die Eintrittswahrscheinlichkeit einer bestimmten hohen Rendite X bei 20 Prozent liegt, dann ist die Gegenwahrscheinlichkeit dass ihr diese Rendite nicht haben werdet bei 80 Prozent. Für gewöhnlich sind bei eurem Derivaten die Wahrscheinlichkeit und der Erwartungswert negativer Renditen sogar größer als jeder mögliche Gewinn (mathematisch: das Integral unter der Wahrscheinlichkeitskurve ist für Erträge <0 größer als für Erträge >0).
Anders gesagt: die vermeintlich hohen möglichen Renditen wenn die Anlage gut geht sind Teil der Show und sollen nur Anleger anlocken die sich das Blaue vom Himmel erzählen lassen. Während die wirkliche Rendite einer solchen Anlage (ich sage bewusst nicht "Investment") und somit die Verzinsung nahezu immer negativ ist.
Kleinanleger-Derivate sind der Versuch von Banken, eure Risikorendite abzuschöpfen die ihr normalerweise bei einem Investment in Aktien hättet. Was heißt das? Wer sich die Charts der meisten "seriösen" hoch kapitalisierten marktbreiten Aktien ansieht, der kann nahezu immer erkennen, dass sie langfristig eher steigen als fallen. Mit einem Langfrist-Investment habt ihr also das Risiko und die Wahrscheinlichkeit klar auf eurer Seite, dass ihr mit Aktien positive Rendite macht. Zertifikate und Optionsscheine hingegen sollen euch verleiten, kurzfristig hoch gehebelt auf Kursentwicklungen zu spekulieren. Das klappt zum einen schon mit Aktien eher selten, schon garnicht bei Kleinanlegern, aber bei Zertifikaten und Optionsscheinen habt ihr das Problem, dass sie entweder ausgeknockt werden oder Zeitwertverluste haben. Während der Basiswert dann mit zunehmender Zeit immer weiter nach oben geht, seid ihr angeschmiert weil euer Schein ausgeknockt wurde oder euer Faktor-Zertifikat abrupte Verluste erlitten hat von denen es sich nicht mal bei nem starken Wiederanstieg des Basiswerts erholen wird.
Ich kann nur immer wieder sagen: Lasst die Derivate-Zockerei sein. Kauft euch Aktien und lehnt euch zurück und kassiert einmal im Jahr Dividende. Oder macht mal Kasse wenn ihr wirklich zwischenzeitlich mal nen netten Kursgewinn hattet. Aber mit allem anderen wird nur euer Broker und die Emittentenbank reich. Lasst euch nicht blenden von theoretisch möglichen riesigen Gewinnen. Dass ihr diese zumindest langfristig nicht haben werdet, darauf wird sehr gut achtgegeben. |